Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

117 - 
Carbone: Nein, die sind dabei bei den 20 000 Mark. 
Präsident: 97 000 sind für private Aufwendungen, Spe 
sen usw', verwendet worden. 
Carbone: Za, dìe Ainroc ist doch nicht für mich privat, 
die Firma schon. Aber ich vertrete ja auch den Standpunkt, 
daß ich ... 
Präsident: Für private Bedürfnisse. 
Carbone: Für Geschäfte bei der Ainroc 30 000 und 
27 600 ..... 
Präsident: Wir haben aber in allen' Akten nicht einen 
einzigen Anhaltspunkt für ein. Geschäft, das Sie bei der 
Amroc getätigt haben. 
Carbone: Das Geld ist wieder aufgegangen. 
Präsident: Der Verteidiger hat in den Akten angegeben, 
wir werden das prüfen. Ainroc ist in Untermiete bei der 
Busse u. Co. in Berlin. Dort ist auch beteiligt der zweite 
Direktor von Busse, Dr. Löwenstern, lind als Buchhalter 
hatten Sie einen Angestellten der Bussebank. 
Carbone:' Den Hauptbuchhalter. > 
Präsident: Wieviel haben Sie Mietzinse» bezahlt bei der 
Amroc? 
Carbone: Das müßte aus den Bankabrechnungen der 
Bnsse-Bank ersichtlich sein. Ich weis; es nicht. 
Präsident: Das Geld ist aufgewendet worden fiir Löhne 
an Bureaupersoual. Ankauf von Mobiliar für das Bureau 
und Persönliche Aufwendungen für Sie. 
Carbone: Nein. Verschiedene Wechsel habe ich diskon 
tiert, kleinere, wobei innner etwas verdient worden ist und 
habe eben verschiedene Geschäfte angebahnt. 
Präsident: Die auch abgeschlossen worden sind? 
Carbone: Auf der einen Seite habe ich eine Vermittlung 
gemacht zwischen der Erfinder-Gruppe und Onkel Erich 
Ouinke. Der hat 200 000 für eine Erfindung gegeben, das ist 
eine Sache, daran bin ich geschäftlich beteiligt. 
Präsident: Haben Sie irgend etwas aus diesem angeb- 
lichen-Geschäft gezogen? 
Carbone: Ja, Sie müssen bedenken, daß dies.Geschäft 
nur drei Monate bestanden hat. Ich kann da nicht über die 
Güte eines Geschäftes sprechen. Ich habe aber in diesen drei 
Monaten verschiedene Verträge abgeschlossen, die sich.nach- 
. her später, ausgewirkt hätten. 
Präsident: Haben Sie von diesen Geschäften auch etwas 
bezogen? 
Carbone: Die ersten 3000 Schweizerfrnnken, wie ich ver 
haftet wurde, indem ich einen Anteil an diesem Vermitklungs- 
geschäft verkauft habe. 
Präsident: Weiter, was haben Sie weiter getätigt? 
Carbone: Die Amroc hat die Generalvertretung der 
Schweizer Moser Uhren, der bekannten fiir Söwietrußland, 
bekommen. 
Präsident: Haben Sie die Generalvertretung verwirk 
licht? 
Carbone: Ich bin nicht ni.ehr dazii gekommen. Von Ja 
nuar an bin ich in den anderen Sachen tätig gewesen. 
Präsident: Ein Geschäft haben Sie nicht getrieben? 
Carbone: Ich bin nicht mehr dazu gekommen. Dann habe 
ich mich in einem Kohlengeschäft betätigt, mit der Lieferung 
von Coks nach Danzig. Da habe ich einen Vertrag geschlos 
sen. Die Friina Ouinke ist eines der größten Häuser in Ame 
rika und vertritt dort die AEG in allen elektrischen Sachen. 
Es bestehen in Deutschland sehr viele elektrotechnische Fabri 
ken, die von diesen großen Firnien ausgeschlossen werden. 
'Es hat sich ein 9tii,fl gebildet. Die Jtefa ist an mich herange- 
.treten, ob ich' durch »reine persönlichen Beziehungen zur 
'Firma Ouinke nicht erreichen könnte, daß sie auch außer den 
AEG-Fabrikaten diese Fabrikate exportieren dürfe. Ouinke 
»liefert in diesen Sachen für mehrere Millionen jährlich nach 
Südamerika. Ich bekomme von diesen ganzen Lieferungen, die 
snun Ouinke nicht bei der AEG, sondern bei der-Jtefa lie- 
;fert, eine bestimmte Provision. Ich kann Wohl sagen, daß ich 
innerhalb dieser drei Monate, die ich .tätig sein könnte, 
sehr viel geleistet habe. Wenn man plötzlich weggerufen wird. " 
kann man über die Güte eines Geschäftes nicht sprechen. 
Präsident: Und die 30 000 Mark Kapital, wie sind die 
verwendet worden? 
Carbone: Die sind darauf gegangen, weil diese Verträge 
sich nicht ausgewirkt haben. Ich hatte auch eine andere Sache, 
die Vertretung fiir Deutschland übernommen von einer fran- 
zösischen Zeitschrift in Deutschland. Die Sache- hat nicht flo 
riert. 
Präsident: Wie hieß diese Zeitschrift? 
Carbone.: (Nennt den Namen.) Da sind sehr viele Tüll- 
send Mark aufgegangen. 
Präsident: Eben, wie sind die vielen Tausend Mark auf 
gegangen? 
Carbone: In dieser Anlage. Wir haben die Zeitung 
bestellt und haben sie' bezahlen müssen und haben nicht ge 
nügend Absatz bekommen. Der Vertreters der bei mir war, hat 
mir verheimlicht, daß er bei dem Ring der ganzen Kioske. 
Zeitungsverkäufer, Bahnhöfen, die eine Gesellschaft zusammen 
bilden, schon vergeblich angeklopft hatte. So wußte ich nicht, 
wie ich die Sachen veräußern sollte. 
Präsident: Das eine ist effekttv. Die 30 000 Franken 
sind allsgegeben worden für Miete, Salär und persönliche 
Aufwendungen, wie Sie Ihren persönlichen Geschäften, mei 
netwegen auch diesen Sachen nachgelaufen sind. 
Carbone: Die mären im nächsten Fahr wieder hereinge 
kommen. wenn,ich zum Beispiel nur diesen einen Vertrag in 
Zahlen darstellen will. Die Vermittlung von 200 000 Mark, 
die mein -Onkel gegeben hat, wenn ich da nur den Normal- 
Provisionssatz rechnen will von 5 Prozent, so wäre das die 
Hälfte des ganzen Gesellschaftskapitals gewesen. 
Präsident: Das war.doch keine Provision^ sondern eine 
Beteiligung. Warum haben Sie die Amroc gegründet? 
Carboiie: Ich habe die Amroc gegrüiidet, um eine Finna 
zil haben, über welche ich meine gaiizen, ziemlich unifangrei- 
chen Beziehlingen ausnutzen wollte. 
'Präsident: Das hätten Sie auch persönlich tun' können. 
Carbone: Ich hielt eine Firma fiir besser. 
Präsident: Veranlaßt hat die Firma die Büssebank: ' 
Carbone: Die hat mir auch in Aussicht gestellt,'gemein- 
sam Geschäfte, zu machen,' sie'hat mich aber nachher immer 
sitzen lassen. So habe ich verschiedene Hypotheken vermittelt. 
Wenn Hypothekgesuche an mich kamen, habe ich sie weiter ge- 
leitet und die Bussebank hat dann hinter meinem.Rückeu diese 
Hypotheken abgewickelt, ohne mir eine Provision zu zahlen. 
Darum hatte ich die Absicht, aus den Lokalen auszuziehen. 
Präsident: Privat haben Sie für sich verwendet.7000, 
zur Tilgung privater Verpflichtungen 20 000, ist zusammen 
27 000, Spesen für die Reife nach der Schweiz Millner und 
Carbone 3600 Mark.' Dann Bogenlampengeschäft wieder 
25 000 Mark. Tort haben Sie auch keine Kapitalien inve 
stieren müssen.
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.