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mer Bankvereins gemäß dem zu den Requisitions
akten Düsseldorf gelegten Kontoauszug bei Berück
sichtigung der oberwähnten Zinszahlungen auf RM.
317.160— per 31. März 1928.
Dr. Rasche. behauptet in seiner Vernehmung,
.daß weder er ° noch die Teilhaber des Barmer Bank
vereins erkannt haben, daß es sich bei der Bürgschafts-
ängelegenheit um eine heimliche und unerlaubte
Transaktion des Verwalters Thöny und der Mit
beschuldigten gehandelt habe. Aus dem Bankgeseh u.
dem Geschüftsreglement sowie aus den bei Schwei
zerischen Großbanken eingeholten Informationen habe
sich ergeben, daß der Verwalter das vollziehende Or
gan der Anstalt sei und einzig die für die Anstalt ver
bindliche Unterschrift führe.
In welcher Form Thöny sich intern die Geneh-
Migug zu seinem Handeln verschafft habe, sei dem Bar
mer Bankverein nicht' bekannt geworden, wohl aber
hatte Thöny Dr. Rasche gegenüber wiederholt erklärt,
daß er, Thöny, alle erforderlichen Zustimmungen des
Perwaltungsrates habe.
Zunächst hatte Walser bei seiner Ankunft in Ru
mänien in Erfahrung bringen können, daß bereits ein
mal in Rumänien eine Klassenlotterie bestanden habe,
die aber durch die folgenden Kriegswirren aufgelöst
worden - sei, daß ferner für die Konzessionswerbung
die Zuständigkeit des Innenministeriums gegeben sei.
Auch soll es nach der Darstellung Walsers in Ru
mänien nicht umzugehen sein, spezielle „private Ent?
schädigungen,, an einflußreiche und maßgebende Per
sönlichkeiten auszufolgen, wenn man. etwas erreichen
wolle. Es PflegL dies gewöhnlich in Anteilrechten zu
geschehen, nicht in Barbeträgen. Er habe deshalb 2
Gesellschaften gegründet und zwar eine Banca Agricola
di Romania und eine Firma Cömmerziale als Re
klamebüro, um Anteile davon an gewisse Persönlich-'
leiten auszuteilen. Barbeträge hätte er lediglich als
Vorschuß für Provisionen ein gewisser Cirtano, Ka-
birietsdirektor beim Innenministerium in der Höhe von
Lei 300.000 und ein gewisser Lupescu, damals Di
rektor'der Versicherungsgesellschaft Anker, welch Letzte
rer den Zutritt zu den maßgebenden Kreisen des In
nenministerium vermittelt habe, erhalten.
Nach den Darstellungen Walsers ^og sich jedoch die
definitive Konzessionserteilung immer und immer wie
der hinaus, offenbar, weil von einer Gegengruppe der
Finänzminister gewonnen worden sei, der sich die Be
gutachtung des Walser'schen Lötterieprojektes ausbe
dungen habe. Schließlich habe der Sturz des Mini
steriums Avarescu wiederum einen Strich durch die
Rechnung gemacht, sodann habe der Tod des Königs
und abermaliger Ministerwechsel Verzögerung gebracht
bis schließlich seine Verhaftung der unmittelbar be
vorstehenden erfolgverheißenden Konzessionserteilung
ein jähes Ende bereitet habe.
Walser will aus dem Grunde, weil sich die Kon
zessionserteilung stark in die Länge gezogen habe und
er nicht monatelang in Rumänien untätig aufhalten
wollte, in Bukarest eine Filmgesellschaft gegründet ha
ben, er habe mit seinem Begleiter abgemacht, daß
jeder die Hälfte des auf 600.000 Lei veranschlagten
Gründungskapitals einzulegen habe. Bauer habe ihm
das Filmprojekt verheißungsvoll geschildert, habe in
Aussicht gestellt, daß seine Freundin, die Schauspie
lerin Lilli Floohr als Star gratis spiele und daß auch
andere Schauspieler ohne Entschädigung sich zur Ver-.
fügung stellen würden, was eine erhebliche Kosten-
reduktion bedeuten würde. Der gleiche Film, der in
Rumänien nur auf - RM. 15.000 zu stehen -komme,
würde in Deutschland mindestens RM. 50.000 Ko
sten bedingen. ,
Die angeblich großen Gewinnmöglichkeiten ver
anlaßten Walser zur Gründung des Filmunterneh-.
Mens, betitelt Industria- Romana de Filme, an der *
Strada Lascar Catargiu Nr.8. Es sei der Film Lya!
Cerstellt worden mit einem Kostenaufwand von rund '
Frs. 100.000.—. Derselbe behandle ein breit angelegtes
Rumänisches Sujet mit Aufnahmen bis zu hundert.
Personen auf weite Entfernungen. Der Meter des
Negativs habe durchschnittlich 50 . Rappen gekostet.
Das Laboratorium, die Apparate; die Rohmaterialien
haben ebenfalls große Auslagen gebracht, fodaß.ins
gesamt in das. Filmunternehmen rund Fr. 180.000 hi- \
neingesteckt worden seien. Schließlich sei dem Filmuntcr-,
nehmen noch eine Filmverleihung-angegliedert wor
den und mit ca. 50 der ersten Kinos in Rumänien
eine Abmachung getroffen worden, wornach sie ihren
Filmbedarf nur bei der genannten Firma decken dür- !
fen. !
Ebenfalls um sich nicht untätig in Rumänien aus
halten zu müssen, also zwecks Zeitausnuhung will
Walser zwei- -Fischereipachten in der -Gegend zwischen
Giurgiü und Zimnicia übernommen haben, woraus
ebenfalls Verlust namentlich bei der .Weiterveräu
ßerung entstanden seien.
Ueber die Geldbeträge, welche Walser nach Rumä
nien zugeflossen waren, sowie über die Verwendung
derselben durch Walser geben wenigstens annähernd
folgende Darstellungen Auskunft:
Außer den RM. '300.000, gestützt aus die Garantie
der Landesbank "vom Barmer Bankverein zur Verfü
gung gestellt, erhielt Walser später sukzessive weitere
Beträge nach Bukarest übermittelt, nämlich:
Frs. 12.000 vom Schweizerischen Bankverein Zürich
überwiesen, wurden Anton Walser
durch die Banca Cömmerziale Italia-
na in Bukarest am 20. September1927
ausbezahlt.
RM. 8.000 wurden Walser am 18. Oktober 1927
überwiesen. Die Einzahlung war durch
die Dresdener. Bank in Berlin erfolgt.
Die Auszahlung nahm wiederum die
. Banca Cömmerziale Italiana. vor.