Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

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stände der -BürgschaftsAbernahme voll verantwortlich 
zu, machen sei und insbesonders deswegen voll verant 
wortlich zu machen, weil im Jahre 1928, als infolge der 
unglücklichen Wechseloperationen die Genossenschaftsbank 
den Kredit, kündigte, er. Thöny ersuchte, den gesamten 
Betrag, den er, bezw. die Firma, der Genossenschafts 
bank schulde, zu zahlen. Damals ersuchte er ihn, die Zah 
lung Zu leisten,'damit einerseits es nicht zum Falliment 
der Firma Walser und Brugger komme und andererseits 
damit diese Machenschaften nicht auskommen, jene Ma 
chenschaften, die Thöny zum Schaden der Landesbank 
durchgeführt hatte. Es mutz aber angenommen werden, 
daß er um diese Zeit zumindest für den Betrag, der 
50,.000 Fr. übersteigt, mitschuldig wird und verantwort 
lich wird, daß er veranlaßt hat, und verantwortlich für 
den. gesamten Kredit von 50,000 Franken. Dem Direk 
tor Köppel erschienen diese Bankgeschäfte als vollkom 
men normal, weil angegeben war, daß der Landesbank 
hinreichende Sicherheit durch Rückbürgen geleistet wor 
den. sei. . . . >' 
■ Wie erwähnt, hatte Walser dem Niko Beck Blanko- 
Akzepte üi. ergeben, damit er einen Betrag von 100 
bis 200,000 Franken beschaffen könne, tunlichst rasch noch 
bevor die Kontrolle komme, weil Thöny ihm gesagt vor 
der Abreise: Was soll ich machen, wenn die Kontrolle 
kommt? Niko Beck bemühte sich, mit den Blankoakzep 
ten Geld aufzunehmen. Dias war' ihm und Walser klar, 
das; lediglich die Unterschrift' Walsers auf irgend ei 
nem Akzept niemals die Garantie dafür sein konnte, daß 
Geld gegeben wurde und Absicht und voraus verab 
redete Bereinbarung'war es, daß die Unterschrift der Lan 
desbank beigegeben werden sollte, damit mit der Kre 
ditfähigkeit der Landesbank Geld ausgenommen werde. 
Zuerst erfolglos suchend, traf Beck dann aus Simon 
Lombard in Zürich. Der verwies ihn an Joh. Fried. 
Zwity. Fabrikant in 'Malans, der sich bereit erklärte, das 
-Geschäft so durchzuführen. Lr selbst gibt als Zeuge an, daß 
ihm damals gesagt wurde, es bestehe die vollständige 
Genehmigung des Verwaltungsratcs zur Durchführung 
der Transaktion; weil er sich vorher vergewissern woll 
te, ließ er sich einen Handelregisterauszug kommen, auf 
dem der Name Ospelt — zufällig gleiche Namen zwischen 
Cerichtsschreiber - und Vizepräsident des Verwaltungsra 
tes — figurierte. Ta wurde ihm gesagt, das sei die 
oberste vorgesetzte Behörde. So war er nun in Sicherheit 
gewiegt und Zwicky diskontierte den Wechsel von Fr. 
100,000. wovon 1200 Franken an Simon in Zürich 
gegeben wurden.- Damit- war nur ein kleiner Teil des 
sen da, was benötigt.wurde. Es konnte aber nicht genü 
gen- und' nicht hinreichen, einerseits, weil der ungedeckte 
Konto Walser abgedeckt werden mußte, andererseits weil 
die vielen verbrecherischen Positionen Bauer etc. damit nicht 
abgedeckt werden konnten.- So ging nran noch zur Nhätischen 
Bank -in Thur.- Niko Beck hat dort durch Vermittlung 
seines Bruders diesen Wechsel- anzubringen vermocht und 
der Diskontcrlös ging der Sparkasse zu. Nun war für 
wenigstens drei -Monate vielleicht der ärgsten Not ge 
steuert Aber was tun, wenn diese Wechsel Zur Einlösung 
kommen, mit welchen Mitteln, woher? Ilebrigens war 
- der von Walser in Auftrag gegebene Betrag von 100,002 
bis 200,000 Franken noch nicht voll erreicht, das konnte 
man nach dem früheren Verhalten Walsers annehmen. 
daß er sich nicht mit dem Kleineren begnügte, weil sein > 
Geist immer höher flog; soweit der Adler fliegt, ging » 
sein Bestreben. Was tun, webn es nicht möglich? Da müj-1 
sen -andere Leute helfen, wenn aus eigener Kraft die I 
Sache nicht gemacht werden kann. Deshalb der Rus > 
nach Earbone. Earbone hatte in der Rolle des Grand- I 
seigneurs in Zürich eine vielleicht nicht unwesentliche.,Rolle » 
gespielt. Als Vertrauter tz.es Kammerpräsidenten Kün- » 
zig. als Prokurist der Holzhandels - A. - E. Zürich war tzi I 
in weiten Kreisen bekannt geworden, er rühmte sich sei-1 
ner guten Beziehungen und großen Reichtums. Nach » 
seinem Leben zu schließen, hätte er über 'unversiegbare I 
Geldquellen verfügen müssen. 100 Fr. täglich bei einem I 
Einkommen von monatlich 1000 Fr. zu verbrauchen, ist I 
keine Kleinigkeit; und das waren nur die 100 Fr., die I 
er im Hotel brauchte. Was er außerhalb des Hotel; » 
brauchte, führt er nicht an, so konnte man meinen, dah I 
er ein großer Herr wäre, der Verbindungen und Be- > 
Ziehungen nach allen Richtungen der Welt hatte und I 
deshalb leicht beispringen könne. Die Geschichte erwies I 
sich jedoch als anders. Nachdem er mit Beck bekannt ge- > 
worden war, bekannte er diesem, daß er sich gegenwär- » 
lig in Geldverlegenheit befinde. Seine monatliche Rente I 
von Fr. 2000 hätte er schon für ^mehrere Monate voraus-1 
bezogen. Im Verhöre gab er an, er habe seine jähr 
liche Rente schon für 3 Jahre vorausbezogen und Beck 
widerlegt das mit schlagender Gründlichkeit: ,,wieso 
könnte ich ihm in der Aussicht, in kurzer Zeit das Geld 
wieder zu bekommen, 4000 Franken, geben, wenn er 
mir gesagt hätte, daß er für Jahre hinaus schon seine 
Rente bezogen habe". Beck gab ihm die 4000 Fr., da 
mit war er an Earbone und Earbone an ihn gekettet. 
Earbone anerkannt das und dankte ihm für die Freund 
schaft und erklärt ihm — wie Beck sagte — daß er jeden 
Dienst, den er von ihm verlange, gerne verrichten wol 
le; daß er ihm in -Hinkunft zeitlebens in Dankbarkeit 
zu Diensten stehe. Er konnte auch bald in- Anspruch ge 
nommen werden. Es sollten 100,000 Fr., mindesten.- 
aber 50,000 Fr'., beschafft werden — sollten ja 200,001) 
Franken beschafft werden — weil die Wechsel, die fällig 
wurden, wieder abgedeckt werden mußten. So übergab 
Beck dem Earbone eine Bürgschaftserklärung über Fi. 
100,000 bis 200,000 und es war dies eine Bürgschafts 
erklärung, wie sie wohl kein gemöhirlicher Mensch j« 
zu Gesicht bekommen hat. Wo sah man jemals eine Bürg 
schaftserklärung, in welcher der Schuldner nicht genannt 
wurde, wo sah man jemals eine Bürgschaftserklärung, 
in der der Gläubiger nicht genannt wurde, wo sah man je 
mals eine Bürgschaftserklärung, in der nur der Bürge 
genannt wurde. Als ob nicht jeder Bürgendes größte In 
teresse daran hätte, zu wissen, wer der Schuldner wäre. 
Als ob nicht jeder Bürge das größte Interesse daran 
hätte, zu wissen, wer denn der Gläubiger wäre, dem ge 
genüber er die Haftung für diese Schuld.übernimmt. Alle 
diese Dinge waren für Earbone keinesfalls erforderlich; 
bedenkenlos war für ihn, was für andere selbstverständ 
lich ist. Wie aber kann der Kaufmann, der die kauf 
männische Schule gemacht hat, der bei Fuchs in Einsir- 
deln war, der bei der Vis A. G. in München Proku 
rist war und Direktor war, der beider Holzhandels A. (fr. 
Direktor war, denken, daß das ein bedenkenloses Pa 
pier wäre. Jedem gewöhnlichen Laierl, dem einfachsten 
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