Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

Stenographischer 
aus dem Kriminalprozeß gegen Zranz Thö'np, Niko Seck, /lnton Walser und Nudolf Larbone. 
14. Ausgabe. Dienstag, 26. Nov. 1929. 
Carbone: Gis zu meiner Verhaftung waren die 
Wechsel nicht fällig gewesen. 
Staatsanwalt: Sie sagen, daß die Aktien bei der 
Bussebank nicht gekauft worden seien; in der Vorun 
tersuchung haben Sie angegeben, Thöny habe sich mit 
dem Direktor vollständig geeinigt. Wie war das zu 
verstehen. 
Niko Geck: Ich habe nach diesem Verhör, bei Wem 1 ich 
mit Thöny konfrontiert wurde, die Sache richtig gestellt. 
Staatsanwalt: Nun kommen wir zu der Koburg- 
sache. Kannten Sie die Jnvesting Corporation? 
Niko Weck: Die war gut zu erkennen; ich habe den 
Dründungsaki und die Statuten gelesen und konnt? 
raraus ersehen, daß eine finanzielle Grundlage für das 
Geschäft nicht geboten war. Es war allerdings die Sache 
Kvburg als Firma-Vermögen eingetragen. Infolgedes 
sen lag es mir daran, für die Landesbank allein dieses 
Objekt zu sichern für eine Kreditgewährung. Die Kre 
ditgewährung an die Jnvesting Corporation als solche 
wäre nicht in Frage gekommen, wenn sie nicht ihr An 
recht an dieses Geschäft der Liechtensteinerbank verpfän 
det Hütte. Es ist auch Tatsache, daß Justizrat Bollert 
bei dem Unternehmen beteiligt war und das hat dazu 
beigetragen, um dem Geschäft eine gewipe Seriösitär 
zü geben. Denn seine Persönlichkeit galt als sehr be 
deutend in Gerlin. 
Staatsanwalt: Nun, was war aber mit den 2 iMil- 
lionen, die gegeben werden sollten zur Finanzierung 
üeses Geschäftes? Hier gehen die Aussagen verschie- 
imtlich auseinander. Sagen Sie, was sollte mit den 
2 Millionen - Wechsel, ausgefüllt oder nicht ausgefüllt, 
geschehen. 
Niko Weck: Es war die Abmachung getroffen, daß 
die Ländesbank der Jnvesting Corporation zur Durchfüh 
rung der Koburggeschäfte 2 Millionen Mark in Form 
von Wechseln zur Verfügung stellen sollte. Die Jnve- 
sting Corporation, Dr. Eisler, die Prinzen, Josias und 
Cyrill sagten, sie hätten an diesem Koburger schon 
einige Millionen tschechischer Kronen investiert; insbe 
sondere der Werner Schmied sei d urch diese Investition 
geldknapp geworden und könne die Sache nicht mehr ^vei 
ler führen. Deswegen sei die Jnvesting Corporation ge 
gründet worden, at'm die Sache durchzuführen. 
Staatsanwalt: Was soll dann mit den 2 Mil 
lionen Mark geschehen? 
Niko Weck: Dabei muß ich erklären, daß diese Jnve- 
siing Corporation Verträge von Werner Schmied über 
nommen hat und aus diesen Verpflichtungen heraus 
monatlich oder vierteljährlich Zahlungen leisten mußte, 
ansonst diese Verträge aufgehoben werden. Ich muß er 
wähnen, daß diese Leute alle Geld investierten und 
uneingelöste Wechsel laufen hatten von Schmied in die 
ser Sache. Ich sah die Gefahr, daß aus Diskonten der 
Liechtensteiner Wechsel alte Schulden bezahlt werden soll 
ten und daß dadurch das Geschäft dann wahrscheinlich 
doch in's Wasser gefallen wäre. Um dieser Möglichkeit 
vorzubeugen, habe ich ausdrücklich die Bedingung aul'oie 
Herausgabe der Wechsel geknüpft, daß die Wechsel nicht 
zur Abdeckung alter Schulden verwendet werden dürfen, 
sondern einzig und allein zur neuerlichen Durchführung 
des Koburger-Geschäftes. In diesem Sinne wurde ab 
gemacht. Die Wechsel dürften diskontiert werden auf 
einen Betrag von 2 Millionen Mark. Dieser Betrag ist 
bei einer Wank einzuzahlen und über diesen Betrag 
kann nur im Einverständnis von mir und 'Justizrat Bol 
lert verfügt werden, dabei habe ich den Leuten ausdrücklich 
erklärt, daß- in keiner Art u. Weise über die Gelder.verfügt 
werden dürfe, als nur zur Durchführung de;' Koburger- 
Eeschäftes. Zudem muß ich bemerken, daß von'Dr. Eis 
ler die Zusicherung gegeben wurde, daß sofort nach Zu 
standekommen der Freigabe der Güter, auf diese Güter 
eine Hypothek von 300 Millionen tschechischer Kronen 
bei der tschechischen Agragbank zu erhalten sei. Aus die 
ser .Hypothek hätten auch die Mittel der Landesbank 
zurückbezahlt werden können. 
Staatsanwalt: Nun hören Sie, Walser sagte die 
Sache anders, das ist nicht wahr, daß diese Wechsel dis 
kontiert werden sollen; es sollte ein Darlehen auf 
genommen werden irgendwo in England und diese Wech 
sel hätten sollen in ein Depot gegeben werden dürfen. 
Niko Weck: Darüber ist die Meinung offenbar 
zwischen Walser und mir die gleiche, nur der Aulsdruck 
etwas anders. Die Wechsel sollten diskontiert Verven, 
die Abmachung war aber so, daß die Wechsel nicht in 
Umlauf kommen dürfen, sondern es war abgemacht^daß 
die Wechsel in einem Depot bleiben müssen. 
Staatsanwalt: Thöny gab an, ihm sollten ausübte* 
sem Diskont 500,000 NM. zu Gunsten der Liquidierung 
der Landesbank — wenn ich den Ausdruck gebrauchen 
darf — zur Flüssigmachung der Ländesbank zugewiesen 
werden. Dann hatten Sie aber nicht mehr die 2 Mil 
lionen Märk? 
Niko Weck: Das stimmt. Ich-habe mit Thöny telepho 
niert. Thöny wollte Geld haben und ichchäbe dann mit
	        

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