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von Augsburg überlassen sei, und dieser an seiner Statt den
Freiherrn Ulrich von Hohensax und den Johann Truchseß von
Waldburg dafür bestellt hatte, fand am 30. Mai 1503 zu Feld
kirch die Verhandlung statt, an der Bischof Heinrich persönlich
anwesend war. Bald darauf aber begannen die Gewalttätig
keiten gegen den Bischof von neuem. Von Leuten aus dem
Engadin und aus der Stadt Chur wurde er im Juni 1503
in seinem Schlosse in Chur überfallen und nach Fürstenau
abgeführt. Nur durch die tatkräftige Einsprache des Rates von
Zürich und der Eidgenossenschaft erhielt er die Freiheit wie
der. Müde solcher Leiden erklärte er sich dann bereit, für
sein Bistum einen Administrator anzunehmen, und ernannte
als solchen den späteren Bischof Paul Ziegler. Erst im Jahre
1506 baten die Übeltäter von 1503 den Bischof um Verzeihung
und erhielten die Absolution von den durch den Papst über
sie verhängten Kirchenstrafen. Bischof Heinrich zog sich nun
nach Straßburg zurück, wo er ein Kanonikat hatte und starb
im Jahre 1509.
Als die Bündner Maienfeld und Prätigau in ihrer Ge
walt hatten, brachen sie nach dem Engadin auf. Aber die
Tiroler hatten unterdessen das Münstertal besetzt und alle
Gotteshausleute mußten zu Oesterreich schwören; wer nicht
schwur, wurde als Gegenpfand für die Gefangenen von Maien
feld weggeführt. Da die tirolifche Kriegsmannschaft sehr lang
sam sich sammelte, entrissen ihnen die Bündner das Münster-
tal wieder, überfielen die Tiroler und schlugen sie bei Räu
bers. Später rückten die Tiroler ins Lager ein, 8000 Mann
stark. Ins Walgau zu ziehen und den Walgauern zu helfen,
dazu waren sie nicht zu bewegen. Dagegen unternahmen sie
einen Raubzug ins Engadin, streiften bis Pontalt, mordeten,
brannten zehn Ortschaften nieder und zogen, nachdem sie sich
eine Brandschatzung an Geld und allem Vieh hatten geben
lassen, zurück. Für die Sicherheit der Zahlung nahmen sie 30
der angesehensten Engadiner als Geiseln mit. Die Einwohner
mußten, soweit der Zug ging, dem Kaiser schwören.
Die Eidgenossen wie die Bündner trafen nun große
Rüstungen. So lange Gutenberg und Feldkirch in Feindes
Gewalt blieben, war ihnen der Besitz des Walgaues unsicher;
sie konnten von diesen festen Punkten aus immer bedroht
werden und mußten eine ansehnliche Macht in diesen Gegen
den halten. Eine mutige Schar Eidgenossen drang über den
Rhein mit Äxten bewaffnet. Sie rückte an die Tore von
Gutenberg bei der äußeren Ringmauer, zwischen welcher und
der Feste sich viel Vieh befand. Mit großer Kühnheit drangen