Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

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tischen Bank die Placiernng. Bei der Rhätischen Bank in 
Chur bedurfte ich zur Placierung der'Unterschrift eines im 
Kanton wohnhaften Unterzeichners. Ich sehte mich mit 
meinem Bruder in Verbindung, mit meinem Bruder Bene 
dikt, und erklärte ihm, datz es eine reine Formsache sei, es 
handle sich um eine Verpflichtung von Walser und er sei 
momentan in Rumänien. In zirka ein bis "zwei Monaten 
werde das Klassenlotterieprojekt durchgeführt sein und dann 
könne die Ablösung ohne weiteres erfolgen. Ich war davon 
auch überzeugt, denn ich hatte wirklich kein Intéressé daran, 
meinen Bruder für so hohe Beträge zu verpflichten. Der Dis 
kont erfolgte ohne weiteres und ich verbrühte den Betrag an 
Thöny, bei Verfall war das Runräniengeschäft allerdings 
noch nicht so weit, datz an eine Rückzahlung gedacht werden 
konnte und ich versuchte nreinerr Brüder, datz er um Prolon 
gation des Abschirittes nachsuchte. Er suchte nach. Den: Gesuch 
wurde aber nicht entsprochen. In der Folge mutzte die Spar 
kasse den Wechsel einlösen, nachdem sie auch den Diskonterlös 
bereits vorher -erhalten hat. 
Präsident: Wußten Sie bei diesen Wechselverpflichtun 
gen, daß durch die Landesbank der VerwaltungSrat nicht 
begrüßt worden war? 
- Beck: Datz wutzte ich. 
Präsident: Auch beim Barmer Bankverein mit der Bürg 
schaft?' 
Beck: Aas wutzte ich auch. - 
Präsident: Nrm sprechen Sie über Ihre Beziehurrgen 
nrit Carbone. 
Beck: Carbone hat im Herbst 1926 (ich weiß nicht mehr 
genau, glaublich in, Herbst 1926), ich war mit der Holz 
handels A.-G. in geschäftlichen Beziehungen und vermittelte 
zusammen nrit Walser arrch den großen Holzkauf, den sie ge- 
macht hatten, und war so in, ziemlich strengen geschäftlichen 
Verkehr mit der Holzhandels-A.G. Bei der Holzhandels- 
A.-G. war zu dieser Zeit Carbone angestellt-, er war plötz 
lich hergekomnren und schien dort zienrlich bedeuterrde Voll 
machten zu haben. Die 'Angestellter,, mit denen - ich riäher 
bekannt war und dessen einer ein Vertreter von nrir war — 
er ist inzwischen gestorben —, sagte mir, datz Carbone die 
rechte Hand des Kammerpräsidenten Künzig, des Verwal 
tungsratspräsidenten der Gesellschaft sei, er stamme von einer 
immens reichen Familie und hätte bei der Holzhandels-A.G. 
ziemlich große Befugnisse. Von der Holzharrdcls-A.-G. selbst 
und von seiner Tätigkeit dort weiß ich nichts Näheres, ich 
hatte nrit den, auch nie zu tun. Dagegen trat ich ungefähr 
.um die gleiche Zeit, vielleicht ein paar Monate später, mit 
Kanrmerpräsident Künzig wegen eines französischen Geschäf 
tes irr Verbindung, und es- handelte sich dazumal um eine 
Konzession in Südfrarrkreich und ich wußte, daß Kammer 
präsident Künzig speziell in englischen Bankkreisen gute Be 
ziehungen hatte. Wir hatten also Verhandlungen mit Kün- 
zig im „Baur au Lac" in Zürich. Bei dieser Gelegenheit 
wurde nrir Carbone vorgestellt. Diese Verhandlungen führ 
ten zu keinem Ergebiris, erstmals speziell nicht, und Kaminer- 
- Präsident Künzig sagte mir, ich nröchte. mich in Zukunft in 
allen diesen Frager, direkt arr Carbone wenden, der seirr Ver- 
trauensnrann sei in dieser Sache. Da lernte ich Carbone erst- 
nrals kennen. Plötzlich eines Tages wrrrde nrir von einem 
Angestellten der Holzhandels-A.-G. Carbone neuerdings zu 
geführt, und zwar im Bahnhofbüfset in Zürich; nachdem 
man sich näher bekannt gemacht hatte, über diese urrd jene 
Geschäfte gesprochen worden war, eröffnete mir Werdenberg, 
ob es mir nicht rnöglich wäre, dem Carbone ein Darlehen 
zu beschaffen. Er befinde sich momentan in großer Geldver 
legenheit. Er setzte nrir auseirrander, daß Carbone aus einer 
immens reicher, Familie stamnre, daß ein Orrkel in Südame 
rika bedeutende Unternehmen besitze, datz seirrc Mutter mehr- 
fache Millionärin sei, daß sein Vater der Erfinder der Dia- 
Carbone-Bogenlampe sei. 
Carbone selbst erklärte mir, er sei nromeirtair nrit der 
Verwertung des Bogenlampenpatentes beschäftigt, und er ge- 
denke sich wahrscheinlich aus seinem jetzigen Tätigkeitskreis 
bei der Holzhandels-A.-G. in Zürich zurückzuziehen, um sich 
ganz und gar der Auswerturrg des Patentes widnren zn 
köirnen. Er sei nromentan nrit der in Baden in 
Unterhandlung und es sei vorauszusehen, daß diese Ver- 
Handlungen zu einem baldigen guten Abschlüsse führen'wer- 
den. Moiirentan aber sei er in einer Geldverlegenheit und ich 
möchte ihm mit einigen tausend Franken aushelfen, v er halte 
sich angeblich mit feiner Mutter entzweit, seine Mutter halte 
ihn besonders strenge, er sei gewohnt einen freieren Lebens 
wandel zu führerr, er sonnte ja jederzeit wieder zurückkehreir, 
aber er wolle das' nicht, er wolle sich selbständig macherr und 
er könne sich auch bald selbständig fühlen.' Denir die Verwer- 
tung des Bogenlampenpatentes werde ihm Millionen Brin 
gen. Ich hatte anfänglich auf der Bogenlampengeschichte nicht 
viel, lietz mich dann aber von Werdenberg dazu bestimmen, 
Carbone behilflich zu sein. Werdenberg erklärte mir die wuri- 
derbaren Beziehungen Carbones, seine Verwandtschaft usw. 
Und sagte mir, datz es natürlich nur eine vorübergehende 
Mittellosigkeit, eine Geldknappheit des Carbone sei. Carbone 
erklärte bei diesem Anlasse auch noch, er hätte eine rnorratliche 
Rente von 2500 Mark zu gut von seinem verstorbenen Vater. 
Er hätte dies aber zufolge Spiels im vorhinein bezogen, um ; 
Verpflichtungen von sich. zu decken. Er bekomme diesen Rest i 
im Mai wieder. Unsere Besprechung war im Februar. \ 
Dagegen werde er mir Beziehungen jeder Art zur Verfügung 
Halter,, wenn ich irgend etwas brauche. i 
Präsident: Hat Ihnen Carbone nicht gesagt, datz er im- 
Fahre 2—3000 Mark Rente beziehe? > 
Beck: Nein. Er hat mir ausdrücklich gesagt 2000—3000 s 
Mark pro Monat, dem, das wäre keine Begründung gewesen, 
mit 2500 Mark pro Jahr die 4000 Franken zurückzahlen zu £ 
können im Mai. 
Präsident: Hat er nicht davon gesprochen, daß er für 
die kommenden 2—3 Jahre die Rente schon vorbezogen hat?. 
Beck: Niemals. Ich verweise eventrrell auf die Einver-! 
nähme des Zeugen Werdenberg. ! 
Carbone: Ich nrutz dazu sagen, daß die ganzen Dar 
stellungen, die Beck gemacht hat, nach meiner Or^nticrungl 
nicht so sind. I 
Präsident: Sie haben nrir gestern gesagt, für 2—3- 
Jahre hätten Sie die Rente vorbezogen gehabt. 
Carbone: Ich glaube, Beck hat selber gesagt, datz ich ihm' 
das gesagt hätte. 
Präsident: Für 2—3 Monate, bis Mai längstens. Er- 
stens und zweitens haben Sie nrir gesagt, im Jahre 2—3000 
Mark. 
Carbone: Ich habe das irr Dollar arrsgedrückt, nicht in 
Mark. 
Präsident: Das ist egal. Aber dem Nico Beck haben Sie 
rmd das ist wesentlch, gesagt pro Monat und gestern haben 
Sie gesagt pro Jahr. Geben Sie zu, daß Sie Beck irrige An- 
gaben gemacht haben. Beharren Sie auf Ihrer Darstellung?^
	        

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