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Ehur ab und errichteten ein anderes zu Davos. Es sollte die
Akten der Strafgerichte von Thusis und Chur prüfen. Dieses
neue Strafgericht faß bis in den Mai des folgenden Jahres,
bestätigte die zu Thusis gefällten Urteile, verfolgte vorzüglich
die Katholiken und spanisch Gesinnten, sandte Richter mit
ausgedehnten Vollmachten ins Veltlin und Abgeordnete an
Friedrich V. von der Pfalz, welcher sich zum König von Böh
men aufgeworfen hatte, und versprach ihm Beistand, da er
für die evangelische Sache streite. Oesterreich aber wurde der
Durchpaß für Pulver und Munition aus Italien abgeschlagen.
Die katholischen Fähnlein, welche zu Ems standen, wur
den durch Gesandte von Zürich, Bern und Glarus zur Heim
kehr gemahnt: ihre Sache sollten sie rechtlicher Entscheidung
überlassen. Auch die katholischen Orte der Eidgenossenschaft
mahnten zur Ruhe. Da hieß es: Rudolf Planta fei zu Balzers
angekommen, Pompeius, sein Bruder, komme ebenfalls dahin.
Die Engadiner berichteten den Bundeshäuptern, die Ob- und
Untervaltasner nähmen sich der Verbannten an, welche sich
an Mailand, an die sieben Orte und nach Innsbruck um Hilfe
gewandt hätten. Eie hätten bereits so viel an letzterem Orte
erlangt, daß man mit Kornsperre drohe, wenn man die Ver
bannten nicht einlasse. Sie eiferten heftig gegen die spanisch
Gesinnten. Engadin, sagten sie, habe das Recht, Frevler und
Verräter zu bestrafen. In Mailand werde Kriegsvolk geworben
und in den an die Bünde grenzenden Landschaften würden
Wachen ausgestellt und mehrten sich die Zusätze.
Unter solchen Befürchtungen verging das Jahr 1619. Die
Feste Gutenberg wurde mit Mannschaft besetzt. Auch auf dem
Schlosse zu Vaduz hielt Graf Kaspar eine starke Besatzung,
und überall in den Landschaften Vaduz und Schellenberg war
Wachsamkeit empfohlen.
Die Veltliner klagten gegen Bünden, sie seien unterdrückt
an der Seele, an der Ehre und an Leib und Gut. Der katho
lischen Kirche werde das Einkommen entzogen und den Prädi
kanten gegeben; es werden ihnen Amtleute gegeben, die dazu
nicht taugen und bloß darnach trachten, ihre Säckel zu spicken.
Um Geld sei das Recht feil und dazu kämen noch die gräulichen
Taten der Strafgerichte. Die Traktate zwischen Veltlin und
Bünden seien verletzt, dem Bischof die Rechte, die er in Veltlin
habe, entrissen und er selber vertrieben. Sie trachteten daher
das Joch der Bündner abzuwerfen. Eine im Finstern ange
zettelte Perschwörung kam zum Ausbruche. Jakob Robustelli,
der vertrieben worden, fiel ins Land. Die Sturmglocken läu
teten, die Reformierten wurden ermordet; ganz Veltlin fiel