Volltext: Geschichte des Fürstentums Liechtenstein

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Mitten unter den Gefahren des Türkenkrieges war es, 
daß der Kaiser den Abgeordneten der Landschaften Vaduz und 
Schellenberg Gehör gab. Die Hauptstadt Wien war gerade 
damals von 200.000 Türken umlagert und bedroht, aber glück 
lich gerettet. Die Türken wurden durch die Siege des Prinzen 
Eugen von Savoyen zum Frieden gezwungen (1699). Mit den 
Franzosen wurde zuerst ein Waffenstillstand geschlossen; aber 
im Jahre 1688 begann der Krieg wieder. Die Franzosen dran 
gen in das Schwabenland vor; nun erst wurde der Reichskrieg 
erklärt. Der Krieg dauerte sieben Jahre und im Frieden zu 
Ryswyk (1697) behielt Frankreich Straßburg, gab dagegen 
das Breisgau an Oesterreich zurück. Dieser Krieg war es, der 
unseren Landschaften großes Ungemach brachte. 
Der vom Kaiser bestätigte Spruch der kaiserlichen Kom 
mission von 1684, wie der so oft anerkannte und bestätigte 
Vertrag von 1614 bewirkten keine Erleichterung. Winterquar 
tiere, Kreisexekutionen, Betreibungen von seiten der Kapita 
listen, bei denen sich die Landschaft verbürgt hatte, dauerten 
fort und in höherem Maße, da der Türkenkrieg nicht beendigt 
und der französische ausgebrochen war. Dagegen wurden alle 
Gefälle und Leistungen ab Seiten der Herrschaft und der 
kaiserlichen Administration mit unerbittlicher Strenge einge 
trieben. Es mußte auch dem einfältigsten Landmann ein Ver 
fahren höchst verletzend und allem Rechts- und Wahrheitsgefiihl 
widerstrebend vorkommen, nach welchem man das Seinige 
wahrte, das Gut derjenigen aber, die man schützen sollte, förm 
lich preisgab. 
Die Landschaft ermangelte nicht, den Prinzipal-Kommis- 
sarius, den Fürstabt von Kempten, mit Klagen zu bestürmen, 
sowie den Grafen Jakob Hannibal. Endlich, nachdem schon im 
Jahre 1687 Verabredungen zwischen der Herrschaft und Land 
schaft stattgefunden, kam es am 9. April 1688 zu einem neuen 
Vertrag des Schnitzes wegen zwischen den Grafen Jakob Hanni 
bal und Franz Wilhelm einerseits und beiden Landschaften 
Vaduz und Schellenberg anderseits, unter Mitwirkung und 
Vermittlung des Freiherrn Johann von Bodman und des 
Rates Heinrich Heuwell, als der vom Fürstabt bestellten kaiser 
lichen Kommission „zur Erhaltung göttlichen Segens und Er 
werbung guter Ruhe" des wesentlichen Inhalts: 
1. Der anno 1614 des Schnitzes halb geschloffene Vertrag 
bleibt in seinen Kräften und die beiden Landschaften bezahlen 
fürderhin nichts als den darin bestimmten jährlichen Schnitz, 
die eine Hälfte auf Georgi, die andere auf Martini.
	        

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