Volltext: Das Fürstentum Liechtenstein im Wandel der Zeit und im Zeichen seiner Souveränität

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die Planung und die Errichtung anvertraut 
worden war, feierlich übergeben. Mit zwei 
kleinen Ausschnitten aus meiner bei dieser 
Gelegenheit als Chef der liechtensteinischen 
Delegation auf dem Gipfel des Naafkopfes 
gehaltenen Ansprache, die sich hauptsächlich 
mit der tiefen Symbolik dieses Grenz 
zeichens befaßte, möchte ich schließen: 
„... Uber diesen einander immer wieder ab 
wechselnden Menschen prangen die Staats 
wappen der drei hier zusammenstoßenden 
Länder. Diese sind schon viel einheitlicher, 
sind gleich in Größe, Farbe und Material. 
Sie repräsentieren denn auch drei Staaten, 
die viel Gemeinsames haben. Verschieden ist 
zwar unsere Staatsform von der der Schweiz 
und Österreichs, gleich ist aber die wirklich 
demokratische Grundhaltung. Keines unse 
rer Länder hat irgendwo expansionistische 
Bestrebungen, jeder Staat nimmt sein Ter 
ritorium als endgültig gegeben an. Die Gren 
zen werden miteinander friedlich begangen, 
und wenn verschiedene Auffassungen ent 
stehen, so reden sie miteinander als gute 
Nachbarn. Wichtig, vielleicht sogar noch 
wichtiger aber ist die Tatsache, daß unsere 
Staaten ihr Hoheitsgebiet nicht nur horizon 
tal, sondern auch vertikal genau begrenzt 
haben. Ich will damit sagen, daß unsere 
Staatsgrundgesetze ihren Bürgern große 
Sphären freilassen, in denen sie sich frei 
bewegen können. Erst jene Völker, die das 
Unglück haben, unter einem totalitären Sy 
stem leben zu müssen, können es ganz er 
messen, was es heißt, Glaubens- und Gewis 
sensfreiheit, Freiheit der Rede und Presse, 
Freiheit der Vereinsbildung, Freiheit der 
Bewegung, Freiheit in der Wahl des Arbeits 
platzes durch die Staatsverfassung wirklich 
gewährleistet zu haben. Der Tenor unserer 
Staatsverfassungen ist der Grundsatz, daß 
der Staat für die Bürger da ist und nicht 
umgekehrt die Bürger für den Staat. In 
unseren Ländern ist es das Ziel, möglichst 
viele selbständigdenkende, initiative, mit 
Selbst- und Verantwortungsbewußtsein aus 
gestattete Persönlichkeiten zu haben. Das 
sind die besten Garanten dafür, daß der 
Staatswagen nie auf den Weg des Nieder 
ganges und des Chaos kommt. Ja, wir alle, 
die wir hier anwesend sind, und die vielen, 
die hier vorbeikommen werden, haben allen 
Grund, zu unseren Staatswesen zu stehen, 
die wirklich versuchen, allen ihren Bürgern 
ein lebenswertes Erdendasein zu sichern.“ 
„... Möge nun der allmächtige Lenker aller 
Völkerschicksale es geben, daß der Naaf- 
kopf immerdar der Grenzstein bleibe zwi 
schen der Schweizerischen Eidgenossenschaft, 
der Bundesrepublik Österreich und dem 
Fürstentum Liechtenstein. Möge dieses 
Grenzzeichen all die drohenden Stürme 
überstehen und uns stets als gute, fried 
fertige und hilfsbereite Nachbarn sehen.“
	        

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