Volltext: Das Fürstentum Liechtenstein im Wandel der Zeit und im Zeichen seiner Souveränität

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fluß haben. Infolge der Kraftwerkbauten, 
aber auch sonst macht in Graubünden die 
Wildbachverbauung Fortschritte. Und doch 
bleibt die vorgenommene Einengung des 
Rheinstromes ein Widerspruch zum geolo 
gischen Geschehen. Die Kräfte entfesselter 
Naturgewalten können nicht berechnet und 
nie mit Sicherheit in Bann gehalten werden. 
Ein Rheineinbruch hätte heute unvergleich 
lich größere Schadensfolgen als 1927. Der 
Rhein wird für unser Land und unser Volk 
immer ein Sorgenkind bleiben, und trotz 
dem wäre der Rheinstrom nicht aus unserer 
Geschichte und unserm Leben wegzudenken. 
Nach dem heutigen Geldwert dürfte der 
Rheinverbau bis heute etwa 50 Millionen 
Franken verschlungen haben. Für ein klei 
nes Land ist das eine ungeheure Summe. 
Der Rhein hat uns auf der anderen Seite 
aber auch gegeben. Der Rhein ist der Vater 
der fruchtbaren Talebene und der wertvol 
len Schwemmböden. Unser Land verfügt in 
der Rheinebene über eine solide Ernährungs 
basis. Für das Bauwesen liefert der Rhein 
hochwertiges Sand- und Kiesmaterial, was 
sich auf die Baukosten günstig auszuwirken 
vermag. Auch besteht die Möglichkeit, daß 
das Rheingefälle später einmal zur Erzeu 
gung von elektrischer Energie ausgenützt 
wird. 
Die Rüfen 
Der Wildbach ist der sichtbare Ausdruck der 
ausgleichenden Tätigkeit des Wassers zwi 
schen Berg und Tal. Wildbäche sind in allen 
Berg- und Hanglagen zu finden, wo die geo 
logischen Voraussetzungen dafür vorhanden 
sind. Für die Intensität der Wildbäche sind 
leicht verwitterbares Gestein und die Art 
und Höhe der Niederschläge maßgebend. 
Die liechtensteinische Landschaft ist durch 
außergewöhnliche Steillagen und durch 
mächtige, aus unbeständigem Kalkgestein 
aufgebaute Felsmassive charakterisiert. Den 
rheintalseitigen Fuß unserer Gebirgswelt 
bildet der Flysch, der vor allem im Norden 
des Landes mächtig ausgebildet ist. Der 
Flysch ist von schiefriger Textur und aus 
weichen, mergelig-tonigen Komponenten 
zusammengesetzt. Er verwittert leicht und 
kann dem Abtrag nicht viel entgegensetzen. 
Aber auch die über dem Flysch liegenden 
härteren Kalke haben durch Verfrachtung 
und Verfaltung den inneren Zusammenhang 
weitgehend verloren und bieten der Erosion 
beste Angriffspunkte. Ein Schulbeispiel der 
Verwitterung und des Abtrags bilden die 
zerklüfteten, aus Hauptdolomit bestehenden 
Häupter der Dreischwestern, des Galina- 
kopfes und des Ochsenkopfes. Bei solchen 
Verhältnissen muß aus unseren Bergen mit 
einer gewaltigen Geschiebeabfuhr gerechnet 
werden. 
Ein Wasserlauf wird zu einem Wildbach, 
wenn er bei starken Niederschlägen plötz 
lich anschwillt und dabei große Geschiebe 
mengen in Bewegung setzt, die er im Unter 
lauf wieder ablagert oder einem größeren 
Gewässer zuführt. Extrem große Wild 
wasser zufolge von wolkenbruchartigen 
Regengüssen und Hagelschlägen nennt man 
bei uns Rüfen. Die Rüfe stellt die höchste 
Kraftäußerung des Wildbaches dar. Mit Ur 
gewalt zu Tal stürzende und große Fels
	        

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