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3. Graf Franz Wilhelm 1646—1662.
Das wechselnde Kriegsglück brachte die Schweden wieder
holt an den Bodensee, und die Mannschaft aus Vaduz und
Schellenberg mußte jedesmal ausrücken und nach Bregenz
ziehen, wo der Einbruch des Feindes befürchtet wurde. Ein
Sieg der Kaiserlichen bei Tuttlingen entfernte die Schweden
wieder auf einige Zeit; nur Ileberlingen blieb in ihrer Gewalt.
Im Jahre 1646 erschien der schwedische General Gustav Wrän
ge! am Bodensee. Bregenz und das Schloß auf dem Gebhards
berg wurden in Verteidigungsstand gesetzt. In den ersten Ta
gen 1647 rückte General Wrangel in die Nähe von Bregenz.
Das vorarlbergifche Aufgebot sollte die Verteidigung des wich
tigen Paffes übernehmen. Die Mannschaft aus Vaduz und
Schellenberg rückte abermals aus. Von Innsbruck waren 600
Mann reguläre Truppen angelangt; die vorarlbergifchen
Stände wollten aber die Kosten ihrer Unterhaltung nicht über
nehmen und sandten sie zurück im entscheidenden Moment.
Die Schweden umgingen die Verschanzungen von Bregenz; die
Mannschaft, die sie verteidigen sollte, mußte in schnellem Rück
züge ihr Heil suchen, und Bregenz war verloren. Am 4. Jän
ner 1647 drangen die Schweden in die Stadt ein. Man hielt
den Platz für so fest, daß die benachbarten Edelleute aus
Schwaben, auch der Graf von Hohenems, der Abt von Kempten
und andere Herren ihre Kleinodien, Geld und Kostbarkeiten
dahin und in das Kloster Mehrerau in Sicherheit brachten.
Dies alles fiel nun den Schweden in die Hände. Man schätzt
dessen Wert auf vier Millionen Gulden. So strafte die Vor
sehung die Herren und die Stände' von Vorarlberg, daß sie
ihr Gut lieber für den Feind verwahren, als zur Rettung
des Vaterlandes hingeben wollten. Man glaubte nichts an
deres, als daß die Schweden vorrücken und die Pässe nach
Tirol, Graubünden und Italien besetzen würden. Die Schwei
zer legten 7000 Mann zur Bewachung der Grenze an den Rhein
und schickten Abgeordnete an den General Wrangel nach Bre
gen , der sie seiner friedlichen Absichten gegen die Eidgenossen
schaft versicherte. An die Häupter der drei Bünde, die zu
Maienfeld versammelt waren, richtete er ein Dankschreiben
(23. Jänner 1647), daß sie ihm „einen Trunk Wein zu ver
ehren beliebten"; denn er war ein Freund dieser köstlichen
Gabe Gottes. Früher schon hatten sich die drei Bünde an die
Schweden gewendet, sie möchten dahin wirken, daß die Bünde
bald möglichst wieder in den Besitz von Kläven und Worms
gesetzt würden. Auch der Bürgermeister von Basel, der die