Volltext: Geschichte des Fürstentums Liechtenstein

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Kastellan von Muß und dem Grafen von Hohenems, der öster 
reichischer Vogt zu Bludenz war, ging das Gerücht, daß sie 
sich verschworen hätten gegen die drei Bünde und dieselben 
von Norden und Süden zu überziehen gedächten. Da nun 
der Abt mit beiden Herren bekannt war, auch Kenntnis von 
dem Plane des Bischofs Paul hatte, zu Gunsten des Erzprie 
sters Jakob Angelus abzudanken, und überhaupt in der Ver 
teidigung seines Glaubens und seiner Rechte große Festigkeit 
bewies, gab dies alles seinen Feinden den Vorwand, ihn ge 
fangen zu setzen und vor ein Strafgericht zu stellen. Er habe, 
lautete die Anklage, bei Nacht und Nebel die Kostbarkeiten 
seines Klosters fortgeschafft, stehe mit den Feinden der Repu 
blik im Briefwechsel, habe das Bistum verkaufen und das Va 
terland verraten wollen. — Theodor Schlegel stammte aus 
einem angesehenen bürgerlichen Geschlechte der Stadt Ehur, 
zeichnete sich durch Gelehrsamkeit, Rednergabe und Festigkeit 
des Charakters aus, und war weit entfernt von den Verbre 
chen, die man ihm vorwarf. Standhaft behauptete er feine 
Unschuld und selbst die grausamen Qualen der Folter ver 
mochten ihm kein Geständnis der Schuld auszupressen. Den 
noch mußte sein Haupt fallen (23. Jänner 1529). Das Kloster 
St. Luzi kam unter die Verwaltung des Rates von Chur. 
Den Mönchen war es gelungen, ihre wichtigsten Schriften und 
Dokumente nach Bendern zu retten; sie selbst begaben sich 
ebenfalls dorthin und 12 Jahre lebten sie dort ohne Abt, bis 
sie ?. Georg Feuerstein zu dieser Würde erhoben. Ein Jahr 
hundert verging, ehe sie wieder nach St. Luzi zurückkehren 
konnten. — Der Propst von Klosters im Prätigau machte es 
anders; er zog die Mönchskutte aus und nahm ein Weib. Die 
Leute von Klosters nahmen die Güter der Propstei zu ihren 
Handen. Umsonst suchten die österreichischen Landvögte in 
Prätigau dem Abfall zu wehren. Allenthalben wurde die 
Messe abgeschafft und die neue Lehre angenommen; nur mit 
Mühe erhielt sich noch auf einige Feit das Kloster Churwalden. 
In der Eidgenossenschaft drohte die Spaltung zwischen 
den katholischen und zwinglischen Orten in offenen Krieg aus 
zubrechen. Die fünf katholischen Orte hielten deshalb Rat zu 
Feldkirch mit dem Grafen Rudolf von Sulz und etlichen Re 
gierungsmitgliedern von Innsbruck (1529). Darauf ließ Graf 
Rudolf zu Vaduz und am Eschnerberg ein Verbot ausgehen: 
keiner, der in den genannten Herrschaften gesessen sei, dürfe 
seine Kinder außer Landes an Anhänger Zwinglis oder Lu 
thers verheiraten; sollte dies aus Irrtum oder Unwissenheit 
geschehen, so sollen solche, die mit Neugläubigen ein Eheband
	        

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