Volltext: Geschichte des Fürstentums Liechtenstein

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tobet 1809 in Wien unterzeichnet wurde. Oesterreich verlor 
durch diesen entsetzlichen Frieden über 2000 Quadratmeilen 
Landes, 3Vs Millionen Einwohner und 20 Millionen an jähr 
lichen Einkünften und mußte dem Kontinentalsystem beitreten. 
Die wackeren Tiroler und Vorarlberger fochten ihren 
Kampf fort; sie konnten nicht glauben, was geschehen war. 
Widersprechende Nachrichten vom Kriegsschauplätze kamen ih 
nen zu. Als die Franzosen in Vorarlberg einrückten und Feld 
kirch besetzten (6. August), glaubten viele noch nicht, daß alles 
verloren sei und daß der Kaiser sie ohne schützende Klauseln 
im Frieden preisgeben werde. Aber die ernste Wirklichkeit 
zwang sie nur zu bald an das Unglaubliche zu glauben. Die 
Vorarlberger mußten binnen vier Tagen alle ihre Waffen ab 
liefern; alle Mannschaft von 16—45 Jahren wurde aufge 
schrieben und die angesehensten Männer wurden als Geiseln 
fortgeführt. Viele flüchteten damals nach Bünden und ins 
Liechtensteinische. Vorarlberg blieb ruhig, aber Tirol machte 
einen neuen Versuch zur Befreiung; er mußte aber mißlingen. 
Andreas Hofer, der Anführer der Tiroler, wurde durch Ver 
rat den Feinden in die Hände geliefert und zu Mantua 
erschossen. Ruhig ging er dem Tode entgegen und voll christ 
lichen Mutes; denn er hatte für eine edle Sache gestritten. 
Tirol und Vorarlberg blieben bei Bayern. 
So vollständig war Napoleons Sieg, daß er, der ver 
haßte Emporkömmling, als den köstlichsten und gefährlichsten 
Preis desselben Maria Louisa, die Tochter des Kaisers Franz 
heimführte. Die Vermählung geschah am 2. April 1810. 
Der Blick in die Zukunft Deutschlands schien nach herge 
stelltem Frieden trostlos. Oesterreich und Preußen, von 
Deutschland isoliert und geschwächt; die Rheinbundstaaten 
willige Werkzeuge ihres „Protektors"; es gab kein Deutsch 
land mehr. Aber es gab noch ein deutsches Volk, eine deutsche 
Sprache und Literatur. Als das äußere Band verschwand, 
trat das innere desto kräftiger hervor. Ein gemeinsames Ge 
fühl, ein gemeinsames Interesse verband alle wieder. In die 
sem Sinne wirkten die weisesten und edelsten Männer. 
3. Die Stiftung des deutschen Bundes. 
Rußland wurde bald der französischen Freundschaft über 
drüssig. Es hatte davon nur Nachteile und sah sich überdies 
noch gekränkt durch die Wegnahme Oldenburgs, welches, ob 
gleich es einem dem russischen Kaiserhause verwandten Für 
stenhause gehörte, von Napoleon doch nicht verschont blieb.
	        

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