Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

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Kredit in Anspruch nimmt, nicht sagen, aber Hr. 
Direktor, haben.Sie'die. Sache in Ordnung mit 
dem Verwaltungsrat, das wird er Sorge des Ver 
waltungsrates sein lassen. Das wäre ungerecht und 
Unbillig-, in dieser Beziehung dem Kreditnehmer 
noch eine besondere Delinquenz aufzuerlegen. — 
Meine Herren, was die. Bürgschaft anbelangt, so 
wissen wir aus d-en Akten und insbesondere aus 
den Depositionen Brugger und Bankdirektor Köp- 
pel von der Genossenschaftsbank in St. Gallen, 
daß von 20.000 frcs. auswärts die Erhöhung 
der Bürgschaftsverpflichtung der SParkafsa über 
haupt vorgenommen worden ist, ohne Zutun Wal 
sers. Er war damals in Rumänien. Herr Direk 
tor Köppel spricht die Meinung aus, daß Brug 
ger, der offenbar auch Verhandlungen mit der 
Genossenschaftsbank geleitet hat, derjenige gewe 
sen ist, der sukzessive die Erhöhungen der Bürg 
schaft 'erwirkt hat. Das kann auch dem Betrage 
nach nicht einfach aus Aas Schuldkonto des Anton 
Walser gesetzt werden. Nun die ganz, wichtige 
Feststellung^ daß es sich eben herausgestellt hat,, 
daß während der Abwesenheit Walsers in Rumä 
nien sein Kompagnon Brugger eine Mißwirtschaft 
geführt, hat. Wir haben jene Erklärung Bruggers 
die er Anfang 28 oder Ende 27 üebr sein Verhalten 
über feine Tätigkeit in der Fr. in Abwesenheit Wal 
ser gemacht, vollinhaltlich entgegengenommen und 
in jener Erklärung hat Brugger sich in allen 
Teilen als schuldig erklärt und hat gesagt, pec- 
cavi. Meine Herren, das. konnte Walser nicht zum 
voraus wissen, er d urste doch nicht zum voraus 
annehmen, daß er einen Kompagnon hat,, per seine 
pflichten nicht erfüllt, der in hintergeht, 'wenn er 
abwesend ist. Diese Feststellungssache scheint mir 
wichtig zu sein im Sinne einer Entlastung des 
Anton Walser hinsichtlich seines Wissens über den 
Stand der Kreditwürdigkeit der Firma Walser 
und Brugger. Wenn ich zu den Wechselangelegen 
heiten übergehe, so möchte ich vorab versuchen, 
das Verhältnis zwischen Walser und Nico Beck 
in etwas abzuklären. Es geht nicht an, wie es 
versucht worden ist, und speziell bei den Psychia 
tern versucht worden ist, Nico Beck gegenüber den 
Psychiatern einfach als Opfer Walsers hinzustel 
len Walser übernimmt seinen Teil der Verant- 
tung, aber mit fremder Verantwortlichkeit sich 
beladen zu lassen, d agegen verwehrt er sich mit 
Recht. Meine Herren, ich verweise auf das Er 
gebnis der Beklagten-Einvernehmung hier vor 
Gericht, Sie haben.gewiß mit mir aus» der' Ver 
nehmung von Beck die Ueberzeugung gewonnen, 
daß Beck an Intelligenz, an Geschäftserfahrung 
und speziell in Kenntnis der Dinge, die mit sol 
chen Wechselgeschästen zusammen hängen, alle An 
deren- drei, inkl. Walser um Kopfeslänge über 
ragte und ich stelle fest, daß auch die Frage,, die 
ich letzten Samstag morgen an Niko Beck gestellt 
habe, ob er den Weg gewiesen habe,. Geld auf dem 
Wege, der Wechsclbegebung zu beschaffen, ob er 
diesen Weg .gewiesen hat, er hat das. der Wahr 
heit gemäß bejaht. Ich hatte die gleiche Frage 
schon an Franz Thönh gestellt, werden den Weg ge-s 
wiesen hat, er hat erklärt, er möchte mit der Be 
antwortung Der Frage warten bis Beck anwesend 
sei, die Frage wurde verschoben bis Niko Beck 
anwesend war, und sie wurde von ihm bejaht. 
Woher hätte Walser diese Art des Geschäf 
tes kennen sollen? Der Staatsanwalt hat sich 
Mühe gegeben, die Möglichkeit dieses Verhaltens 
zu konstruieren aus seiner ehemaligen Tätigkeit 
als Diurnist auf der hiesigen Spar- und Leih 
kasse. Der Versuch mußte mißlingen, denn es ist 
klar, daß Diurnisten und Lehrbuben mit solchen 
Angelegenheiten nichts zu tun haben. Aber für 
Beck, das haben wir aus seinen Darlegungen zur 
Evidenz entnehmen können, für Niko Beck war 
das keine terra incognita, absolut vertrautes Land, 
in dem er sich leicht zurecht fand. Es wäre unrich 
tig und den Tatsachen nicht entsprechend, wenn 
man die.Sache so auffassen wollte, als ob' Niko 
Beck mit Bezug aus diese Wechselangelegenheiten 
nur der Geschobene von Walser gewesen wäre. Sie 
haben gewiß auch mit mir die Ueberzeugung ge 
wonnen aus dem Verlauf des Beweisverfahrens, 
daß im weiteren Verlause über jene Transaktio 
nen Nico Beck selbständig gehandelt hat, unab 
hängig gehandelt hat. Er konnte das tun, weil 
er sich auf den Markt verstand und es ist auch 
beizufügen, daß die hauptsächlichsten Wechselge-. 
schäfte der bekannten Art abgeschlossen worden 
sind, getätigt worden sind überhaupt während 
der Abwesenheit Walsers in Rumänien, ohne sein 
Wissen und ohne seine Kenntnis. Meine Herren, 
Ich will noch mit einem Worte die Umstände be 
leuchten, unter denen diese Wechselbegebungen 
überhaupt ihren Ansang genommen haben. Das 
war, wie wir wissen, in dem Zeitpunkt der Ab 
reise Walsers nach Rumänien. Er reiste über 
Zürich und wir wissen, daß er dort mit Nico Beck 
zusammenkam. Ganz abgeklärt wurde die Fra 
ge nicht, wer die ersten Wechselformulare zur Ver 
fügung gestellt hat, aber wir wissen doch soviel 
aus den Vernehmungen, daß Nico Beck. dessent 
wegen an Thönh telefoniert hat und solche For 
mulare gewünscht hat. Ja, das hat Franz Thönh 
bestätigt und wir wissen weiter soviel, daß der 
Aufenthalt Walsers in Zürich nur von ganz kur 
zer Dauer war, von einem Zug zum andern und 
das hat Herr Walser erklärt und es scheint mir, 
daß-das Beweisverfahren ihm in dieser Richtung 
Recht gibt, daß ihm'-ne Formulare, von Beck un 
terbreitet worden sind. Das hat auch Beck.nicht 
bestritten oder vielleicht sogar ausdrücklich bestä 
tigt, daß sie ihm unterbreitet worden find und 
daß er s ie mit der Unterschrift versehen hat.. Ich 
stelle fest, daß damals ein Akzept der Landesbank 
nicht darauf stund, die Unterschrift Walsers war 
die einzige, die aus dem Wechsel stand in dem 
Moment, wo er jene 4 Wechsel vor der Abreise Beck 
in die, Hände gegeben hat. Meine Herren, das 
entspricht nun dem Wunsche Walsers, daß mit 
diesen Wechseln versucht wurde, Gelder zu beschaf 
fen, um Thönh aus der. Geldverlegenheit zu hel 
fen, auf seine Verantwortung hin, auf seine Has-
	        

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