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Die Franzosen siegten auch hier und drangen nun gegen Wien
vor. Der Fürst Johann von Liechtenstein deckte den Rückzug
und wies die allzu ungestüm vordringenden Franzosen mehr
mals mit blutigen Köpfen zurück. Da erschien Erzherzog Karl
wieder bei der Armee, aber nicht um den Kampf zu erneuern,
sondern um den Frieden herbeizuführen, nach dem alle Her
zen sich sehnten. Er wurde geschlossen zu Luneville am 9. Fe
bruar 1801.
In Feldkirch und in unserer Landschaft hatte man am
22. Februar die sichere Nachricht von dem Abschluß des Frie
dens und groß war die Freude. Die Reichsfürsten genehmigten
den Friedensvertrag; aber die Vollziehung der Friedensbe
dingungen wegen Entschädigung so vieler Beteiligten forderte
lange Beratungen und es wurde eine außerordentliche Reichs
deputation aufgestellt, welche erst nach zwei Jahren ihre Ar
beit vollendete. Deutschland trat das linke Rheinufer an
Frankreich ab. Um die weltlichen Fürsten zu entschädigen,
wurden die geistlichen Fürstentümer säkularisiert, die Reichs
städte bis auf sechs ihrer Souveränität beraubt. Baden, Würt
temberg, Bayern und Preußen erhielten Zuwachs an Land
und Leuten und die ersten zwei die Kurwürde, welche auch
Salzburg und Hessen-Kassel bekamen. Die helvetische Republik
erhielt das Bistum Chur, wogegen sie den Unterhalt des Fürst
bischofs, des Domkapitels und ihrer Diener übernahm, und die
Herrschaft Tarasp. Von auswärtigen Fürsten erhielten Ent
schädigungen in Deutschland die von Toskana und Modena;
jener erhielt Salzburg, dieser den Breisgau, ferner der Fürst
von Oranien-Naffau für seine Verluste in Holland und Bel
gien. Dieser erhielt neben anderem St. Gerold und Blumen-
egg in Vorarlberg und Bendern in Liechtenstein.
War die Art, wie der Krieg von seiten des Reiches ge
führt wurde, für alle, die das deutsche Vaterland liebten,
schmerzlich, so war es noch mehr die Wahrnehmung, wie sein
Gebiet allein zu Entschädigungen erkoren war, und deutsche
Reichsstände auf Kosten ihrer Mitstände sich vergrößerten.
Der Reichstag zählte nun fast lauter fürstliche Stimmen und
die Macht des Kaisers sank zu einem Schein herab.
Wieviel Jammer und Schrecken hatte dieser Krieg unse
ren Voreltern gebracht! Die Wohnungen waren ausgeplündert,
die Vorräte zum guten Teil aufgezehrt; die Ställe standen bei
nahe leer, sogar den Triesenbergern stahlen die Franzosen
Vieh im Werte von 6000 fl.; Geld war keines mehr vorhanden.
Dazu die fortwährende Last der einquartierten Truppen. Durch
die Franzosen wurden die Leute nach Kriegsrecht, von den