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verlangen, daß das neue Wuhr nicht weiter geführt werde.
Die Balzner antworteten, sie hätten zum Schutze ihrer Felder
das Wuhr machen müssen. Wenn jemand gegen dasselbe sich
zu wehren hätte, wären es die Sarganser, nicht die Wartauer.
Sie bleiben bei den alten Briefen. Nachdem die Parteien bis
zu ihrem Aufhören zum Worte gekommen waren und der
Augenschein an Ort und Stelle genommen war, entschieden
die Richter mit ihren Zusätzen wie folgt: 1. Das neue Wuhr
darf 108 Klafter lang sein und gehen von den zwei Kreuzen,
die vorne am Ellberg, genannt Freienberg, am Anfang des
Wuhres in den Berg gehauen sind, und zeigen in die Mitte
der tiefen Runse, die am Schollberg berabgeht. 2. Vom unter
sten Markstein, der an dem Wartauer untersten Wuhr gesetzt
ist sei das Maß 275 Klafter und die Richtung gehe vom ge
nannten Markstein „die Gredi übern Rin unter Triftn ins
Mittel der Grafen großen Wingarten".
Im Jahre 1552 hatte ein Landsturm stattgefunden, bei
dem die Mannschaft nach Rankweil auszuziehen hatte. Da
der Herzog Moritz von Sachsen mit einem Heere den Kaiser
Karl V. gegen Innsbruck verfolgte, hielt man auch Vorarlberg
für bedroht. Die Mannschaft von Vaduz, Schellenberg und
Blumenegg mußte sogar nach Bregenz ausrücken. Die von
Rankweil und Sulz verlangten dann für die Verköstigung
derselben Bezahlung, was der Landvogt Juvenalis Kreder aber
auf Grund der früheren Vereinbarung nicht zugeben wollte.
Seine Mannschaft sei ja zum Schutze Vorarlbergs ausgerückt
und werde doch wenigstens die Kost verdient haben.
Mit dem Freiherrn Ulrich Philipp von Hohensax wurde
im Jahre 1555 in Betreff der hohen und niederen Gerichts
barkeit, des Fahrs zu Ruggell, der Fischerei und anderer
Gerechtsame ein Abkommen getroffen, ebenso mit der Stadt
und Herrschaft Feldkirch wegen der Wein- und Gütersteuer,
wegen des Güteranfalls und den Reichsanlagen. Es wurde be
stimmt, daß jeder da steuern soll, wo er wohne.
Im deutschen Reiche war Ferdinand I., der Bruder
Karls V., als Kaiser gefolgt (1556—1564). Karl V., als der
ältere Bruder, hatte Spanien, die Niederlande und die Be
sitzungen in Italien und Amerika erhalten, Ferdinand dage
gen die deutsch-österreichischen Provinzen, welche er durch Er
werbung von Ungarn und Böhmen vermehrte. Ludwig, Kö
nig von Ungarn und Böhmen, fiel bei Mohacz gegen die Tür
ken, und Ferdinand 1. trat nun als Erbe diese Reiche an. Nie
stand das Haus Habsburg höher; es gebot in der alten und
neuen Welt. Ungarn jedoch mußte Ferdinand sich erst erkäm-