Regierung scheiterten, weil einerseits das
Vertrauen in das Land noch nicht vorhan
den war, andererseits bereits mit Beginn der
dreißiger Jahre die gesamte Industrie der
Welt in eine katastrophale Krise geriet, die
dem Neuaufbau von Industriebetrieben an
verhältnismäßig ungünstigen Standorten
feindlich gegenübertrat.
Bemerkenswert ist, daß von den alten In
dustriebetrieben lediglich die Betriebe der
Firma Jenny Spoerry unmittelbar nach Be
endigung des ersten Weltkrieges wieder
auf gebaut wurden, und zwar unter nicht
unerheblichen Opfern der Betriebsinhaber.
Die Betriebsinhaber haben damit ein gutes
Maß an Verständnis für unser Land be
wiesen. Es soll dies im Zusammenhang mit
der Beschreibung der liechtensteinischen In
dustrie nicht unvermerkt bleiben.
Als erster neuer Industriebetrieb wurde die
Ramco AG., Zahnfabrik in Schaan, gegrün
det, und zwar in einem Zeitpunkt, da
in Liechtenstein erhebliche Arbeitslosigkeit
herrschte.
Das Wiedererstarken der europäischen Wirt
schaft vor dem drohenden zweiten Welt
krieg gab den liechtensteinischen Behörden
die Hoffnung, Liechtenstein in den Indu
strialisierungsprozeß der Schweiz einglie
dern zu können.
In rascher Folge entstanden bedeutende In
dustrieanlagen im Lande, hauptsächlich auf
dem Gebiet der Metallverarbeitung. Dabei
ist festzustellen, daß Fehlgründungen schwer
vermeidbar waren. Der Hauptteil der liech
tensteinischen Industrie hat sich jedoch gut
gehalten und darf heute mehr oder weniger
als konsolidiert betrachtet werden. Es wird
uns Liechtensteinern zum Teil vom Aus
land vorgeworfen, wir hätten unbedacht
und ohne Rücksicht auf eine organische Ent
wicklung industrialisiert. Wir dürfen aber
dabei eines nicht vergessen, daß Liechten
stein infolge des ersten Weltkrieges sein ge
samtes Bar- und Wertpapiervermögen ver
loren hat, daß zirka 800 Saisonarbeiter in
den dreißiger Jahren infolge der Weltwirt
schaftskrise ihre Arbeitsplätze verloren und
in ein armes Land zurückkehren mußten,
das kaum in der Lage war, ihnen eine Min
destexistenz zu gewähren.
Wir dürfen auch nicht übersehen, daß alle
Bemühungen der liechtensteinischen Behör
den, neue Industrien anzusiedeln bis gegen
Ende der dreißiger Jahre praktisch scheiter
ten. Wir hatten also aufzuholen, was wäh
rend zirka 25 Jahren mit Industriebetrieben
versäumt werden mußte, weil die Verhält
nisse gegen eine solche Industrialisierung
waren. Erst im Jahre 1947, also 33 Jahre
nach Beginn des ersten Weltkrieges, hatten
wir den Fabrikarbeiterstand erreicht, den
das Land schon im Jahre 1914 aufwies. Da
zu kommt das ständige Anwachsen der liech
tensteinischen Bevölkerung und damit die
steigende Forderung nach neuen Arbeits
plätzen. Wenn es uns nicht gelungen wäre,
eine größere Industrie aufzubauen, wäre es
zwangsläufig zu schweren wirtschaftlichen
und sozialen Erschütterungen gekommen.
Es ist nicht etwa so, wie viele glauben, daß
die Industrialisierung einen ständigen Rück
gang landwirtschaftlicher Betriebe zur Folge
gehabt habe. Eher das Umgekehrte ist der
Fall, nämlich daß der infolge des Einbru
ches landwirtschaftlicher Produkte von hoch