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Präsident: Die Bank hatte damals noch nicht dis
kontiert. Die Buße-Bank hat die Wechsel nicht selbst
diskontiert. Ich wußte, daß diese Wechsel zwar an eine
Außenhandelsstelle gegangen waren, ich bin selber aus
dem Büro der Außenhandelsstelle gewesen. Die Außen
handelsbank ist eine Filiale der österr. Kreditanstalt in
Wen.
Präsident: Sie behaupten. Sie hätten es gewußt, ich
bezweifle es.
Carbone: Ich hatte es gewußt.
Präsident: Wenn Sie es auch gewußt haben, das
spielte für Sie keine Rolle. Es ist hier der Verwalter. Der
Verwalter überschreitet seine Kompetenz: er hatte eine
Kompetenz nur für 1000 Franken und engagiert die Bank
für 1,000,000 Franken. Da sagen Sie, das spielt keine
Rolle. So kommen wir über diese Lücke nicht hinweg.
Wenn eine Großbank gut gläubig Wechsel annimmt und
diskontiert, so sind Sie damit doch nicht gedeckt. Für Sie
in Ihrer Mentalität hat das genügt. Sie werden sich
gesagt haben, die Hauptsache ist, wenn ich den Wechsel
unterbringe und Geld bekomme, ob auf ehrliche oder
unehrliche Weise — das ist mir egal.
Carbone: Nein, das war nicht meine Einstellung. Ich
sagte mir, ich kann nicht diese Auskünfte einholen, wie
eine Großbank und wenn eine Großbank sich eingehend
informiert, dann brauche ich mir keine Sorge zu machen.
Präsident: Dann wollen wir zu einem weiteren Punkt
übergehen, aus dem ich Ihre Bösgläubigkeit schließen
darf und das ist Ihr Schreiben vom 4. Januar 1928 an-
Thöny. Erinnern Sie sich auf den Zusammenbrach, den
Tie mit Beck in Berin hatten? In diesem Brief haben
Tie dem Thöny gedroht, daß Sie die ganze Geschichte
an den Tag bringen werden, die „Machenschaften".
Carbone: Dieser Brief ist aus dem Aerger entstanden,
weil ich konstatieren mußte, daß Beck hinter meinem
Rücken gearbeitet hatte, mit den Beziehungen, die ich
besorgte und meinen Opfern.
Präsident: „Opfer"?!
Carbone: Das waren Opfer.
Präsident: Das ist mir ein schönes Opfer. Sie waren
empört darüber, daß die Geschäfte nicht durch Sie, son
dern durch Beck gemacht wurden.
Carbone: Hinter meinem Rücken und so war es auch
bei andern Geschäftey. Beck war öfters in Berlin, ohne
bei mir gewesen zu fein. Ich war empört, das war die
Veranlassung, warum ich diesen Brief geschrieben habe
und ich habe gehört, es ist Millner gewesen, der zu Beck
gegangen ist und ihm gesagt hat, daß ich diesen Brief
aufgesetzt habe. Heute weiß ich, daß Millner intriguiert
hatte, um zwischen Beck und mir «ine Differenz zu
schaffen.
Präsident: Sie waren verärgert, und aus diesem Aer
ger heraus haben Sie den Brief geschrieben, um festzu
stellen, was eigentlich an der Sache wahr ist, machten Sie
eine diesbezügliche Bemerkung. Sie waren verärgert
und haben offenbar im Aerger Thöny nicht eine Liebens
würdigkeit antun wollen. Sie wollten ihn auch ärgern
und als taugliches Mittel haben Sie es betrachtet, ihm zu
drohen und auszuliefern mit etwas.
Carbone: Ich habe feststellen wollen, was es ist mit
der ganzen Sache; es kam mir merkwürdig vor, daß hin-
ter meinem Rücken andere Sachen gemacht wurden.
Präsident: Sie haben dem Untersuchungsrichter ge
sagt, es sei ein „Ballon d'essay". Nun haben Sie sehr
richtig aus diesen Knopf gedrückt, das fällt mir auf.
Carbone: Ich habe gesagt, ich verlange, daß sämtliche
Wechsel, die von mir untergebracht sind und mit meinem
Namen versehen sind, zurückgezogen werden u. ich werde
für meinen Teil für die Einlösung sorgen.
. Präsident: Schlußfrage: Sie haben am Ansang Ihrer
Aussagen gesagt, Sie fühlten sich nicht schuldig und Sie
seien sich nicht bewußt, eine strafbare Tat begangen zu
haben. Sind Sie sich nicht bewußt, daß Sie wirklich ein«
strafbare Tat begangen haben? in keinem Punkte?
Carbone: In keinem Punkte. Ich habe die Sache
angefangen, ohne zu wissen, um was es sich handelt. Bon
den internen Angelegenheiten habe ich nichts gewußt. Ich
glaubte, daß es sich hier um ganz normale Kreditgeschäfte
handle. Ich habe die Geschäfte mit großer Mühe und in
eineinhalbjähriger, nervenauspeitschender Tätigkeit ver
sucht, durchzuführen. Ich bin der Auffassung gewesen, daß
ich für diese Beträge/ die ich in Anspruch nahm, gut bin.
Einen Teil der Schuld will ich der Sparkasse zurückzah
len. Ich kann wohl sagen, daß es mir gelungen wäre,
wenn ich nicht verhaftet worden wäre, meine gesamten
Verpflichtungen einzulösen.
Präsident: Haben Sie der Sparkasse ein Angebot ge
macht?
Carbone: Ja, ich habe bei ihr angefragt, was Sie
meine, was ich schulde, damit ich ein positives Angebot
machen könne. Daraufhin habe ich jedoch trotz mehrma
ligen Mahnens eine Antwort nicht erhalten.
Präsident: Wären Sie in der Lage, eine Offerte zu
machen?
Carbone: Ja.
Staatsanwalt: Herr Carbone! Ihre Schuldlosigkeit,
von der Sie so fest überzeugt sind, erscheint mir ein i:-enig
sonderbar. Bei der Betrachtung des einen Umstandes,
daß Sie bei der ersten Bürgschaft mit einer Bürgschafts
erklärung hausierten, in der weder der Schuldner noch
der Gläubiger eingetragen war.
Carbone: Ich wußte ja noch nicht, wo ich die Bürg
schaft unterbringen wollte.
Staatsanwalt: Wußten Sie, wer der Schuldner ist?
Carbone: Der war ich.
Staatsanwalt: War der Schuldner eingetragen?
Carbone: Ich kann mich nicht erinnern.
Staatsanwalt: Mußte es Ihnen nicht auffallen, daß
eine Bank für irgend einen, ihr noch nicht bekannten
Schuldner gegenüber einem noch nicht bekannten Gläu
biger eine Bürgschaft übernehme?
Carbone: Schuldner war ich.
Staatsanwalt: Das stund noch nicht In der Bürg
schaftserklärung.
Ist Ihnen denn nicht aufgefallen, daß eine Bank mit
solchen Bürgschaften um Geld hausieren geht?
Carbone: Es sollten nicht 25,000 Franken beschafft
werden, sondern mehr, einmal 100,000 bis 200,000 Fr.
Beide Bürgschastsurkunden waren gleich ausgestellt.