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Diese Zeiten brachten zwar unseren Nachbarn jenseits des
Rheins große Drangsale; aber sie hörten nun auf, untertänige
Herrschaften von Kantonen zu sein. Sax, Werdenberg und das
Sarganserland kamen zum Kanton St. Gallen, Maienfeld zu
Graubünden und Graubünden zur Eidgenossenschaft.
Das Kloster St. Luzi mußte der helvetischen Verwaltung
seinen Vermögensstand angeben und an die Kriegskosten bei
tragen. Es besaß in Vorarlberg Lehengüter im Werte von 7255
Gulden, in Liechtenstein solche im Werte von 19.000 fl. AIs
im Jahre 1805 der österreichische Verwalter Fritschner die
Auslieferung aller Akten und Urkunden von St. Luzi ver
langte, verbot dies die Regierung in Chur; nur die Akten der
Pfarrei Bendern durften ausgeliefert werden. Da ließ der
Abt alle Originalurkunden aus dem Benderer Statthalterei
archiv abholen und die Kapitalbriefe „denn die Zinse von die
sen Kapitalien waren einzige Mittel gegen den nagenden
Hunger".
Im Winter 1804 auf 1805 wütete in Balzers das gelbe
Riebet.
Am 24. März 1805 starb Fürst Alois Josef, ohne Kin
der zu hinterlassen. Die Regierung ging also an seinen Bruder
Johann Josef über. Sehr früh trat dieser in die österrei
chische Armee, focht gegen die Türken, dann in den Nieder
landen, in Italien, in Deutschland mit großer Tapferkeit und
Auszeichnung. Der Kaiser ernannte ihn zum Feldmarschall
leutnant und verlieh ihm das Großkreuz des Theresienordens.
In elf Feldzügen und mehr als achtzig größeren und kleineren
Gefechten hatte er bereits gestritten, aber seine kriegerische
Laufbahn war noch nicht zu Ende.
13. Auflösung des deutschen Reiches 1806.
Bisher erfuhr Napoleon die Gunst des Schicksals in
vollem Maße. Als Sieger in so vielen Schlachten und Bän
diger der Revolution stieg er von einer Ehrenstufe zur andern
und wurde, obgleich von bescheidener Herkunft, Kaiser der
Franzosen. Der Papst selbst ward eingeladen ihn zu salben
am 2. Dezember 1804. Die Krone setzte er sich selbst auf. Sein
Übermut war grenzenlos.
Er ließ das neutrale Hannover, ein deutsches Land,
mitten im Frieden besetzen. Vergeblich beschwerte sich der Kö
nig von England deswegen bei dem Reichstage. Den Herzog
von Enghien, einen Nachkommen der französischen Könige, ließ