Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

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im Apoil oder Mai ausgebrochenen Konkurs ohne Stel- 
lung und bewarb mich in Liechtenstein bei der Klassen- 
lotterie um eine Anstellung. Herr Walser hat mir zu die 
ser Stellung verholfen, die ich m Balzers einnahm und 
zusammen mit meiner Frau während der Dauer eines. 
Monats behielt. In dieser Zeit wurde ich krankn. mußte 
eine Magenoperalion in Wallenstadt durchmachen. Nach 
dieser Operation in Wallenstadt konnte ich nicht mehr 
in die Klassenlotterie zurückkehren. Diesewar inzwischen 
liquidiert worden. Ich erinnere mich nicht mehr genau, 
wann es war. Ich kehrte nach Hause zurück und lebte aus 
Handelsgeschäften, die ich betrieb, speziell Vermittlung 
von Holzkäufen und -Verkäufen, von Brettern usw. 
Im Laufe des Juli 1926 wurde die Zentrofag gegründet 
eine Fortsetzung der ersten liechtensteinischen Klassenlot 
terie. Ueber das Schicksal und Gründung war ich nicht 
orientiert. Ich war selten oder gar nie in Liechtenstein. 
Es kam auch zum Zusammenbruch dieser Ge-lellschaft u. 
Walser telephonierte eines Tages, ob ich einen Interes 
senten hätte für ein Klassenlotterieprojekt in Rumänien. 
Es war inzwischen die Idee aufgetaucht, die Liechtenstei 
nischen Lose, die zufolge des Monopols in-den umlie 
genden Staaten nicht abgesetzt werden konnten, in Ru 
mänien abzusetzen auf Grund einer Konzession. Walser 
war dazumal, wenn ich mich erinnere, bereits in Ru 
mänien gewesen und hat in Aussicht gestellt nicht nur 
die Konzession für den Betrieb von Losen, sondern auch 
für den Vertrieb einer Klassenlotterie, als solcher. Wir 
kamen in der Folge zusammen und ich bemühte mich um 
einige Geldgeber, die sich für solche Geschäfte interessier 
ten. Ich kannte Leute, die sich für größere Projekte inter 
essieren. Ich habe auch mit verschiedenen solchen ver 
handelt. Die Leute, waren im allgemeinen der Sache ge 
genüber skeptisch, speziell mit Rücksicht auf den schlechten 
Ruf der Balkanstaaten. 
Präsident: Das war in Herbst 1926? 
Beck: Ja im Herbst 1926. 
Präsident: Sie haben unterhandelt jetzt noch im 
Schweizerischen Interesse? 
Beck: Ja. Gelegentlich dieser Verhandlungen hatte 
Walser eine andere Gruppe an Hand. Ich kann mich 
nicht genau erinnern. Er reiste nach Holland. Ich kannte 
diese Gruppe nicht und wußte nichts näheres davon und 
nachdem unsere Verhandlung mit den Schweizergruppen 
zu einem negativen Erfolge geführt hatte, d. h. zu keinem 
Erfolg blieb die Sache wieder liegen. 
Präsident: Nun wollen Sie sich aussprechen über den 
Barmer Bankverein. 
Beck: Ich kam aber während dieser Zeit ab und zu 
nach Liechtenstein und sprach mit Walser über das Ge 
schäft als solches hie und da. Gelegentlich eines solchen 
Besuches in Vaduz, ich erinnere mich, es war an einem 
Sonntag, waren einige der Herren, der früheren Zentro- 
fag in Vaduz anwesend. Mir war nicht bekannt warum. 
Wenn ich mich recht erinnere, war es Bauer und ein 
gewisser Wechsler, sowie noch andere Herren, die ich nicht 
! kannte. Ich erfuhr nachträglich, vielleicht auch am glei- 
! chen Tage schon, daß mit dem Barmer Bankverein Ver 
handlungen gepflogen wurden über hje Gewährung eines 
Darlehens an Walser zur Tkirchführung de« Mafs«nk»tte- 
rie in Rumänien. 
Präsident: Haben Sie mit den HerrKl HQSi Bre 
mer Bankverein nicht verkehrt? 
Beck: Nein weder gesehen noch verkehrt, noch ge 
wußt, daß mit ihnen in diesem Siime Verhandlungen ge 
pflogen werden. 
Präsident: Haben Sie mit Thöny über diese Zeit 
nicht verkehrt? 
Beck: Ich habe mit Thöny über diese Zeit gesprochen 
und es ist mögRch, daß Thöny auch am gleichen Tage .von 
der Bürgschaft Mitteilung gemacht hat, aber ich erinnere 
mich nicht präzis daran. 
Präsident: Sie waren am gleichen Tage beim Kirch- 
thaler? 
Beck: Ja, aber ich Kann nicht sagen, nachdem ich 
nachträglich in die Akten Einsicht genommen, ob an die 
sem Tage der Vorvertrag abgeschlossen wurde ob die 
Bürgschaft eingegangen wurde, kann ich nicht sagen. 
Präsident: Das war am 28. November. Damals ist 
der Vertrag zwischen Walser und Hiensberg abgeschlos 
sen worden, am 29. November der Vertrag mit Düssel 
dorf. 
Beck: Erinnern kann ich mir nur daran, daß Wal 
ser anschließend an diesen Besuch mach Düsseldorf ver 
reist ist. 
Präsident: Haben Sie Thöny bei diesem Anlasse, wo 
Sie mit ihm sprachen, nicht von Rückbürgschast, Deckun 
gen oder dergleichen gesprochen? 
Beck: Das war offenbar etwas später. Als ich von 
der Bürgschaft Kenntnis erhielt, hccke ich Thöny und 
glaublich auch Walser gegenüber erklärt, es wäre wohl 
vorsichtig, die Bank, die diese Bürgschaft übernommen 
hätte, die Sparkasse, durch Rückbürgen sicherzustellen. 
Ich erinnere mich. 
Präsident: Nach der Unterzeichnung? 
Beck: Ja. Vor der Unterzeichnung habe ich keine 
Kenntnis gehabt. 
Präsident: Wir wollen diesen Punkt mit Thöny ab 
klären. Thöny, Sie haben das gehört. Was sagen Sie 
dazu. 
Thöny: Das stimmt nicht ganz, was Beck sagt. Schon 
vor der Unterzeichnung habe ich mit Beck unten ge 
sprochen wegen der Bürgschaft, die gestellt wird. Dann 
hast du gesagt, daß die Sparkasse Rückbürgen verlange 
für alle Fälle. Dann sagtest Du, daß ein Herr von Ehur, 
Du Chattest den Reffepaß in der Tasche, das machen kön 
ne, weil er sich auch bei einem Fall in der Schweiz be 
reit erklärt hat. In dem Sinne habe ich mit Beck vor 
der Vertragsunterfertigung gesprochen, am gleichen 
Morgen. 
Beck: Ich erinnere mich nicht daran, daß es vor 
der Bürgschaftsunterzeichnung war. Von der Bürg« 
fchaftsunterzeichnung, in welchem Momente die gesche 
hen ist, hatte ich keine Ahnung gehabt. Ich wußte nicht 
einmal, ob sie im Hause selbst oder hier unten in den 
Büroräumen erfolgte. Auf alle Fälle gebe ich zu und 
erkläre bestimmt zu wissen, daß ich die Absicht hatte, die 
Landesbank durch Rückbürgschaft zu decken, und daß ich 
Thöny diese meine Meinung auch ausgedrückt habe. 
Ob das gerade yor der Unterzeichnung oder nach der
	        

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