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Gerechtigkeit geliebt habe," sprach er auf dem Sterbebette,
„sterbe ich in der Verbannung." Sein Werk aber dauerte fort.
Der eingedrungene Gegenpapst mußte rechtmäßig gewählten
Päpsten weichen, die im Geiste Gregors VII. handelten.
In Deutschland wütete der Parteikampf fort. Der auf-
gedrungene Norbert in Chur wurde endlich von dem schis-
matifchen Erzbischof Wezilo zu Mainz geweiht, aber von der
Synode zu Quedlinburg in den Bann getan. So konnte er
zur Ausübung seines Amtes nicht gelangen; er starb schon
1088. Der Papst Urban II. gab das erledigte Bistum Chur
dem Propst Ulrich, welchen die Geistlichkeit und das Volk
schon lange gewünscht hatten (1089).
4. Bischof Ulrich II. Anfang der Kreuzzüge.
Ulrich II. aus den Grafen von Tarasp, die das Kloster
Marienberg im Vintschgau stifteten, wurde im Kloster Di-
sentis gebildet und war vor seiner Erhebung Abt von Muri
und von Disentis gewesen. Auch war er Dompropst an der
Churer Kathedrale. Schon als Abt von Muri stand Ulrich
entschieden auf Seite Gregors VII. Deshalb wollte ihn Kö
nig Heinrich nicht als Bischof von Chur anerkennen und er
nannte, wie schon erwähnt, den Norbert von Hohenwart.
Ulrich zog sich also in sein Kloster Disentis zurück, das er
als Abt leitete. Aber im Jahre 1089 wurde er auf Befehl
des Papstes vom Bischof Gebhard von Konstanz zum Bischof
konsekriert. So hatte die schwer geprüfte Diözese wieder einen
rechtmäßigen Oberhirten. Doch hatte auch dieser Bischof von
der königlichen Partei manches zu leiden. Er starb am 30.
Juli 1096.
Mißjahre, Sonnenfinsternisse, Hungersnot und Pest
schreckten damals die Menschen. Die Kirchhöfe konnten die
Toten nicht mehr fassen, so daß man neben denselben große
Gruben auswarf. An manchen Orten starben an einem Tage
bis 40, an manchen in einer Woche bis 1400 Personen. In
Regensburg allein starben binnen drei Monaten 8000 Men
schen. Großen Eindruck machte dieser „Sterbend" auf die Le
benden. Man entsagte den Eitelkeiten der Welt, dem Spiele,
den Wirtshäusern und ähnlichen Dingen.
Damals hielt Papst Urban II. eine große Kirchenver
sammlung zu Piacenza in Italien und eine zu Elermont in
Frankreich und trug vor, wie das Grab des Erlösers zu Jeru
salem von den Ungläubigen entheiligt werde, welche Leiden