Volltext: Geschichte des Fürstentums Liechtenstein

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handelt. Auf Grund einer fürstlichen Verordnung wurde ein 
Ausschuß gewählt, der Vorschläge für eine neue Verfassung 
machen sollte. Dieser Ausschuß bestand aus fünf Männern: 
Dr. Karl Schädler, Richter Wolfinger und Lehrer Vogt in 
Balzers, Tierarzt Wanger in Schaan und Lehrer Eoop in 
Eschen. Sie unterbreiteten dem Fürsten einen Verfassungs 
entwurf, in dem die früheren Forderungen erneuert wurden. 
Zur Rechtspflege sollten zwei Gerichtsbezirke mit je einem 
Bezirksrichter, zweien Räten und einem Gerichtsschreiber ge 
bildet werden. Als zweite Instanz hätte das Landgericht, dessen 
sechs Mitglieder vom Landrate zu wählen wären, zu gelten, 
als dritte Instanz das Obergericht, bestehend aus vier vom 
Landrate gewählten Räten unter dem Vorsitze des Landes 
verwesers. 
Ende April 1848 wurde Rektor Peter Kaiser, der Ver 
fasser dieser Geschichte Liechtensteins, als Abgeordneter für die 
Nationalversammlung in Frankfurt gewählt, legte aber sein 
Mandat schon im November wieder nieder. In dem Schreiben, 
das er bei diesem Anlasse an seine Landsleute richtete, sagte 
er, er sehe die Lage des Landes für bester an als viele andere. 
Uns fehle hauptsächlich der Mut und das Vertrauen auf die 
göttliche Vorsehung. Wenn das Land auch klein und arm sei, 
so habe es doch auch wieder in der Fruchtbarkeit seines Bo 
dens und in der eigenen Volkskrast starke Hilfsquellen. Manche 
Übelstände, die große Länder schwer drücken, verschonen uns. 
Auch ein kleines Volk, wenn es treu zusammenhalte, vermöge 
viel. Wir könnten ein Völklein sein, das niemand gefährlich 
sei, aber doch allen Achtung abnötige. 
Als Nachfolger Kaisers wurde Dr. Karl Schädler in die 
Nationalversammlung gewählt. Er trat besonders für den 
Zollanschluß an Oesterreich ein. 
Eine definitive Festlegung der Verfassung hielt der Fürst 
der immer noch schwankenden Verhältnisse Deutschlands we 
gen nicht für ratsam, erklärte sich aber zum voraus für die 
meisten der ihm vorgelegten Artikel und befahl, ohne Verzug, 
die in dem Entwürfe verlangten 24 Abgeordneten oder Land- 
räte zu wählen, was auch geschah. Dieser Landtag unter Schäd- 
lers Präsidium arbeitete verschiedene Gesetzesentwürfe aus, de 
ren Bestätigung durch den Fürsten aber noch hinausgeschoben 
wurde. Doch blieben die früheren Entschließungen desselben 
in Kraft und die Landeskasse erhielt auch die Neugereutzinse, 
Pleuelgelder, Vogelrechte, Fastnachthennen, Schäfhaber und 
die „behebte" Steuer zugewiesen. So vollzog sich die Bewegung 
jener Jahre in würdigen Formen. Wer die Geschichte der
	        

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