Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

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Thöny: Was noch zu bezahlen sei für das Bo 
genlampenpatent, zur Verwertung, hieß es, sollte das 
Geld verwendet werden. 
Präsident: In Ihrem Verhör haben Sie gesagt, 
an Steuern, Patentanwälten usw. Das ist dem Herrn 
Dr. Steiner vorgehalten worden. Er sagte, es fei nicht 
wahr, daß Sie irgend etwas zu zahlen Hütten, ledig 
lich irgend einmal hätten Sie eine NumMernaufstel- 
lung über das Bogenlampenpatent verlangt und das 
hätte 50 'Mark gekostet und auch das. seien Sie schul 
dig geblieben. Aber irgendwelche Abdeckungen, der Ver 
wertung des Bogenlampenpatentes vorausgehend, sei 
nicht notwendig gewesen. In der Richtung decken sich 
die Auffassung Dr. Steiner und.Ihre jetzige. 
Tarbone: Meine Aussage kann nur dahin gehen, 
daß ich gesagt habe, für die Verwertung. Was das 
betrifft, habe ich weder mit Beck noch mit Thöny ir 
gendwie gesprochen, nur für die Verwertung im All 
gemeinen. Alkes, 'was in der Bogenlampenangelegen 
heit bisher überhaupt getätigt wurde, ist nur durch 
mich getätigt worden und durch niemand andern, nicht 
durch Dr. Steiner, den habe ich in die Firma eingeführt 
im Jahre 1827. ■ i > ”j [ ; 
Präsident: Am 18. Oktober 1927 hat Thöny an 
Niko Beck geschrieben. 
Tarbone: Ja. - ■' " f ': 
Vorsitzender: Haben Sie den Brief nie gesehen in 
Berlin? 
Tarbone: Nein. 
Präsident: Thöny hat vernommen, dah Sie aus 
hohem Fuße leben, am Kurfürstendanim! wohnen, Auto 
haben usw. und verschwenderisch lebten. l 
Thöny hat in entrüstetem Tone dem Niko Beck ge 
schrieben. man habe dem Tarbone das Darlehen nur für 
die Rampen fache und nicht für den Ankauf eines Au 
tos und Führung eines großen Hause, überlassen. 
Stimmt das Thöny? 
Thöny: Stimmt. 
Präsident: Äus dem geht hervor, daß wenigstens 
Thöny der Ueberzeugung war. datz er Ihnen nur für 
die Bogenlampensache das Geld überlassen hat. 
Tarbone: Das mag sein. 
Präsident: - Am 5. September 1927 schreiben Sie 
an Thöny von Berlin aus, siehe 1-7. Prozedur. 17. 
Unterprozedur, Sie werden nächste Woche in Wiesbaden 
mit einem .gewissen Herrn verhandeln auch in der 
Bogenlampensache und dann in London ein Rendez 
vous haben, mit dem Präsidenten von der General 
. Electric von Amerika und von dort her kommen Sie 
nach Vaduz,'wo Sie auch .Verhandlungen Haben-wer 
den mit Dr. Sprenger, — einem weitern Interessenten. Da 
haben Sie dort prahlerisch gesagt, datz dieser Dr. Spren 
ger wohl für Vaduzer Verhältnisse ein großer Mann 
sei, Sie möchten aber lieber abschließen mit Amerika 
nern, welche doch bedeutend größere Finanzleute seien. 
Don einer Seite, die bevorschußt werden sollte, war 
im Briefe nicht die Rede. In dem Briefe haben 
Sie Thöny quasi rapportiert über Ihre Tätigkeit, dem 
Thöny, der Interessent in der Sache war als Geld 
geber für die Landesbank. Dann haben Sie bekannt 
lich am 9. Jänner 1923 ein Geständnis abgelegt gegen 
über Niko Beck. Nicht wahr, darüber werden wir 
in Anwesenheit des Niko Beck sprechen. Sie haben'ge 
sagt, das Geständnis sei einer' gewissen Notlage ent 
sprungen, es entspreche den tatsächlichen Verhältnis 
sen nicht. In .Ihrem Geständnis haben Sie. gesagh 
daß Sie wissentlich und unter falschen Angaben bei 
der .Landesbank Kreditbeträge aufgenommen haben, die 
angeblich zur Verwertung der Dia-Tarbone-Patente ver 
wendet werden sollen.. Sie hätten sie 'flüssig gemacht und 
nicht, öder nur zu einem gmtz kleinen Teil der Be 
stimmung gemäß verwendet. Sie haben also die straf 
bare Handlung anerkannt. Sie geben dort unumwun 
den zu, daß sie nur von der Verwendung für die Bogen 
lampenpatente gesprochen haben. 
Tarbone: Ja, darüber möchte, ich Folgendes sa- 
i gen: Wie ich die Diskontierungen in Berlin durch 
geführt habe, habe ich große Schwierigkeiten damit 
gehabt^ und die Zahlen lassen ja ersehen, unter wel-. 
I chen Schwierigkeiten und Opfern eine Diskontierung 
nur möglich war/ Dann habe ich im Laufe d« letz- 
s ten Monate aber: erkannt, daß hinter meinem Rücken 
andere Geschäfte getätigt werden sollten von Riko Beck, 
und auch andere Wechsel hinter meinem Rücken dis 
kontiert werden sollten. Ich war darüber kolossal em- 
pört, daß Niko Beck, nachdem nun durch meine Be 
ziehungen und meine Opfer, die ich zU tragen haben 
sollte, diese Wege geöffnet waren, nun auf einmal ver 
suchte.: hinter meinem Rücken diese Wege zu beschreiten. 
Das fand ich sehr unfair. Dieser Brief,' diHes Ge 
ständnis ist entstanden aus einem Streit, der ent 
standen war zwischen Niko Deck und mir anläßlich ei 
nes Briefes, den ich geschrieben habe an Thöny. Wie 
ich von diesen jMachinationen hinter meinem Rücken!-ge 
hört hatte, teilweise von Millner, war ich sehr empört 
und wurde auch von Millner darin unterstützt. Ich'hatte 
Millionen aufgenommen in die Amroc, -Millner Haff sich 
aber niemals betätigt, sondern imMer andere Ge 
schäfte gemacht. Ich hatte keine Hilfe, in keiner Weise. 
Er versuchte Mischen der Landesbanr und mir eine Dif 
ferenz zu schaffE-und bei einer.solchen kam er eines 
Täges zu mir und sagte, eS ist ein Geschäft perfekt ge 
worden zwischen der liechtensteinischen Landesbank und 
der .Bussebank und in 'diesem Aerger habe ich dann de« 
Brief geschrieben an Thöny, datz ich davon erfahren... 
hätte und daß ich nicht wollte^ datz hinter meinem 
Rücken in Berlin weitere Geschäfte gemacht wurden, 
und ich wolle jetzt, datz die Wechsel zurückgezogen 
würden. Diesen Brief hatte ich vormitmgs diktiert, 
mit memer andern Post. Es war- auch Millner dabei, ich 
habe die andern«Briefe unterschrieb««, weggegeben und 
diesen Brief herausgenommen- und noch vor mir lie 
gen, und dann habe ich -über diese Sache nachgedacht. 
Dann kam - plötzlich Niko' Beck, setzte sich vor mich 
hin, und sprach erst über etwas anderes. Dieser Brief 
war von mir noch ' nicht unterschrieben. Auf ein 
mal springt Niko Beck, aus und greift nach diesem 
Brief und sagt: ,.Du schreibst da hinter meinem Rücken 
an Thöny. Ich sagte ihm, er solle den Brief, wieder, 
hinlegen, er wäre nicht unterschrieben und ginge ihn 
nichts an. Was dann für eine Szene folgte, läßt sich 
in Worten nicht ausdrücken. Ich habe gedacht, .wenn 
mir bloß das Tintenfaß an den Kopf flöge, so wäre 
das da- Wenigste. Er hat sich benommen, einen Skan-
	        

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