Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

Präsident: Man bekommt diesen Eindruck beim Durch 
blicken der Korrespondenz- mit dem Kammerpräsidenten ' 
Künzig. 
Carbone: Mit dazu beigetragen haben aber auch Fa 
miliendifferenzen zwischen Künzig und mir und. Frau 
Dobolski, die dann dazu beigetragen haben, daß ichMefL 
Differenzen nicht beilegte, sondern bestehen ließ und e's 
zum Bruche kommen lietz und dann, dätz ich kündigte. 
Präsident': Die Korrespondenz war aber freMdschaft- 
iich gehalten zwischen Kammerpräsident Künzig. 
Carbone: Perfönliche Differenzen zwischen Frau Do 
bolski geb. Künzig und mir waren in Davos schon aus- 
gebrochen. 
Präsident: Haben Sie nicht auch eine sehr gute Stelle 
in Paris ausgeschlagen? 
Carbone: Später habe ich verschiedene Möglichkeiten 
ausgeschlagen wegen der Liechtensteiner Sache. 
Präsident: z. B. eine große Versicherungssache in Pa 
ris. War das mit Wallenstein? 
. Carbone: Za, mit Wallenstein. 
Präsident: Was haben Sie sich für.Goldberge vor 
gestellt hier in Liechtenstein, daß Sie so schöne Angebote 
in Paris mit 1000 Fr. pro Monat ausgeschlagen haben? 
Carbone: Nach meiner damaligen Einstellung hielt 
ich es für eine kleine Summe. 
Präsident: Auf-jeden Fall reichte sie nicht aus zur Be 
streitung Ihrer persönlichen Bedürfnisse.. Wo haben Sie 
gewohnt? ^ 
Carbone: Im Dolder Grand-Hotel. 
Präsident: Was war Ihre Hotelrechnung durchschnitt 
lich pro Tag? 
Carbone: Mit allem, was drum und dran hängt etwas 
über 100 Franken. 
Präsident: Mit allem, was drum und dran hängt. 
War das Auto auch dabei ? 
Carbone: Nein. 
Präsident: Sie haben ein Auto geführt? 
Carbone: Ich habe immer ein Auto besessen. 
Präsident: Sie sagen, Sie haben für Hotel allein im 
mer über 100 Franken täglich ausgegeben? 
Carbone: Ja. 
Präsident: War nicht inbegriffen die Reise nach Wien 
zu Frau Dobolski, wo Sie immer 1. Klasse gefahren sind? 
Carbone: Diese Reise nach Wien war, bevor ich die 
Liechtensteiner Sache kannte. 
; Präsident: Als Sie bei der Holzhandels A.-G. in Zü 
rich waren, hatten Sie monatlich 1000 Franken, also täg 
lich rund 30 Franken Einnahmen. Sie haben aber über 
100 Franken für Hotel ausgegeben, 1. Klasse-Reisen nach 
Wien gemacht, Auto geführt. 
Carbone: Ich hatte auch noch andere Einnahmen. . 
Präsident: Theaterbillets, sehr teure, gekauft? 
Carbone: Mag sein. 
Präsident: Was für andere Einnahmen hatten Sie? 
Carbone: Ich hatte doch im. Dezember 1926 für 2 oder 
3 Jahre die Rente im Boraus bezogen^ 
Präsident: Das waren keine Einnahmen mehr. 
Carbone: Doch, ich habe das Geld bekommen. 
Präsident: Aber zum Boraus schon bezogen. 
Carbone: Ich hatte auch noch andere Einnahmen. 
Präsident: Das waren nach Ihrer Auffassung noch' 
Einnahmen? 
Carbone: Ja. Ich hatte auch noch andere Geschäfte; 
'laufend, z. B. die Spekulation mit Liverpool, andere Sa-. 
chen in Berlin. ~ J 
Präsident: In Liverpool? 
Carbone: Ja, die Baumwollspekulation, dann noch 
eine andere Geschichte "in Berlin, Eröffnung der Fisch-Z 
backstube, dann noch verschiedene Guthaben in Berlin bei - 
verschiedenen Leuten, die ich zum Teil nach und nach zu- r 
' tückbezahlt bekam. . | 
Präsident: Das scheint nicht der Fall gewesen zu sein.» 
Carbone: Doch doch, ich hatte z. B. beim Mann von! 
Frau Dobolski Guthaben, auch beim Kammerpräsidenten | 
Künzig außer 400 RM. auch noch andere Beträge. | 
Präsident: Sie haben vom Kammerpräsidenten Dar- j 
lehen erhalten? ' 1 
Carbone: Nein. In Berlin habe.ich 20,000 M. erhal-1 
ten, im ganzen glaube ich 22,000 Mark, kurz bevor ich in ] 
die Holzhandels A.-G. eintrat. 
Präsident: Nun haben Sie von Nieo Beck den Auftrag 
angenommen, -verschiedene Wechsel unterzubringen und 
Geld zu beschaffen. 
Carbone: Ja. - 
Präsident: Was waren Ihre ersten Schritte wegen , 
des 10,000 Fr. Wechsels? Was war der Grund, warum, 
Sie ihn nicht plazieren konnten in Zürich? 
Carbone: Es wurde einfach abgelehnt. Ich habe mich 
bei diesem Wechsel nicht' bemüht, ich habe ihn dem Pro-' 
kuristen mitgegeben, wie verschiedene andere. 
Präsident: Nachher haben auch Sie sich bemüht für : 
den 10,000 Fr. Wechsel? 
Carbone: Ja. ~ ■ ■ . 
Präsident: In der Voruntersuchung haben Sie gesagt, ■ 
es sei Ihnen nicht möglich gewesen, den Wechsel unterzu-1 
bringen, weil Beck es offenbar schon bei verschiedenen j 
Banken versucht hatte. j 
Carbone: Ja, das habe ich erfahren- durch Herrn | 
Schmitz. . . ' ; 1 
Präsident: Schon in dem Momente waren Akzepte | 
der Liechtensteinischen Landesbank nicht begehrt? 
Carbone: In der Schweiz nicht. |1 
Präsident: Nun zur 2. Sache, Angelegenheit Wal- j! 
lenstein. ' fi 
Pause bis 12 Uhr. 1 
Fortsetzung: j 
Präsident: Wr sind also bei der Angelegenheit Wal- 
lenstein. Erzählen Sie uns davon. i 
Carbone: Bevor die Bürgschaftserklärung von 25,000 - 
Franken, was Wallenstein betrifft, stattfand, war ich in 
verschiedenen Orten, um Geld auszutreiben. Ich war auch 
unterwegs, habe die verschiedenen Sachen unternommen, 
um Geld flüssig zu machen, aber immer vergebens. 
Präsident: Sie waren in Paris? * 
Carbone: Ja, dann fuhr ich nach Paris. Ich hatte 
Wallenstein kennen gelernt. Ich habe mit Wallenstein 
ursprünglich eine andere Transaktion vorgehabt, wobei j 
ich Gelegenheit gehabt hätte. Liechtensteinische Wechsel 
unterzubringen, nicht in der richtigen Form einer Wechsel 
diskontierung, sondern aus Umwegen über ein großes 
Geschäft. Das war der Kauf einer großen Fabriksanlage 
in Belgien. 
Präsident: Der Hüttenwerke?
	        

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