Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

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bor. In diesem Schreiben erinnere ich mich, daß 
Carbone mitgeteilt hat, dem Thönh, die Lam 
pengeschichte wäre auf dem bestem Wege, er hätte 
in England und so weiter Beziehungen, nein, er 
hätte von der General Elektric, einer der größ 
ten Elektrizitätsgesellschaften in Amerika eine Of 
ferte von ly« Millionen Dollar. Er gedachte 
aber nicht, für diesen Betrag die Sachen abzu 
geben, er hätte mit England noch weit günstigere 
Angebote. Ich glaubte, es steht das drin, teilweise 
muß es wörtlich drin stehen, teilweise hat er es so 
erzählt. Nach diesen Umständen brauche er zu 
der Verwertung seiner Lampensache noch etwas 
Geld und er schlage vor, neuerdings Wechsel zu 
begeben/Er schlage vor, 300.000 Mark, um dann 
mit diesen 300.000 M die beiden 60.000 M ein 
zulösen und um dom Rest eine größere Summe 
zu bekommen. 
Präsident: Sie sprechen über zweimal 186 
tausend Franken. 
Beck: Tatsächlich kamen die Herren und ver 
langten von Thönh, sie möchten die Summe von 
90.000 Fr. frei bekommen für das Darlehen. 
Es kam dazumal zwischen mir und Carbone we 
gen technischer Fragen über das Lampenpatent zu 
einem Streit. Ich machte ihn auf die Gefahr 
aufmerksam, daß das Lampenpatent schön Und 
gut sei, aber daß schließlich eines Tages eine an 
dere Erfindung, herauskommen könnte, die die 
ganze Bogenlampengeschichte über den Hausen 
werfen wird. Carbone erklärte mir, daß ich kein 
Techniker und Chemiker sei, aber der reine Men 
schenverstand müsse es mir sagen, daß eine Ver 
besserung, der Bogenlampe nicht mehr möglich 
sei. Er stellte sich auf folgenden Standpunkt. Ich 
kann mich aber nicht mehr genau erinnern. Eine 
Erhöhung des Lichtefsektes könne nur auf Kosten 
der Dauer. stattfinden, was ich nicht verstanden 
habe. Er stellte mich vor Thönh so dar, als ob 
ich von der Sache nicht verstechen würde, und hat 
meine Einwände, die ich gegen die Lampengeschich 
te vor Thönh gemacht habe, verstanden zu ver 
flüchtigen. Er hat es sogar vollständig verstan 
den, nicht mich, der ich wahrscheinlich als sehr 
skeptischer Mensch bekannt bin, zu überzeugen, 
was ich zu meiner eigenen Schande gestehen muß. 
Präsident: Waren Sie nicht schon vorher 
überzeugt, von der Bonität des Bogenlampenpa 
tentes und haben Sie nicht diesen Optimismus 
auf den Thönh übertragen. 
Reck: Nein. Ich glaube, diesbezüglich dürfte 
die Sache- wohl etwas anderes sein. Denn anläß 
lich der Verhandlungen im Kirchthaler in Vaduz, 
wo wir ursprünglich über das Lapenpatent ver 
handelt haben, möchte ich drauf aufmerksam ma 
chen, daß ich mit Carbone in Streit geraten bin 
und daß Thönh wieder vermittelt hat, daß wir 
uns nicht in die Haare geraten sind. 
Präsident: Sie haben doch schon viel früher 
mit Carbone gesprochen. 
Beck: Ich bemerke, daß ich Carbone nur flüch 
tig kannte, als ich telephonierte, und daß da zum 
erstenmale - über das Lampenpatent mit Thönh 
weiter aus die Sache einging. Ich habe das Lam 
penpatent für gut'gehalten, was ich auch heute 
noch tue. Ich muß nur die eine Tatsache erwäh 
nen, warum ich in Streit geraten bin. Ich erklär 
te nämlich, daß durch eine neue Erfindung diese 
wunderbare Sache von einem Tag auf den andern 
nichts wird und darum wünsche ich, daß diè Er 
ledigung dieses Darlehens und Kredites sofort, 
erfolge, daß ich an der Hinziehung und auf 9 
Monate kein Interesse hätte, und daß ich es so 
rasch als möglich rückgezahlt haben möchte. 
Präsident: Weiter. 
Carbone: Ich möchte zuerst erwähnen, daß 
diese Darstellung Becks, daß die weitere Diskon 
tierung lediglich aus mein bezw. Millners Drän 
gen geschehen ist, nicht stimmt. Ich kann das da 
durch erklären, daß die erste Diskontierung auf 
3 Monate durchgeführt war, und zum Mindesten 
Beck das gleiche Interesse hatte, eine weitere Dis 
kontierung durchzuführen, um diesen drei Mo- 
nachts-Wechsel rechtzeitig einlösen zu können. Was 
die technische Differenz zwischen Beck und mir an 
betrifft, das hat mit der Güte der andern Sache 
nichts zu tun, sondern es hat sich lediglich um 
technischen Fragen gehandelt, wo ich mir einbil 
de, etwas mehr über die Lampensache zu verste 
hen, als Nico Beck. 
Präsident: Ich muß Sie aber, Beck, darauf 
aufmerksam machen, daß Sie im Verhör gesagt 
haben, im Herbst 1927: Thönh berichtet, daß wei 
teres Geld beschafft werden müsse. Es kann nicht 
allein Carbone Anlaß gewesen sein zur weite 
ren Wechseldiskontierung, sondern auch Thönh. 
Beck: Nein. Darüber muß ich Ihnen Aufklä 
rung geben. Es handelt sich nicht darum, daß 
Thönh Geld verlangt hat, selbstverständlich, er 
hat auch Geld bedurft, aber Thönh hat mir kei 
nen Auftrag gegeben, dieses Geld durch Carbone 
zu beschaffen und ich habe kein Interesse gehabt, 
weiter Geld durch.Carbone zu beschaffen, denri 
nachdem er von jedem Abschnitt mehr als die 
Hälfte, sozusagen % des Darlehens für sich in 
Anspruch nahm, hatten die Plazierungen durch 
Carbone für mich und für die Bank kein Interesse 
mehr, denn das Risiko der Bank wurde täglich 
größer und Thönh und ich sprachen darüber. 
Präsident: Aber es ist vereinbart, das erste 
mal, daß Carbone 36000 Mark behalten durfte. 
Beck: Ja. Selbstverständlich, das war verein 
bart. Von den zweimal 75.000 Mark darf er 
60.000 M erhalten und dann bei den zweimal 
186.000 Fr. ist gleich 300.000 M war wieder 
vereinbart, daß Carbone ein bestimmter Betrag 
zukommen sollte. 
Präsident: Carbone hat bèi allen diesen drei 
Transaktionen nicht mehr' erhalten, als ihm be 
willigt worden ist von Ihnen und von Thönh. 
Beck: Selbstverständlich, das ändert aber 
nichts an der Tatsache, daß wir nicht weitere 
Wechselbegebungen wollten durch Carbone.
	        

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