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Mailand und Veltlin kamen zur zisalpinischen Republik. Der
Friede zwischen Frankreich und dem deutschen Reiche sollte
durch besondere Bevollmächtigte von seiten des letzteren ge
regelt werden; als Kongreßort ward Rastatt bestimmt.
Inzwischen waren Bevollmächtigte der schwäbischen Kreis
stände zu Ravensburg versammelt, um über die Verteidigung
des Vaterlandes Rat zu pflegen. Von seiten Liechtensteins
wohnte dieser Beratung der Landvogt Menzinger bei. Der
hiesige Stand, so lautete seine Vollmacht, werde nach Verhält
nis zu einem so erhabenen Zweck alles beizutragen sich ange
legen sein lassen (22. Oktober 1797). Aber man kam im An
fang zu nichts und tausend Bedenklichkeiten und Einwendun
gen wurden laut. „AIs der Friede verkündigt worden (berichtet
Menzinger), da ging alles gut und man wurde alsbald einig.
Der hiesige Stand hätte 100 Mann stellen müssen." Der Frie
denskongreß wurde in Rastatt eröffnet am 9. Dezember und
zog sich sehr in die Länge.
Während der Verhandlungen in Rastatt besetzten die Fran
zosen Rom, erklärten es für eine Republik und führten den
Papst Pius VI. gefangen nach Frankreich, weil er zu solchen
Gewalttaten und Beraubungen seine Zustimmung versagte.
Richt minder gelang es ihnen, die alte Eidgenossenschaft der
13 Orte aufzulösen und an ihre Stelle die geeinte helvetische
Republik zu setzen. Seit dem Beginne der französischen Staats
umwälzung waren in verschiedenen Teilen der Schweiz mehr
oder minder bedeutende Unruhen ausgebrochen. Der Grund
zu denselben lag in der Ungleichheit der Rechte, in welchen die
Landschaften zu den herrschenden Städten standen, und in den
Untertanenländern, welche über vielfachen Druck klagten und
frei sein wollten. So klagten die Werdenberger gegen Glarus
und meinten, die Stunde ihrer Befreiung sei gekommen; so
die Veltliner über ihre bündnerischen Oberherren und kün
digten ihnen den Gehorsam auf. AIs Napoleon siegreich in
Mailand einzog, vernahm er die Bitten der Veltliner um Be
freiung vom Joch der drei Bünde und weil von seiten dieser
nichts nachdrückliches geschah, wurde das Veltlin mit der zis
alpinischen (oberitalienischen) Republik vereinigt. Der Volks
ausschuß zu Sondrio legte Beschlag auf das Eigentum bünd-
nerifcher Privaten, das man auf acht Millionen Lire schätzte.
Vergeblich erschienen eidgenössische und bündnerische Abgeord
nete zu Rastatt und baten die Mächte um ihre Verwendung.
Die Franzosen vereinigten auch das Gebiet von Pruntrut
(Kanton Bern), welches zum deutschen Reich gehörte, mit
Frankreich, besetzten das anstoßende Münstertal, nahmen Mühl-