Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

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klärte, der Derwaltungsrat- war- ich in gewissem Sinne, 
ich habe in der Praxis auch bei durchaus normalen Bank 
geschäft fast, ständig so gehandelt, daß ich die Geschäfte ab 
floß und dann hat man stillschweigend nachträglich diese 
Positionen einfach genehmigt. Ich glaube nicht, daß man 
diese Aufklärung des Verwaltungsrates und alles, was 
drum lind dran ist, heranziehen darf, um daraus Schuld 
argumente gegen. Meinen Klienten zu konstruieren. Wenn 
man keine soliden Argumente in dieser Richtung hat, sollte 
man .auch nicht die flucht zu Indizien nehmen, wie' es 
hier geschehen. Der Herr. Staatsanwalt sagt, es ist doch 
auffallend, das; man erklärte, keine Wechsel in der Nähe 
von Liechtenstein zu placieren. Da wollte man eben.ver 
hüten, aaß diese unsauberen Machenschaften in der Nähe 
bekannt würden und dann in ' weitere Kreise dringen. 
Allein diese Abmachung wurde nicht mit Carbone getroffen, 
sondern nur mit Alexander Justus. Ich sage'ferner zur 
Entlastung meines Klienten, eine solche Abmachung hatte 
für Carbone überhaupt keinen Sinn. Er. kannte- Land 
und Leute hier sa gar nicht, er hatte in der Nähe.' Liech 
tensteins keine Beziehungen, er kam also gar nicht in Ver 
suchung diese Wechsel in allernächster Nähe der Landes 
bank placieren zu wollen. Für.ihn war es ohne weiteres 
gegeben, die Wechsel zu placieren, wo er seine Beziehun- 
hatte, kn Berlin, Paris, London etc. Allein auch' wenn 
er einer solchen Vereinbarung. zugestimmt hätte, so hatte 
für ihn das nichts auffallendes. Ist es doch sehr oft der 
Fall, daß eine Bank geschäftliche Gründe dutzendfacher 
Art - hat warum sie keine Placierung in der Nähe ihres 
Sitzes wünscht. Die Bank kann gleiche Geschäfte in näch 
ster .Nähe schon .behandeln und will darin nicht rgestört 
sein. Sie hat in gleicher Sache schon eine Aktion selber 
in der Nähe eingeleitet und will keine Durchkreuzung 
seitens Dritter. Es gibt so viele Momente wirtschaftlicher 
Erwägung, die die Bank zu diesem Vorgehen bestimmt ha 
ben inochte, daß man aus diesem Moinent einer sogenann 
ten Vereinbarung, in der Nähe von Vaduz keine Wechsel 
zu placieren, keine böse Absicht, kein Schuldargum.ent 
konstruieren darf. Wie gefährlich dieses Hausierten mit 
Wechsel durch' eine Reihe Dritter oft ist, das sehen Sie 
sehr plastisch aus dem Briefe des Bankhauses Frankl, 
Aktenmappe VI, Fasz. 2, Akt. 1006, Blatt 18a, wo auch 
dieses Institut reklamiert, man hausiere zu viel mit diesen 
Wechseln und damit-gehen automatisch «so undjso viel 
Geldgeber verloren". Es hätte- also einen sehr vernünfti 
gen kommerziellen Grund' gehabt, wenn man derart die 
Wechselplacierung in Liechtenstein seitens der Landesbank 
verboten hätte. 
Aehnlich wvrnte der Brief. der Anschlußbank, den 
ich zitiert habe. Nun kommt das Weitere. Die An 
klageschrift sagt ferner, Tarbone hätte wissen müssen, daß 
aus Wechseln solcher Art- und .Menge die Bank zu, 'Scha 
den komme, weil niemals die Möglichkeit bestand, der 
artig kontrahierte Schulden und Beträge zurückzuzahlen. 
Also auch aus dieser Unhäufung . von Schulden, von 
Darlehensbeträgen, Wechselverpflichtungen mußte Car 
bone erkennen wie verbrecherisch die ganzen Veranstaltun 
gen waren. Meine Herren, auch dieses Indizium stimm 
nicht. Grundlage und Grund-auffassung aller Geldbeschaf 
fung war: die großen Geschäfte Walser's ,und -nie ha 
Man Carbone anderes berichtet. Aus diesen großen Ge 
schäften Mit ihren riesigen Nutzen konnte man leich- 
terdings hoffen, genügend Beträge, flüssig zu machen-, : 
um diese Schulden zni tilgen, alles aus der damaligen 
2age der Dinge heraus gesehem Und für Herrn Car- 
bone stand noch die Auswertung seiner. Patente in ■ 
Frage, wobei er festen Willens war und concrete Unter- . 
lagen besaß, um daraus die Rückzahlung nach seiner da 
maligen Auffassung leichthin machen zu können. Ich ; 
glaube nicht, -daß man daher aus der Höhe der kontra- j 
hielten Schulden irgendwie ein Indizium für die Schuld 
gewinnen kann. Vielleicht Macht man jedoch diese gan 
zen Ausführungen illusorisch durch den einfachen Hin 
weis, wozu alle diese Bemerkungen, alle, diese Versuche 
der Reinwaschung Carbone's, der doch ein glattes Ge 
ständnis abgelegt hat. Das stimmt, daß mein Client am 
9. Januar 1928 ein Geständnis schrieb und daß er am 
4. Januar 1928 einen sogen. Drohbrief entwürfen, b^w. j 
auf sein Pult gelegt hat. Darauf, so schließt man, ist > 
doch klar , ersichtlich wie er die Sache sich gedacht und ' 
angesehen hat. Allein auch in dieser Richtung glau 
be ich, kann man den guten Glauben meines Klienten 
nicht zerstören. Es ist richtig, Carbone hat ein sogen. 
Geständnis abgelegt dm 9. Januar 1923, wo er an 
erkannt,, was überhaupt anzuerkennen in dieser Lage nur 
möglich' war. Wollen Sie sich aber folgendes verge 
genwärtigen. Die Entstehung dieses Geständnisses. Herr. 
Beck diktiert dem Carbone das Geständnis, das dieser 
unterschreiben soll, Bet ist auch Redaktor dieses Ge 
ständnisses, stilistisch und inhaltlich macht er die Sache, 
schon das ist nicht ganz alltäglich Wo inialler Welt läßt 
sich jemand, der nicht ganz unter dein Einflüße eines an 
dern steht, so etwas in seinem eigenen Büro in Gegen- , 
wart seines eigenen Bürofräuleins so leicht gefallen. ! 
Und nun bedenken Sie, daß kurz vor' diesem sogen. Ge- ; 
ständnis, nicht wie der Herr Staatsanwalt sagt, ein Hand- l 
gemenge zwischen diesen Beiden stattgefunden hat, son- - 
dein daß, wie Hjerr Beck gestern mit' solcher Wohl- 
lust sagte, er meinem Clienten ,,g'hörig uf de. Grind 
g'he hat", das Tintenfaß ihm an den Schädel schmiß 
und dabei einen' epileptischen' Anfall' erlitt, vor dem 
jedermann, der dies je gesehen, förmlich graut. Nun ' 
ist die Cache einfach so, wer hat die stärkern Knochen 
wer hat die besseren Nerven. Der Eine wird dann nicht > 
widerstehen, ein solches Geständnis zu unterschreiben, der 
Andere wird es glattweg ablehnen und den Kämpf'auf- ! 
nehmen. Aus einer solchem Situation ein Geständnis : 
herzuleiten geht meines Erachtens nicht an. Nun hat : 
Herr Beck freilich gesagt, er habe alles in Ruhe mit.j 
Carbone -abgemacht und wie er es zu tun pflege, vor- - 
her nochmals' ruhig geschlafen und erst später bann das j 
Geständnis von Tarbone unterschreiben lassen. -Die Dar 
stellung Carbone's ist etwas anders. Sei- dem wie ihm - 
wolle, dann kann Man Beck nur antworten, wenn es 
ruhig war, dann war es die Ruhe vor einem neuen Ge 
witter, die Ruhe vor neuen Prügeln, die Ruhe vor neuen - 
Anfällen. Unter solchen- Gedanken stand damals der- ! 
jenige, von dem wir heute wissen, wie unendlich sen- ! 
sibel dieser -Mensch ist — und daß er derarttg reagierte : 
und willenlos der ganzen Geschichte gegenüberstand, kann - 
uns nicht wundern. Meine Herren, das in formeller Rich 
tung. Aber auch materiell, sagt Ihnen dieses sogen, s 
Geständnis etwas? Gr habe unter falschen Angäben ‘ 
Darlehen bewirkt und in betrügerischer Art und Weise
	        

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