Volltext: Geschichte des Fürstentums Liechtenstein

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dachte man nicht. Dafür wurde die Landschaft, weil sie sich ver 
bürgt hatte, hergenommen. Die Dienerschaft des Grafen er 
hielt ihren Dienstlohn nicht, auch die Handwerker nicht, die für 
ihn arbeiteten. Der Landvogt Zacharias Furtenbach hatte sich 
für den Grafen verbürgt; die Gläubiger hielten sich an ihn. 
Er wandte sich in seiner Verlegenheit an die kaiserliche Admi 
nistration; aber diese vertröstete ihn, er solle sich gedulden und 
zuwarten. Dem Grafen Jakob Hannibal, dem jüngeren Bru 
der des regierenden Grafen, schoß die Landschaft in seiner 
äußersten Not 200 fl. vor, wofür er ihr eine Versicherung auf 
seine jährlichen Deputatgefälle ausstellte. Unter diesen Um 
ständen ist es nicht zu verwundern, wenn das Volk immer 
schwieriger wurde. Es hatte sich von der kaiserlichen Kommis 
sion schleunige Abhilfe versprochen und sah mit Betrübnis, wie 
die Sache einen gar langsamen Gang nahm, wie die Lasten, 
die ihm wider Recht aufgebürdet worden, nicht abgenommen- 
wurden und die Aussicht in die Zukunft immer mehr und mehr 
sich trübte. Es wurden daher zuerst am Eschnerberg geheime 
Zusammenkünfte gehalten und die Mittel beraten, wie man 
aus diesem Zustande kommen könnte, dann auch in der Land 
schaft Vaduz. Die kaiserliche Kommission, welche davon Kunde 
bekam, hielt diese Versammlungen für so bedenklich und ge 
fährlich, daß sie an den Landvogt schrieb (Kempten, 12. Mai 
1684): „Wie wir vernehmen müssen, stellt man in dortiger 
Landschaft einige sonst höchst verbotene Konventikula an, wo 
durch eint und anderes Unheil, auch gefährliche Empörung zu 
besorgen sein könnte. Der Landvogt soll demnach genaue In 
quisition einziehen und auf dergleichen unruhige Köpfe gut 
Obacht haben, auch dergleichen nachteilige Zusammenkünfte in 
alle Weise hindern und bei schwerer Strafe verbieten." 
Im Juli 1684 erschienen Abgeordnete des Fürstabtes von 
Kempten in Feldkirch und luden Abgeordnete der Landschaft 
und den Grafen Ferdinand Karl zu einer Verhandlung über 
die dem Kaiser eingereichte Klageschrift ein. Von seiten der 
Landschaft erschienen Christoph Anger und Konrad Schreiber 
und widerlegten alle Einwände des Grafen teils durch gültige 
Zeugen, teils durch Urkunden. Sie wiesen nach, wie nur zu 
wahr und begründet alles sei, was in der Klageschrift vorge 
bracht worden. Man habe, sagten sie, aus Achtung vor Sr. 
Majestät manches verschwiegen und in die Klageschrift nicht 
aufgenommen, was sie nun bei diesem Anlaß vorbringen 
wollten. 
Wenn der Graf vorgebe, die Einkünfte seien so gering 
und die Landschaft sollte ein mehreres leisten, so sei die der
	        

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