Volltext: Stenographischer Verhandlungs-Bericht aus dem Kriminalprozess gegen Franz Thöny, Niko Beck, Anton Walser und Rudolf Carbone

gab, daß seine' Angaben über die Lampensache 
übertrieben sei. 
•• ; xi, 
Die Liegenschaften des Familien-Fideikomis- 
ses der Familie Coburg-Koharh waren vom Bo- 
denämt der Tschechoslowakei beschlagnahmt wür 
den.. Wegen dieser Güter war inzwischen den 
Prinzeü Chritl und Josias Koburg ein Vertrag 
abschlössen worden, demzufolge für den Fall 
der vollständigen oder einer teilweisen Beschlag 
nahme die. Höhe des an die Prinzen Josias und 
Chrill von Sachsen-Koburg und Gotha zu lei 
stendes Entgelt festgelegt war. Herrn Werner 
Schmied hatte- seine Kapitalien zur Erfüllung 
aller vertraglichen Verpflichtungen nicht hinge 
reicht. Zusammen mit Alexander Justus hatte 
er dann Jnvesting Corporation gegründet, damit 
diese das zur Durchführung, des Vertrages er 
forderliche Geld aufbringe. Diese Gesellschaft hat 
te aber keine eigenen Mittel. Eingebracht waren 
nur die Vertragsrechte, die den beiden Gesell 
schaftern ^aus ihrem Vertrag mit den Prinzen Co 
burg zukamen. 
Um die Wende 1927—28 war Alexander Ju 
stus mit Carbone bekannt geworden und anfangs 
Jänner 1928 Justizryt Poltert, der Geschäfts 
führer der Jnvesting Corporation mit Carbone. 
Carbyne hatte zuerst mit Georg. Justus, dem Soh 
ne des . Alexander Justus wegen. Unterbringung 
von Demselben in London verhandelt. Kurz nach 
dem . Carbone mit Alex. Justus bekannt worden 
war, führte er auch die beiden gerade in Berlin 
anwesenden bekannten Beck und Walser bei Ju 
stus ein. Und jetzt wurde verhandelt über die 
Finanzierung der Jnvesting Corporation für die 
Durchführung ihrer Koburgfache. 
Beck und Thönh haben sich anfänglich gegen 
dieses Projekt gewehrt, Walser aber glaubte, da 
rin einen Weg. zu finden, um die der Sparkasse 
bereits erwachsenen Schäden vielleicht heilen zu 
können und griff sofort zu, vermochte auch Thönh 
hiezu.zu. bestimmen, , die verlangten 20 Blankoak 
zepte zu übersenden, damit sie bis auf den Betrag 
von - 2.000.000.— RM ausgestellt werden. Tat 
sächlich wurden dann auch 12 Akzepte ausgestellt. 
Aussteller war namens der Jnvesting Corpora 
tion Herr Justizrat Bollert, der die Wechsel auch 
blanko indossierte. .Bestimmt war eine Laufzeit 
von einem Jahr und festgelegt sollte werden, daß 
die.Wechsel erst bei letzter Umlegung in Umlauf 
gefetzt, werden. Bon einer Diskontierung in der 
Nähe Liechtensteins soUte unter allen Umständen 
abgesehen werden. Aus dem Diskonterlös soll 
ten... die Verbindlichkeiten Werner Schmidts ge 
deckt werden. 
.' Das- Geschäft aber zerfiel in sich, weil die 
Prinzen von Koburg - mit dem tschechoslowaki 
schen .Staate selbst ein Einvernehmen erzielen 
köünten. - Durch Unvermögenheit und dazu Da- 
ztvischenkunft eines fremden Hindernisses war die 
endgültige Erledigung vereitelt worden. 
XII. . 
Carbone war derjenige, der zuerst von die 
sem Geschäft Kenntnis hatte und alles daran 
setzte, es durchführen zu können. Beck hatte sich. 
während des Laufes dieser Verhandlungen mit 
Carbone zerstritten, Carbone hatte einen Brief 
vom 4. Jänner geschrieben, Beck hatte ihn zu 
Gesicht bekommen. Daraus entspann sich ein Streit 
in dessen Verlauf Carbone sein Eingeständnis 
legte, daß er die Landesbank nach allen Richtun 
gen betrogen habe. Nachdem Beck dieses Geständ 
nis hatte und Walser inzwischen auch'nach Berlin 
gekommen war, einigte man sich wieder und schloß 
das Geschäft, Carbone ließ sich einen Betrag, von 
RM 1Ö0.000.— als Provision.versprechen, außer 
dem noch eine Gewinnbeteiligung von 10°/o. Car 
bone sollte nach seinen Angaben Vertrauensmann 
für die Wechselplatzierung werden. 
Der Versuch, diese Wechsel , diskontieren zu 
lassen, gelangte auch zur Kenntnis der. fürstlichen 
Vermögensverwaltung und da ist die erste War 
nung nach Vaduz gekommen. 
- In welcher Weise mit den Geldern umgegan 
gen wurde, ergibt sich daraus, daß für die Dauer 
der Verhandlungen der Angelegenheit Dr. Eisler 
monatlich ein Salair von RM 15.000.— aus 
gesetzt wurde. 
Der Rechtsberater in dieser Angelegenheit 
war Rechtsanwalt Dr. Eisler in Prag. Er wurde 
anfangs Jänner 1928 nach Berlin gerufen;, dort 
wurden ihm 4 Wechsel in Verwahrung gegeben, 
darunter zwei mit zusammen über RM 300.000. 
Diese Beträge gibt Herr Dr. Eisler als ein Hono 
rar für seine rechtsfreundliche Tätigkeit an. 
Da sich aber Dr. Eisler mit der bloßen treu 
händerischen Verwahrung dieser Wechsel nicht be 
gnügte, wurde vereinbart, daß ein- neuer Wech 
sel über srs. 25.000.— ausgestellt und von Hrn. 
Dr. Eisler zum Diskont gebracht werde, damit 
er sich in erster Linie einen Betrag von srs. 
10.000.— als Honorar sichere, aus dem Mehr 
betrag sollte der Sparkasse notwendige flüssige 
Gelder zur Verfügung gestellt werden. Tatsäch 
lich hat Herr Dr. Eisler aus dem Diskonterlös 
7500.— erhalten, 10.000.— gingen an Walser nach 
Rumänien ab, 2500.— erhielt Nico Beck und srs. 
5000.— wurden von der böhmischen Komerzial- 
bank, wo die Wechsel diskontiert wurden^ für eine 
Schuld des Alexander Justus verrechnet. . 
Alle diese Wechselausstellüngen wurden von 
sämtlichen Angeklagten bewußt so ausgeführt, daß 
die Perwaltung der Spar- und Leihkasse davon 
keine Kenntnis hatte und haben sollte. Wenn auch 
die Begebung von solchen zur Finanzierung der. 
Coburg-Angelegenheit dazu dienen sollte, die bis-' 
her der Bank zugeführten Schäden allenfalls wie 
der gutzumachen,- so liegt doch darin eine Schädi 
gung der Bank, zumal sämtliche auf- das ganze 
Geschäft bezüglichen Urkunden, die der Sparkasse 
keinesfalls aber den Angeklagten ausschließlich ge 
hörten zum Nachteil der Bankbeschästigten und
	        

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