1. Abschnitt:
ANFÄNGE DES STAATSWESENS
UND SEINE ZUGEHÖRIGKEIT ZUM DEUTSCHEN BUND
Zur Geschichte Liechtensteins
I. Die Landschaft und ihre Herrschergeschlechter
Die neuere Lehre, die jüngst von Iso Müller ! auf Grund seiner Patro-
zinienforschung eindrücklich bestätigt wurde, gelangt zum Ergebnis,
daß nicht St. Lucius, der im 6. Jahrhundert gelebt hatte, das Christen-
tum ins Land brachte. Eine erste «anonyme Christianisierung», die
dann die «offizielle, bischöflich-churische Organisation» nach sich
zog, hatte schon vorher stattgefunden, wenn auch nur auf der Ebene
mehr zufälliger und vereinzelter Kontaktnahme der Bewohner Rätiens
mit christlichen Kaufleuten, Beamten, Boten und Soldaten ?. Die
Christianisierung, die von der Bischofsstadt Chur aus intensiviert
wurde, breitete sich zusehends aus und verdichtete sich trotz empfind-
licher Rückschläge in den Auseinandersetzungen mit den heidnischen
Alemannen 3, wie aus der Zahl der damals entstandenen kirchlichen
Zentren zu schließen ist *. .
Infolge der Zentralisierung der Reichsverwaltung unter Karl dem
Großen wurde Rätien zu einer Grafschaft, die sich in zwei Unter-
grafschaften aufteilte, wobei die Landquart die Grenze bildete. Das
Gebiet des heutigen Fürstentums Liechtenstein gehörte zur Graf-
schaft unter der Landquart. Als Teil Unterrätiens war «Liechten-
stein» damals im Besitze der Grafen von Bregenz. Bei einer Erb-
. Die Patrozinien des FL 311.
? MÜLLER 312.
5 Vgl. BÜTTNER/MÜLLER 21.
- So MÜLLER 312.
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