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von Bünden ab, nur Kläven hielt sich (19. Juli 1620). Der
spanische Statthalter in Mailand schickte den Abgefallenen
Geld, Kriegsvolk und Geschütz-. Mit Bestürzung und Unwillen
vernahm man das Geschehene in den drei Bünden; man
mahnte Frankreich, Venedig, die Eidgenossenschaft um Hilfe.
Der obere Bund wollte nicht gegen die Katholiken ziehen; aus
dem Gotteshaus- und.Zehngerichtebund zogen bei 2000 Mann
ins Beltlin; sie vermochten nichts gegen die empörten Velt
liner und Spanier. Zu der gleichen Zeit fielen Oberst Bal-
diron und Rudolf von Planta mit etlichen tausend Mann ins
Münstertal und nahmen es; es mußte dem Erzherzog Leo
pold, der in Tirol regierte, huldigen. Auch wurden unter
dem Hauptmann Müller 60 Mann ins Montafon geschickt,
um Prätigau zu bedrohen und die Prätigauer zum Schutze
ihres Tales daheim zu halten. 2000 Berner und 1000 Zürcher
kamen den Bündnern zuhilfe. AIs sie am 9. August 1620 auf
dem linken Rheinufer bei Vaduz und Gutenberg vorbeizogen,
wünschte man ihnen aus diesen Schlössern „mit Trompeten
und Losbrennen etlicher Stück einen guten Morgen". Aber
auch dieser Zuzug richtete im Veltlin nichts aus und es blieb
in der Gewalt der Spanier.
Der obere Bund dachte ernstlich daran, von den beiden
anderen Bünden sich zu trennen, wandte sich an die fünf katho
lischen Orte und erhielt 1500 Mann Hilfstruppen. Mit Spa
nien schloß er ein Bündnis des Inhalts: Veltlin soll an die
Bünde zurückgegeben werden, aber die katholische Religion in
demselben die alleinherrschende sein. Den beiden anderen Bün
den bleibt der Beitritt offen. Diese aber, durch den franzö
sischen Gesandten Guessino bestärkt, griffen zu den Waffen
und zwangen den grauen Bund, dem Bündnis mit Mailand
zu entsagen (1621, März). Da wurde auch Pompeius Planta,
der auf fein Schloß Rietberg im Domleschg zurückgekehrt war,
von Georg Jenatsch überfallen und ermordet.
Zu Maienfeld und im Prätigan war große Aufregung;
man griff zu den Waffen, weil es hieß, der Feind rücke bereits
über die Luziensteig. Die Veranlassung zu diesem falschen Ge
rüchte gab die Gefangennehmung Friedrichs von Tieffenbach,
eines böhmischen Edeln, der im Bad Pfäfers, wo er Linderung
für seine körperlichen Leiden suchte, gefangen und den öster
reichischen Hauptleuten auf Gutenberg ausgeliefert wurde.
Wegen dieses Fanges geschahen Freudenschüsse aus der Feste
Gutenberg, welche das Gerücht alsbald in einen feindlichen
Angriff auf die Luziensteig verwandelte. Der unglückliche
Tieffenbach gehörte zu den Reformierten, hatte zur Erhebung