Volltext: Geschichte des Fürstentums Liechtenstein

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5. Graf Viktor II. Die Stiftung von Psäfers. 
Zu diesen Zeiten war St. Luzi in Chur eine Pflanzschule 
der Bildung von Geistlichen und Weltlichen, bis die Schulen 
in St. Gallen und Reichenau alle in der Nähe verdunkelten. 
Othmar, ein Jüngling aus Alemannien, kam nach Chur 
zum Grafen Viktor, um dort in den Wissenschaften unterrichtet 
zu werden. In St. Luzi wurde er in göttlichen Dingen unter 
richtet, wurde Priester und stand später der Kirche des hl. 
Florin zu Remüs mit solchem Eifer vor, daß der Ruhm seiner 
Tugenden über die Grenzen Rätiens erscholl. Der Zentgraf 
des Thurgaues, in dessen Bezirk St. Gallen lag, erbat sich ihn 
zum Abt für dieses Kloster und Viktor II. willfahrte seiner 
Bitte (720). St. Othmar wurde der erste Abt von St. Gallen. 
Er legte den Grund zum darauf folgenden goldenen Zeitalter 
seines Stiftes in Bezug auf Wissenschaft und klösterliche Dis 
ziplin. Rach langer und segensreicher Wirksamkeit wurde er 
auf seiner Reise nach Konstanz von zwei Gaugrafen aufge 
griffen und starb 6 Monate darauf im Kerker (759). 
Damals nahm auch das Gotteshaus Pfäfers seinen An 
fang. Der hl. Pirmin, ein Stifter und Reorganisator vieler 
Klöster, kam nach Rätien. Er war auch der Gründer des 
Benediktinerklosters Pfäfers. Die Sage berichtet: Bei Marsch 
lins sollte das neue Gotteshaus errichtet werden. Als man 
das Holz dazu zimmerte, verwundete sich ein Arbeiter und 
sein Blut benetzte die Holzspäne. Siehe, da erschien eine weiße 
Taube, nahm einen blutigen Span in den Schnabel, flog auf 
eine waldige Anhöhe ob Ragaz. Diesem Zeichen folgte der 
hl. Pirmin, und wo die Taube den Span fallen ließ, da ward 
das Kloster gebaut. Der Heilige empfahl die noch junge Stif 
tung dem Abte Etho von Reichenau, welches Kloster bereits 
in hohem Rufe stand. Auch der Graf Viktor II. sandte an 
ihn, um Bücher und tüchtige Männer für die rätischen Klöster 
zu erhalten. Der Abt Etho schickte 12 Mönche nach Pfäfers. 
Baldebert, ein Schüler des hl. Pirmin, war der erste Abt 
daselbst; er wurde nach dem Tode des Vigilius auf den bischöf 
lichen Stuhl von Chur berufen. St. Pirmin starb im Jahre 
753 und sein hl. Leib ruht in der Jesuitenkirche zu Innsbruck. 
Graf Viktor II. hatte von seiner Gemahlin Theusinda 
mehrere Söhne, von denen Zacco II. seinem Vater im Grafen- 
amt folgte, Tello aber zur Bischofswürde gelangte. 
Bor diesem Bischof hatte der hl. U r s i z i n den bischöf 
lichen Stuhl von Chur inne. Er war ein Verwandter der 
Grafenfamilie und Abt des Klosters Disentis. Er stand mit
	        

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