Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

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sondern ich stelle auf das ab, was man im Lande selbst ge 
dacht hat. Meine Herren! Ich hätte darüber Fragen stellen 
können an den Herrn Regierungschef, ich wollte es nicht um. 
Ich wollte ihn nicht in dieser schwierigen Situation vor Liese 
Frage stellen. Wir haben Richter hier, die das wissen. Ich 
brauche niemand zu fragen, ich kann mich auf das Wissen der 
Richter berufen dafür, daß Walser nicht nur eine Bierbank 
politik gewesen ist, sondern in seiner Politischen Betätigung 
im Ländchen die Interessen des Landes zu vertreten suchte, 
daß -er nach seinem Wissen nnd nach seinem besten Wissen 
glaubte, im Interesse seiner Heimat zu handeln, und es ist 
mir gesagt worden, daß mit Bezug auf die Frage der Zufüh- 
rung neuer Verdienstquellen, der Zuführung von Handel und 
Verkehr in das Land Walser dem Lande sehr gute Dienste 
geleistet habe. Das wollen wir nicht ganz vergesse», auch wen» 
es der Gemeinderat von Vaduz in seinem Leuinundsbericht 
komplett vergessen hat. Ich nehme an, daß, wenn Walser 
der Mann gewesen wäre, ivie er uns aus dem Leumiuidsbc- 
richt des Gemeinderates von Vaduz entgegentritt, der des 
gleichen tut, als ob man ihn kaum gekannt habe, dann wäre 
nicht anzunehmen, daß er, wie ioir wissen, jeweils mit einer 
großen Stimmenanzahl in die Gemeindebehörde nnd in den 
Landtag gelvählt worden ist. Das war doch die Quittung des 
Volkes für gewisse Verdienste, und ich glaube auch noch eines 
sagen zu dürfen, Walser war nicht nur ein Freund in Worten, 
sondern er. war auch fähig, seine Person für die Interessen 
des Freundes einzusetzen, und das hat er hier getan, wenn er 
sich nun daran machte, aus den Trümmern der Zentrofag 
für das Land doch noch etwas herauszuretten. Er hätte da 
mals sagen können: ivas soll ich mich um diese Sache weiter 
kümmern, was geht es mich an, lassen wir der Sache den Lauf. 
Das Land selber ist ja bei diesen beiden verkrachten Lotterien 
nicht schlecht gefahren. Auch er wußte, was wir aus dein Be 
richte der Regierung wissen, daß für das Land aus der ersten 
Lotterie Fr. 86 768.51 Reineinnahmen resultierten und aus 
der zweiten Fr. 121 264.84 Reineinnahmen, so daß beide 
Lotterien Totaleinnahmen Fr. 208 393.35 ergaben. Diesen 
Zahlen sind in diesem Berichte die Ergebnisse der Steuern 
gegenübergestellt, die für das Jahr 1924 beispielsweise 
168 774 Franken ausmachten und für das Jahr 1926 nach 
der Reduktion der Steuersätze noch Fr. 86 904.34. Wir kön 
nen also an Hand dieser amtlichen Dokumente nachweisen, 
daß die Reineinnahmen des Landes aus diesen beiden Lot 
terien die Erträgnisse der Landessteuern nicht nur erreicht, 
sondern überschritten haben. 
Also, Walser hätte sich sagen können: was kümmere ich 
nach darum um diese Sachen. Das hat er nicht getan. Was 
nun zwischen Walser und Thöny beraten Und besprochen 
wurde, das tut zur Sache nichts. Das ist auch nicht näher ab 
geklärt worden. Aber das ist sicher, daß sich in jenem kriti 
schen Momente dann Walser einsetzte in gutem Glaubeir und 
in der . guten Absicht, die Interessen der Kasse und seines 
Freundes Thöny und damit auch die Interessen des Landes 
zu schützen und zu fördern. 
Nun, meine Herren, hat. der verehrliche Herr Staats 
anwalt irgendwo.geschrieben,. daß gerade der Umstand, daß 
man nach Rumänien, an. den. Balkan gefahren sei, schon auf 
schlechte »Absicht schließen lasse. Das ist nicht richtig. Was 
bleibt für ein anderer Wegraffen? Die Schweiz war verram 
melt, in den anderen benachbarten Staaten haben sie eigene 
Lotterien nnd daher auch das Interesse,- fremde Lotterien 
nicht hereinkommen zu lassen. Da bot sich.eben -Rumänien 
als da§ Land dar, das in jener-Zeit keine Lotterie, mehr 
hatte, Wohl früher schon welche hatte, aber gerade in jener 
Zeit keine mehr hatte. Welches waren die Schwierigkeiten 
der hiesigen Lotterie? Das ist einwmidfrei durch das. Be 
weisverfahren festgestellt worden, daß diese Schwierigkeit da 
rin bestand, daß man für die Lose kein richtiges Absatzgebiet 
hatte. Das war die Schwierigkeit, das war das Verhängnis. 
Liechtenstein war zu klein, und die Schweiz hat den' Kollek 
teuren die Türe vor der Nase zugeschlagen, besser gesagt, sie 
hat diejenigen, die sich um die Interessen dieser Lotterie be 
müht haben, vor den Richter zitiert nnd bestraft. Es hat nichts 
Auffallendes, es war der Sache angemessen, wenn man .sich 
für Rumänien' entschlossen hat, und das war die. Meinung 
noch gescheiterer Leute, als Herr Walser es. ist. Das war die 
Meinung von Bankleuteu, die sich eventuell um die. Sache 
interessiert hätten, Würzweiler beispielsweise, der gar keinen 
Anstoß daran genommen hat, daß die Sache nach Rumänien 
verlegt werden wollte. Das beweist insbesondere das Ver 
halten des Barmer Bankvereines. Meine Herren, beim Bar 
mer Bankverein sind diese Direktoren und Justiziare keine 
Hirtenknaben nach schweizerischem und liechtensteinischem For 
mat, sondern das sind gerissene Finanzleute, und wenn die 
sich für etwas interessieren, so darf man immer annehmen, 
daß sie die Sache für empfehlenswert halten, sonst lassen sie 
dip Finger davon. Auch diese haben keinen Anstoß daran ge 
nommen, daß man sich für Ruinänieu bemüht, sondern im 
Gegenteil, wir können konstatieren, daß der Barmer Bank- 
verein in durchaus seriöser und einläßlicher Weise alle Vor 
aussetzungen mitschaffen helfen wollte, die notwendig waren, 
um in Rumänien das Projekt in die Tat umzusetzen. 
Meine Herren, wenn man Walser vorhalten könnte, die 
Geschichte in Rumänien ist ein glatter Schwindel, ja dann 
glaube ich, müßte ich anders sprechen. Aber das Gegenteil 
trifft zu. Sie haben gewiß, meine verehrten Herren Richter, 
aus dieser mehrtägigen Beweisaufnahme mit uns die Ucher-. 
zeugung gewonnen, daß die Sache in Rumänien eine durchaus 
ernst zu nehmende und seriöse Angelegenheit gewesen ist. Das 
geht in erster Linie hervor aus dem einläßlichen Vertrag, den 
der Barmer Bankverein mit Walser abgeschlossen hat, eist' 
Vertrag, der bis in das kleinste alle in Betracht kommenden 
Fragen regelt. Das geht aber auch insbesondere hervor aus 
dem) was in Rumänien selber gegangen ist. Leider hat Ru- 
mänien es abgelehnt, unter nichtigen Vorwänden abgelehnt, 
in unserem Falle Rechtshilfe zu leisten. Niemand hat das 
mehr bedauert, als Walser selber. Wäre Rechtshilfe geleistet 
worden, wären die Verhältnisse zu Gunsten Walser, das bin 
ich fest überzeugt, noch inehr abgeklärt worden, als sie cs 
heute sind. Aber heute wissen wir wenigstens, daß ein Ver 
tragsentwurf existiert, der vor Ihrem Gerichte verlesen wor 
den ist, ein Vertragsentwurf mit dem rumänischen Ministeri 
um des Innern, der. auch aus dem Ministerium gekommen 
ist, der, wie wir uns überzeugen mußten, alle Detailfragen 
für die Gewährung der Konzession für dieses Lotterieunter, 
nahmen regelt. Wir haben ja die Visitenkarte des Kabinett- 
chefes des Ministeriums des Innern gesehen, wo auf einen 
bestimmten Tag Herr Walser zu einer offenbar entscheidenden 
Konferenz in das Ministerium des Innern eingeladen wird. 
Das sind Tatsachen, die es ausschließen, etwa anzuneh 
men, daß das, was in Rumänien gegangen ist, was von
	        

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