Walser über Rumänien und die dortigen Verhandlungen und
Bemühungen gesprochen worden ist,- daß das Erfindung sei.
das ist -ausgeschlossen. Wir müssen aus Grund der' jetzt vor
liegenden Akten anerkennen, daß die Sache in Rumänien,
wie man zu sagen pflegt, Hand lind Fuß hatte und daß die
Erteilung der Konzession ganz zweifellos in allernächste Nähe
gerückt gewesen ist. Wir dürfen uns auf das optimistische
Schreiben Bauers, auf sein Telegramm — beides ist verlesen
worden — Ende 1926 aus Bukarest. nach Vaduz berufen.
Es ginge zu weit, wenn man heute Rückschau halten würde,
und in Erkenntnis dessen, was inzwischen gegangen ist, wie
sich Bauer inzwischen entpuppt hat, es ginge zu weit zu
sagen, daß man schon damals, Ende 1926, Georg Bauer für
einen Gauner hätte halten müssen, auf dessen Zusicherungen
und Versprechungen nicht abgestellt werden dürfte. Das ginge
zu weit. Walser -hatte den Bauer als Vertrauensmann, als
gewandten Unterhändler an der Hand, als Berater und nota
bene als Fachmann in Fragen von Lotterien. Er hatte damals
keinen Grund, zu urteilen, daß Bauer des Vertrauens un
würdig sei, daß das ein Subjekt sei, auf dessen Wort man nicht
vertrauen könne.
Man kann daher Walser mit Recht einen Vorwurf nicht
machen, wenn er unter den damaligen Verhältnissen auf
diesen Bauer vertraute und das glaubte, was ihni Bauer in
Aussicht stellte, lind was Bauer in Aussicht stellte, war nicht
mehr und nicht weniger, als die unmittelbar bevorstehende
ministerielle Konzession des Lotterieunternehmens. Meine
Herren, wäre das gelungen, was damals der Erfüllung so
nahe war, dann säße Walser nicht auf der Angeklagebank,
sondern dann würde er vielleicht als Retter und Vater des
Vaterlandes gefeiert werden.
Dann, meine Herren, zu der Annahme, der auch irgend
wo Ausdruck gegeben worden ist, Walser hätte dann mit dem
Gewinn aus der Lotterie machen können was er hätte wol
len, mit anderen Worten, dann hätte er sich Liechtensteins, der
Kasse und seines Freundes- Thöny nicht mehr erinnert. Das
darf man nicht behaupten, das darf man nicht Präsumiereu.
Wir wissen, daß dann die Erledigung hinausgeschoben wurde
durch widrige Umstände, die außer der Macht der Petenten
lagen, durch den Tod des Königs, durch den Sturz des Mini
steriums Äverescu uud durch den Eintritt neuer Ministerien,
die ziemlich rasch mifeinanderfolgten, und die offenbar Not
wendigeres und Dringenderes zu tun hatte,» als sich mit die
ser liechtensteinischen Lotterie-Angelegenheit zu befassen. Ab
gesehen davon, waren diejenigen, bei denen in der in Ru
mänien üblichen Form Vorarbeit geleistet wurde, vom Schau
platz verschwunden, mit jenen Vorarbeiten, die, ltric wir wis
sen, Geld gekostet hatten, sodatz wieder neu begonnen wer-
den mußte. Diese Ereignisse bedingten naturgemäß eine
neue Hinausschiebung der Erreichung des Zieles. Nun, was
sollte in der Zwischenzeit geschahen? Jetzt verläßt Bauer sein
Gebiet, auf dem er Fachmann war, nämlich das Lotteriege
schäft und hat dem Walser eingeflüstert, in der Zwischenzeit
müsse man mm ein Filnigeschäft in die Welt setzen. Da sei
schwer Geld zu verdienen und damit könne man die Scharte,
die durch die Verzögerung der Konzessions-Erteilung wieder
auswetzen. Walser hat geglaubt und hat die Hand geboten
und. hat die Mittel zur Verfügung gestellt aus den gewährten
Krediten, aus den von der Landesbank verbürgten Krediten,
Kiese Filmgesellschaft zu finanzieren. Ueber diese Filmgesell
schaft sind wir wenig orientiert — das gebe ich zu —; bie
Schuld daran ist die Verweigerung der Rechtshilfe seitens
der rumänischen Behörde. Wir wissen aber doch wenigstens
aus den Berichten des Hugo Thöny so viel, daß Hugo Thöny
der. Delegierte des Verwaliungsrates dieses Unternehmens
gewesen ist; daß er die Buchführung für dieses Unternehmen
besorgte, und es ist eine Information zur Verlesung gelangt,
aus der hervorging, daß die Chancen, die Situation dieses
Filmunternehmens nicht als ungünstig bezeichnet worden
sind. Diese Information ist dem Gerichte zur Kenntnis ge-
bracht worden. Furchtbar viel Geld hat offenbar die Schaf-
fung des sogenannten Lya-Films verschlungen; unverhälsins-
inäßig viel Geld, zirka 200 000 Franken, und man ist leider
Gottes nicht dazu gelangt, das in diesen, Film investierte
Kapital nun auch — wie soll ich sagen — zu sructifizieren,
auszubeuten, weil inzwischen dann die Katastrophe eingetre
ten ist. Heute wissen wir, wo der Film ist, und ich denke, Dr.
Budschedl wird davon Kenntnis genommen haben, und wir
wünschen nichts sehnlicher, als daß dieser Film dazu dienen
möge, das Land und die Kasse doch noch einigermaßen schad
los zu halten. Ob das geschehen kann und in welchem Um
fange, das vermag ich nicht 31t beurteilen. Es wäre sehr zu
wünschen gewesen, wenn beim Eintritt der Katastrophe, im
Juni 1928 man von hier dieser Sache, wie der rumänischen
Klassenlotterie eine verinehrte Aufmerksamkeit geschenkt hätte;
wenn man nicht bloß bis Budapest, sondern bis Bukarest ge-
fahren wäre, um nach dem Rechten zu sehen, uni dort zu ret
ten, was zu retten ist. Warum man nicht hinuntergefahren ist,
warum man auf dem halben Weg Halt gemacht hat, das
weiß ich nicht; ich vermag es nicht zu beurteilen. Nun, meine
Herren, ist es richtig, daß die Mittel für dieses Unternehmen
in Rumänien flüssig gemacht werde,: konnten beini-Barmer-
Bankverein dank der Bürgschaft, welche Thöny für die Spar
kasse zu Gunsten des Walsers eingegangen ist im Betrage von
300 000 Mark. Aber, meine Herren', kann man nun sagen,
hier sei Walser der Anstifter gewesen? Man hat gemeinsam
Rat gehalten. Walser hat an jenem Sonntag dem Thöny
die Sache vorgelegt. Die Leute sind da und wenn die Bürg
schaft geleistet wird, kann der Betrag für die Zwecke unserer
Klassenlotterie flüssig geinacht werden; was. wollen wir nun
tun. Das war eine durchaus selbständige Entschließung, nicht
eine aus Anssiftung erfolgte Entschließung des Hern, Thöny.
Wenn er sich mit dem Justizrat des Barmer Bankvereins in
das Bureau der Sparkasse begab und nicht in Anwesenheit,.'
sondern in Abwesenheit Walser's den fraglichen Bürgschein
geschrieben und unterschrieben hat. Gewiß hat Walser dem
Thöny die Sache vorgelegt. „Was meinst Du zu der Ge
schichte?" wird es geheißen haben, und dann hat n,an sich
ohne Anstiftung, eben weil man die Notivendigkeit empfand,
un, dieses Unternehmen der rumänischen Klassenlotterie z»
finanziere», auf feiten Thönys zur Unterzeichnung des Bürg
schaftsvertrages entschlossen. Ich glaube nicht, daß man da !
von einer Anstiftung sprechen kann. Die Entschließung ergab
sich aus eigener Ueberlegung, sie ergab sich aus dem Be
streben. aus der eigenen Schwierigkeiten herauszukommen,
»in mitzuhelfen, Mittel herbeizuschaffen, um den Weg zu :
finden, um aus diesen Schwierigkeiten herauszukommen. Es
ist richtig, daß in einem gewissen Zeitpunkt von Walser an
den Barmer Bankverein telephoniert worden ist, als ob die
Konzession erteilt worden sei. Damit der Barmer-Bankverein
den Kredit freigibt. Es ist, glaube ich, nicht ernstlich mehr zu
bezweifeln, daß jenes Telegramm nicht von-Walser ausging,