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stände der -BürgschaftsAbernahme voll verantwortlich
zu, machen sei und insbesonders deswegen voll verant
wortlich zu machen, weil im Jahre 1928, als infolge der
unglücklichen Wechseloperationen die Genossenschaftsbank
den Kredit, kündigte, er. Thöny ersuchte, den gesamten
Betrag, den er, bezw. die Firma, der Genossenschafts
bank schulde, zu zahlen. Damals ersuchte er ihn, die Zah
lung Zu leisten,'damit einerseits es nicht zum Falliment
der Firma Walser und Brugger komme und andererseits
damit diese Machenschaften nicht auskommen, jene Ma
chenschaften, die Thöny zum Schaden der Landesbank
durchgeführt hatte. Es mutz aber angenommen werden,
daß er um diese Zeit zumindest für den Betrag, der
50,.000 Fr. übersteigt, mitschuldig wird und verantwort
lich wird, daß er veranlaßt hat, und verantwortlich für
den. gesamten Kredit von 50,000 Franken. Dem Direk
tor Köppel erschienen diese Bankgeschäfte als vollkom
men normal, weil angegeben war, daß der Landesbank
hinreichende Sicherheit durch Rückbürgen geleistet wor
den. sei. . . . >'
■ Wie erwähnt, hatte Walser dem Niko Beck Blanko-
Akzepte üi. ergeben, damit er einen Betrag von 100
bis 200,000 Franken beschaffen könne, tunlichst rasch noch
bevor die Kontrolle komme, weil Thöny ihm gesagt vor
der Abreise: Was soll ich machen, wenn die Kontrolle
kommt? Niko Beck bemühte sich, mit den Blankoakzep
ten Geld aufzunehmen. Dias war' ihm und Walser klar,
das; lediglich die Unterschrift' Walsers auf irgend ei
nem Akzept niemals die Garantie dafür sein konnte, daß
Geld gegeben wurde und Absicht und voraus verab
redete Bereinbarung'war es, daß die Unterschrift der Lan
desbank beigegeben werden sollte, damit mit der Kre
ditfähigkeit der Landesbank Geld ausgenommen werde.
Zuerst erfolglos suchend, traf Beck dann aus Simon
Lombard in Zürich. Der verwies ihn an Joh. Fried.
Zwity. Fabrikant in 'Malans, der sich bereit erklärte, das
-Geschäft so durchzuführen. Lr selbst gibt als Zeuge an, daß
ihm damals gesagt wurde, es bestehe die vollständige
Genehmigung des Verwaltungsratcs zur Durchführung
der Transaktion; weil er sich vorher vergewissern woll
te, ließ er sich einen Handelregisterauszug kommen, auf
dem der Name Ospelt — zufällig gleiche Namen zwischen
Cerichtsschreiber - und Vizepräsident des Verwaltungsra
tes — figurierte. Ta wurde ihm gesagt, das sei die
oberste vorgesetzte Behörde. So war er nun in Sicherheit
gewiegt und Zwicky diskontierte den Wechsel von Fr.
100,000. wovon 1200 Franken an Simon in Zürich
gegeben wurden.- Damit- war nur ein kleiner Teil des
sen da, was benötigt.wurde. Es konnte aber nicht genü
gen- und' nicht hinreichen, einerseits, weil der ungedeckte
Konto Walser abgedeckt werden mußte, andererseits weil
die vielen verbrecherischen Positionen Bauer etc. damit nicht
abgedeckt werden konnten.- So ging nran noch zur Nhätischen
Bank -in Thur.- Niko Beck hat dort durch Vermittlung
seines Bruders diesen Wechsel- anzubringen vermocht und
der Diskontcrlös ging der Sparkasse zu. Nun war für
wenigstens drei -Monate vielleicht der ärgsten Not ge
steuert Aber was tun, wenn diese Wechsel Zur Einlösung
kommen, mit welchen Mitteln, woher? Ilebrigens war
- der von Walser in Auftrag gegebene Betrag von 100,002
bis 200,000 Franken noch nicht voll erreicht, das konnte
man nach dem früheren Verhalten Walsers annehmen.
daß er sich nicht mit dem Kleineren begnügte, weil sein >
Geist immer höher flog; soweit der Adler fliegt, ging »
sein Bestreben. Was tun, webn es nicht möglich? Da müj-1
sen -andere Leute helfen, wenn aus eigener Kraft die I
Sache nicht gemacht werden kann. Deshalb der Rus >
nach Earbone. Earbone hatte in der Rolle des Grand- I
seigneurs in Zürich eine vielleicht nicht unwesentliche.,Rolle »
gespielt. Als Vertrauter tz.es Kammerpräsidenten Kün- »
zig. als Prokurist der Holzhandels - A. - E. Zürich war tzi I
in weiten Kreisen bekannt geworden, er rühmte sich sei-1
ner guten Beziehungen und großen Reichtums. Nach »
seinem Leben zu schließen, hätte er über 'unversiegbare I
Geldquellen verfügen müssen. 100 Fr. täglich bei einem I
Einkommen von monatlich 1000 Fr. zu verbrauchen, ist I
keine Kleinigkeit; und das waren nur die 100 Fr., die I
er im Hotel brauchte. Was er außerhalb des Hotel; »
brauchte, führt er nicht an, so konnte man meinen, dah I
er ein großer Herr wäre, der Verbindungen und Be- >
Ziehungen nach allen Richtungen der Welt hatte und I
deshalb leicht beispringen könne. Die Geschichte erwies I
sich jedoch als anders. Nachdem er mit Beck bekannt ge- >
worden war, bekannte er diesem, daß er sich gegenwär- »
lig in Geldverlegenheit befinde. Seine monatliche Rente I
von Fr. 2000 hätte er schon für ^mehrere Monate voraus-1
bezogen. Im Verhöre gab er an, er habe seine jähr
liche Rente schon für 3 Jahre vorausbezogen und Beck
widerlegt das mit schlagender Gründlichkeit: ,,wieso
könnte ich ihm in der Aussicht, in kurzer Zeit das Geld
wieder zu bekommen, 4000 Franken, geben, wenn er
mir gesagt hätte, daß er für Jahre hinaus schon seine
Rente bezogen habe". Beck gab ihm die 4000 Fr., da
mit war er an Earbone und Earbone an ihn gekettet.
Earbone anerkannt das und dankte ihm für die Freund
schaft und erklärt ihm — wie Beck sagte — daß er jeden
Dienst, den er von ihm verlange, gerne verrichten wol
le; daß er ihm in -Hinkunft zeitlebens in Dankbarkeit
zu Diensten stehe. Er konnte auch bald in- Anspruch ge
nommen werden. Es sollten 100,000 Fr., mindesten.-
aber 50,000 Fr'., beschafft werden — sollten ja 200,001)
Franken beschafft werden — weil die Wechsel, die fällig
wurden, wieder abgedeckt werden mußten. So übergab
Beck dem Earbone eine Bürgschaftserklärung über Fi.
100,000 bis 200,000 und es war dies eine Bürgschafts
erklärung, wie sie wohl kein gemöhirlicher Mensch j«
zu Gesicht bekommen hat. Wo sah man jemals eine Bürg
schaftserklärung, in welcher der Schuldner nicht genannt
wurde, wo sah man jemals eine Bürgschaftserklärung,
in der der Gläubiger nicht genannt wurde, wo sah man je
mals eine Bürgschaftserklärung, in der nur der Bürge
genannt wurde. Als ob nicht jeder Bürgendes größte In
teresse daran hätte, zu wissen, wer der Schuldner wäre.
Als ob nicht jeder Bürge das größte Interesse daran
hätte, zu wissen, wer denn der Gläubiger wäre, dem ge
genüber er die Haftung für diese Schuld.übernimmt. Alle
diese Dinge waren für Earbone keinesfalls erforderlich;
bedenkenlos war für ihn, was für andere selbstverständ
lich ist. Wie aber kann der Kaufmann, der die kauf
männische Schule gemacht hat, der bei Fuchs in Einsir-
deln war, der bei der Vis A. G. in München Proku
rist war und Direktor war, der beider Holzhandels A. (fr.
Direktor war, denken, daß das ein bedenkenloses Pa
pier wäre. Jedem gewöhnlichen Laierl, dem einfachsten
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