Volltext: Geschichte des Fürstentums Liechtenstein

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zugunsten eines anderen Staates verzichtet, oder darüber ver 
fügt, und keine neue Last auf das Fürstentum eingegangen 
werden. Der Landtag bestand aus 15 Mitgliedern, wovon 12 
durch indirekte Wahl des Volkes und 3 durch fürstliche Er 
nennung bestimmt wurden. Die neue freiheitlichere Verfassung 
bot den Anstoß zu wichtigen Fortschritten auf den verschie 
densten Gebieteil. Bis 1877 bildete das Land nur einen 
Wahlkreis; in dem genannten Jahre erschien ein Gesetz, das 
aus Unterland und Oberland zwei Wahlkreise schuf. 
Cs folgten nun rasch nacheinander eine Reihe von neuen 
Gesetzen, im Jahre 1864 das über Zehentablösung, 1865 die 
Ablösung des sogenannten Vogel- oder Alprechtes, 1868 die 
unentgeltliche Aufhebung anderer Feudallasten. Im Jahre 
1864 wurde der neue Zollvertrag mit Oesterreich geschlossen. 
Abgesehen von der günstigen finanziellen Wirkung wurde dem 
Lande durch diesen Vertrag ganz Oesterreich für freien Han 
del geöffnet und das Entstehen nützlicher Industrien ermöglicht. 
Das Jahr 1864 brachte auch das neue Gemeindegefetz, das 
gegen die alte Gemeindeordnung von 1842 einen bedeutenden 
Fortschritt darstellte. Auf dem Gebiete des Schulwesens er 
folgte im Jahre 1864 die Einführung des Ortsschulrates als 
Ergänzung des Schulgesetzes von 1859. Im Jahre 1858 war 
in Vaduz die Landesschule gegründet worden infolge einer 
Stiftung des berühmten Arztes Dr. Ludwig Groß in Vaduz. 
Das Kreditwesen erhielt eine mächtige Hebung durch die 
Gründung der landschäftlichen Sparkasse im Jahre 1861. Aus 
kleinen Anfängen hat sich diese Anstalt nach und nach zu einem 
für unsere Verhältnisse sehr großen' Kreditinstitute entwickelt. 
Das Jahr 1864 brachte uns auch das Gesetz betreffend die 
Landesvermessung zur Herstellung eines richtigen Katasters. 
Im Jahre 1865 wurde ein neues Steuergesetz beschlossen. Es 
unterschied drei Steuerarten: Grundsteuer, Gewerbesteuer und 
Personalsteuer. Naturgemäß erfuhr dieses Gesetz wie fast alle 
anderen im Laufe der Jahre manche Abänderungen. 
Im Jahre 1866 fand der Entscheidungskampf zwifcheik 
den zwei Rivalen Preußen und Oesterreich statt, durch den 
alle Staaten des deutschen Bundes in Mitleidensck>ast gezogen 
wurden. Der deutsche Bund stand auf Oesterreichs Seite, lei 
stete aber wenig. Unser Kontingent, das eine Schnrfschützen- 
kompagnie bildete, marschierte auf Anordnung des Fürsten, 
um nicht den größten Gefahren ausgesetzt zu werden, gegen 
Ende Juli an die Südgrenzen Tirols im Stilfserjochgebiete zur 
Verteidigung der Grenze gegen Italien. Es war längere Zeit 
mit österreichischen Kaiserjägerkompagnien in St. Maria am
	        

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