Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

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gern, hat angegeben, über JusinS, daß er ein überaus ge 
schickter, tüchtiger, fleißiger Kausniann wäre. 
Präsident: Sehr geschickt. Beck, erzählen Sie, was er 
getätigt hat. 
Beck: Ich habe Alexander Justus nicht näher gekannt. 
Ich wurde mit ihm bekannt im Koburggeschüft, wo er die 
-Hauptrolle spielte. Der erste Eindruck war der: Anläßlich 
des großen Geschäftes, das er uns angeboten hat, hat er 
schon bei der ersten Verhandlung uns um 1000 Franken 
angepumpt für Reisespesen. Das war ja nicht sehr einladend 
für den Leiter eines größeren Geschäftes. Immerhin konnte 
man da annehmen, daß ihm dqs Geld ausgegangen war. 
Das war tatsächlich auch schon lange vorher. Er führte die 
Verhandlungen mit Eißler und hat speziell uns den Ein 
druck erweckt, daß Eißler die Möglichkeit habe, das 
Koburggeschüft gut von der Beschlagnahme freizumachen. 
Diesen Eindruck, ich meine, gewiß, er hat uns nahezu die 
Gewißheit verschafft, daß das möglich.sei. Justus erklärte, 
er hätte zusammen mit Werner Schmidt in diesem Geschäft 
schon seit Jahren gearbeitet, und nach seinen Mitteilungen 
hat er schon einige hunderttausend Mark an Provision für 
die Vermittlung des Geschäftes von Schinidt bezogen. Ich 
glaube 800 000 Mark. Wenigstens ist immer davon gesprochen 
worden. Schließlich wurde dieses Koburggeschüft in die In. 
vesting Corporation eingebracht, und mit der Jnvesting Cor 
poration hatten wir bekanntlich den Vertrag geschlossen, und 
das Ende des Koburggeschäftes spielte sich schließlich und 
endlich in Wien ab. Walser und ich wurden von den Herren 
nach Wien gerufen, nachdem sie in England vergeblich ver 
sucht hatten, Wechsel zu placieren. Sie erzählten uns aller 
dings davon, sie hätten ja schon diskontieren können, aber 
ungemünztes Gold hätten sie nicht liefern können usiv. Auf 
solche Angebote konnte die Jnvesting Corporation nicht ein 
treten, sondern sie mußte bares Geld haben, mir den. Ver 
pflichtungen mit Koburg nachzukoinmeir. Inzwischen war die 
Situation Kobnrgs noch viel schwieriger geworden, dadurch, 
baß Josias von seinem Vertrag, ben er mit Schinidt ge 
schlossen hatte, zurückgetreten war, weil Schmidt seine Ver 
pflichtungen nicht erfüllt hatte, und zudem machte ich Justiz- 
rat Bollert uiid die. anderen Herrschaften aris einen Umstand 
aufmerksam, von dem sie gar keine Kenntnis hatten. Prinz 
Josias hatte nicht eiirmal seine Zustimmung zu der Ueber- 
tragnng des Vertrages des Werner Schmidt an die Jnvesting 
Corporation gegeben uiid im. .letzten Momeiit verweigerte 
er sie. Infolgedessen war das Geschäft schwierig geworden 
und Man versuchte noch einmal, direkt mit Prinz Josias zu' 
verhandeln in Wien. Es kam aber zu keinem Geschäft und 
gerade' anläßljch dieser Verhandlung wurde versucht, weitere 
Wechsel zu begeben. Das war gerade die Veranlassung. 
Nämlich, nachdem wir direkt mit Prinz Josias verkehrten, 
nachdem Justizrat Bollert direkt mit Prinz Josias, nich 
mehr mit Werner Schmidt verkehrte, verlangte -Josias für 
die Verhandlrmgen schon bares Geld als Unterlage. Er 
meinte, er hätte sich schon lange hinziehen lassen mit bloßen 
Versprechungen und es, müsse bares Geld auf dein Tische 
liegen, wenn er verhandeln soll. Infolgedessen entfaltete 
Justus noch einmal eine recht rege Tätigkeit in der Placie- 
. rung von Wechseln, wie sich in der Folge gezeigt hat, bei 
Blechwarenfabriken und weiß Gott wo überall diese Wechse 
placiert wurden, um bares Geld zri bekommen, um die Ver 
handlungen mit Prinz Josias weiterführen zri können. Tat 
sächlich wurde das Geld nicht zu dem verwendet, sondern 
ich habe inzwischen enorme Spesen aus den Diskonterlösen 
gehabt. 
Präsident: War das der Grund? 
Beck: Ja. 
Präsident: Wer hat denn Alexander Justus die Wechsel 
ausgehändigt? 
Beck: Das kommt in der Folge. Alexander Justus hatte 
von Bollert die Wechsel in Händen und versuchte mit diesen 
Abschnitten zu placieren. Als es ihm nicht gelang oder über 
haupt nicht gelungen ist, diese großen Summen unterzubrin 
gen, ersuchte er uns, kleinere Beträge zu geben. Er wolle die . 
größeren zurückgeben und wir haben ihm dann effektiv auch 
solche kleinere Abschnitte gegeben. In der Folge war abge 
macht, daß der Landesbank die Hälfte des DiskonterlöseZ 
in bar hätte zufließen sollen und nur die Hälfte für die 
Koburgsache verwendet werden dürfe, weil gerade zu diesem 
Zeitpunkt Wechsel fällig waren. Bei diesem Anlaß, übrigens 
immer, hat Justus eine Reihe von Geschäften mit diesen und 
jenen verbunden. Wenn man über Wechselgeschäste gesprochen 
hat, ist er am gleichen Tage eine Stunde spater gekommen 
und fagfe, er habe eine wunderbare Sache, Mineralwasser 
oder irgend etwas. So hat er zufällig auch von der Nitrogen- . 
geschichte gesprochen. Das Nitrogengeschäft hatte vor allen 
Geschäften, die Justus sonst machte, den Vorzug, daß es doch ; 
als ein solides Geschäft erschien. Denn nach den Jnforina- : 
tionen war die Gesellschaft als solche gut. Allerdings konnte 
man über den inneren Wert der Gesellschast kein Bild bekom 
men, umsoweniger, als die Verkäufer, Goldfinger rmd Justus, 
eben nicht einmal eine Bilanz, nicht einmal die Statuten 
heraus gaben. ' 
Präsident: Haben Sie oft verkehrt mit Goldfinger? 
Beck: Einmal in Wien, aber dazumal hatten wir speziell 
noch ein anderes Geschäft, ein Holzgcfchäft, das nie zustande- 
gekommen ist, in Besprechung. 
Präsident: Waren Sie bei der Wechselübergabe.? Haben 
Sie die Wechsel dem Goldfinger übergeben? ' 
Beck: Nein. 
Präsident: Wer dann? 
Beck: Ich weiß nicht. Uebergeben worden scheinen sie 
in Budapest zu sein, ich war dazumal nicht dort. 
Präsident: Haben Sie sich nicht näher befaßt gehabt 
mit Goldfinger oder Nitrogengeschäft? 
Beck: Nein. 
Präsident: Stimmt das, Carbone? 
Carbone: Ich glaube nicht, daß Nico Beck mit dm 
Nitrogengeschäft näher zu tun hatte. 
Präsident: Nun die Angelegenheit Schwarzwalb- 
Kapferer. Erzählen Sie uns, Beck. 
Beck: Schwarzwald lernte ich kennen — eigentlich 
lernte ich Kapferer zuerst kennen — hier in Vaduz ' 
anläßlich eines Besuches Kapferer's bei Walser und ich er 
fuhr, daß Kapferer mit Walser ein Geschäft vor'besprochen ' 
hatte wegen eines Waldes in Bulgarien. Als ich nach Wien 
kam mit Wasser zusammen, war der Kapferer, der sich 
immer an Walser hängte, da und wollte weiteres Gelb ' 
haben für die Durchführung des Geschäftes. Gleichzeitig 
sagte er dem Walser, er hätte eventuell einen Interessenten 
für die rumänische Klassenlotterie und in der Folge erschien ; 
der Schwarzwald auf der Bildsläche. Mit Schwarwalb , 
wurden wir später bekannt. Noch etwas vorher übergab ich» 
dem Kapferer die 20 000 Franken Wechsel mit der Maßgabe, I
	        

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