- 212 -
feit, welche Zustände, — Sie waren ja bekanntlich
nach der Verhaftung Thönhs der Verwalter der
Ländesbank — das Gericht möchte wissen, welche
Zustände Sie dort angetroffen haben, in der ge
samten Verwaltung einerseits, dann in der Buch
haltung und insbesondere im Kassawesen. Wol
len Sie darüber Auskunft geben.
Fehr: Die Buchhaltung war etwas im Rück
stand, das ganze Semester 1928. Dar erste war
noch nicht kollationiert, es waren die Monats
bilanzen nicht gemacht und noch verschiedene Bu
chungen nachzutragen. Die Korrespondenz war
nur von den letzten Tagen zu erledigen.
Präsident: Nur von den letzten Tagen uner
ledigt?
Fehr: Ja.
Präsident: Und die Kassa.
Fehr: Die Kassa hat, glaube ich, der Revisor
Hächler ausgenommen. Da habe ich nichts gemacht
daran.
. Präsident: Keine Beobachtungen gemacht?
Fehr: Nein. Die Frankenkasse war in Ord
nung und in der Valutakasse waren nur kleine
Beträge. Es wäre auch schwer abzustimmen gewe
sen, weil einige Monate nicht nachgetragen waren,
im Valutakonto. Das war ein Schema, nach dem
man nicht täglich den Stand feststellen konnte.
Präsident: Haben Sie nicht nachträglich noch
Geld herumliegen gesehen, Noten?
Fehr: In der Kasse war ein Betrag, von Fr.
1000, der nicht verbucht war. Herr Hilti sagte
mir, daß das eine Provision sei aus irgend einer
Einbürgerung. Ich habe darüber mit Thönh ge
sprochen und Thönh hat gesagt, es könne aus
Provisionskonto eingetragen werden.
Präsident: Und Schillingnoten waren auch
herumliegend?
Fehr: Das war unter dem Valutastand. Wie
gesagt, ich habe nicht kontrolliert, ich habe die
ersten Tage keine Zeit gehabt, weil -noch andere
Sachen zu machen waren, da ist man dann später
darauf gekommen, daß etwa 1000 Schilling ge
fehlt haben bei der Abstimmung.
Präsident: Was haben Sie zuerst vorgekehrt,
als Sie Ihren Dienst angetreten haben bei der
Landesbank?
Fehr: Ich habe die Bücher in Ordnung ge
bracht, die ersten Tage hat man ausgezahlt, der
Andrang war nicht fehr gross, weil man die Leute
beruhigte. Dann hat man kleinere Beträge aus
bezahlt und dann sämtliche Zahlungen ganz ein-
. gestellt.
Präsident: Die Zahlungen?
Fehr: Ja.
Präsident: Wie lange?
Fehr: Während längerer Zeit, bis die Zah
lungsgarantie gegeben war von den Gemeinden
und vom Landesfürsten. Dann die Buchauszüge
von den Banken hat Herr Hächler kommen las
sen durch die Treuhandstelle. Dort ist heraus
gekommen, das? etwa 400.000 Fr., die bezahlt
sind unverbucht waren.
Präsident: War die Treuhandstelle Ihnen be-
lilslich bei der Reorganisation, bei der Wieder
herstellung der Ordnung?
Fehr: Ja, die war auch da. Die haben die
Hhpothekentitel -revidiert. Die waren ganz in Ord
nung, dann hat man die Debitoren hergenom
men, sukzessive und die Kreditorenkonti' durch
gegangen. Da waren auch- einige darunter Debi
toren- die dann auf die - Kreditoren übertragen
wurden. Das hat man nach und nach-geordnet
und diss Bücher zusammengestellt, wie es sich ge
hört.
Präsident: Dann ist dasjenige, was Sie
eigentlich angetroffen haben, auch niedergelegt in
den Berichten der Treuhandstelle, was Sie für
buchhalterische Zustände angetroffen haben.
Fehr: Ich glaube ja. Ich hatte in meinem Be
richt kürz erwähnt, mutz allerdings bemerken, dah
die Rückstände vielleicht deshalb waren, weil zu
wenig Personal da war. Es. war unbedingt ein
Beamter zu wenig-, ein ausgeschulter, Beamter.
Der Geschästsumsang war so- groß, datz es zwei
Leute, auch wenn sie gar nichts anderes zu'tun
gehabt haben, kaum. bewältigen-konnten.
Präsident: Wollen Fragen gestellt werden,
seitens des Gerichtes, nein, Staatsanwalt?
Staatsanwalt: Ich -bitte, den Angeklagten auch
noch . über das von ihm abgelegte, in den Akten
befindliche Protokoll über seine Erhebungen in
Budapest zu . Vernehmen.
Präsident: Den - Zeugen?
Staatsanwalt: Den Zeugen, ja. Das-macht die
Uebung.
Präsident: Sie waren mit Herrn- Dr: Mar-
rer in Budapest im Juli oder anfangs August
1928.
Fehr: Ich weiß es nicht mehr genau. Ich glau
be, es war im Juli. Ich habe Informationen ein
gezogen über die Bewertung der" Nitrogen-Ak
tien.
Staatsanwalt: Ueber die weiteren Erhebun
gen, die Sie dort unten gemacht haben—
Fehr: Ich habe, bevor wir nach Budapest
sind, eine Besprechung gehabt-mit Waller, weil
wir uns orientieren wollten. Er hat uus das Ge
schäft als gut geschildert, hat aber gemeint, eigent
lich könne das nur er machen. Wir sind dann
nach Wien, haben eine Empfehlung bekommen, an
eine Großbank.
Präsident: Bon wem?
Fehr: Bei der fürstlichen Zentralbehörde.
Präsident: An eine Großbank?
Fehr: An die westungarische Kommerzial-
bank. Wir sind von den ersten Direktoren emp
fohlen worden, wir haben uns dort erkundigt, wie
die Sache sei. Da hat es geheißen, Goldfinger
sei etwas in Nöten, er wolle die Aktien unbedingt
verkaufen, sie stehen vor der' Submission. Wir
haben dann auch erreicht, daß der Termin ver
schoben worden ist, um 8 oder 10 Tage. Wir ha
ben dann gefragt, wie die Aktien zu bewerten
seien unter Bankleuten. Ich weiß nicht mehr ge-