Volltext: Geschichte des Fürstentums Liechtenstein

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daß er reden könne. Der Knabe antwortete: „Als mein Herr 
mich in dieser Kirche verließ, fiel ich unter Tranen am Grabe 
des hl. Leo nieder, ihn inbrünstig anflehend, daß ich durch 
seine Fürbitte bei Gott die Sprache erlangen möchte, und 
wie ihr sehet, bin ich erhört." AIs Bischof Thietmar solches 
vernahm, kehrte er sogleich zum hl. Vater zurück und erzählte 
ihm, welch ein Wunder Gott durch den hl. Leo, seinen Vor 
gänger, gewirkt habe. 
Im Jahre 1061 weihte dieser Bischof die Kirche zu Ap 
penzell, welche Abt Norbert von St. Gallen erbaut hatte, auf 
Bitten des Bischofs Rumold von Konstanz und erhielt vom 
Kaiser Heinrich IV. die Bestätigung aller Freiheiten und Rechte 
der Churer Kirche. Er starb 1070. 
Ihm folgte auf den bischöflichen Stuhl zu Chur Hein- 
r i ch I. Auch er gehörte wie sein Vorgänger den Ministe 
rialen von Montfort an. Sittenreinheit, Energie und eifrige 
Sorge für das Wohl der Kirche machten diesen Bischof zu 
einer der hervorragendsten Zierden des Episkopates seiner 
Zeit. Seine Studien machte er im Kloster Reichenau und 
trat auch daselbst in den Benediktinerorden. Die bischöfliche 
Weihe erhielt er am 24. April 1070. Seine Tugenden wie 
seine Weisheit in geistlichen Dingen und seine Gewandtheit 
in Geschäften machten ihn der hohen Stelle würdig, die er 
bekleidete. Die Kirche zu Remüs gab er den Stistsherren zu 
rück, sowie er ihnen den Bezug der zehn Mark und den An 
teil an den Bedegeldern (praecariis) bestätigte, was ihnen 
Bischof Thietmar überlassen hatte, und für die Hegung des 
Gerichtes zu bezahlen war. 
3. Bischof Heinrich I. Kaiser Heinrich IV. 
Heinrich IV. war fünf Jahre alt, als sein Vater starb. 
Die Jugend des Königs wurde verdorben. Aus der Hand 
seiner überzärtlichen Mutter Agnes (einer Tochter des Gra 
fen Wilhelm von Poitiers) kam er unter die Leitung des 
sittenstrengen Erzbischofs Anno von Köln, den der sterbende 
Vater zum Reicbsverweser verlangt hatte, und darauf an den 
üppigen Hof des Erzbischofs Adalbert von Bremen, der allen 
Launen und Ausschweifungen des jungen Königs freien Lauf 
ließ. Im Alter von 15 Jahren wurde er für mündig erklärt, 
feierlich wehrhaft gemacht und begann selbständig zu regie 
ren (1065). Das Herzogtum Alemannien hatte seine Mutter 
als Reichsverweserin dem Grafen Rudolf von Rheinfelden ge
	        

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