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Unter solchen Umständen erneuerte Bischof Johann IV.
das eilte Bündnis mit Oesterreich und mit Tirol (1423). Er
belehnte den Herzog Friedrich mit dem Schenkenamt und den
dazu gehörigen Gütern im Prätigau, mit Aspermont und den
Lehen in Tirol. Die Irrungen, welche später zwischen dem Bi
schof und dem Herzog entstanden, schlichtete Kaiser Sigismund
und zwei Jahre später Wolfhart von Brandts als Obmann
eines Schiedsgerichtes (1433).
Da die Bürger von Chur sich nicht an den Spruch von
1423 hielten und den Bischof in Ausübung feiner Rechte
hemmten, wandte sich dieser an seine Dienstmannen und
Gotteshausleute, die nun die Stadt bedrohten; wenn sie über
den Spruch von 1423 hinausgehe. Auch an Bestätigung seiner
Rechte von Seite des Kaisers Sigismund fehlte es dem Bi
schof nicht. Aber in der Hand eines waffenlosen Kirchenfürsten
nützten diese Rechte wenig, zumal bei den Fortschritten, welche
die Freiheit im oberen Rätien machte. Im Jahre 1424 ent
stand der obere Bund, an dem der Abt von Disentts mit seinen
Untertanen, die Freiherren von Räzüns mit ihren Gemeinden,
die Grafen von Sax mit ihren Leuten, Graf Hugo von Wer
denberg mit den Leuten zu Trins und Tamins, die Ammänner
und Leute im Rheinwald, Schams, Tschappina und Tusis teil
nahmen.
Jener Graf Hugo war der letzte der Grafen von Werden-
berg zu Heiligenberg. Sein Bruder Rudolf starb kinderlos
vor ihm. Heiligenberg erwarb Hugo im Jahre 1416. Sein
Oheim Albrecht der Jüngere hatte es an Herzog Friedrich ver
kauft. Als dieser aber in Acht und Bann kam, bemächtigte sich
Hugo der Burg und Grafschaft und ließ sie sich von Kaiser
Sigismund bestätigen. Er starb im Jahre 1428 kinderlos.
Eine Schwester war an. Peter von Hewen vermählt, wodurch
die oberrätischen Besitzungen Hohentrins und Tamins mit Zu
behör an das Geschlecht der Herren von Hewen kamen.
Es blühte von dem Werdenberger Stamm nur noch die
Sarganser Linie in Churrätien und ein Zweig derselben in
Schwaben, die sich von Albeck und Langenau schrieb. Diese
teilte sich in die Linien der Grafen von Werdenberg-Albeck
und in die zu Trochtelfingen. Die erstere erlosch um 1400.
Die Trochtelfinger Linie erwarb Sigmaringen, Beringen,
Iungnau und Dietfurt. Sie nahm ihren Sitz zu Sigmaringen
und Graf Hans von Trochtelfingen machte Ansprüche auf
Heiligenberg und auf die Güter in Churrätien. Er brachte
es dahin, daß ihm Heiligenberg zugesprochen wurde. Kaiser
Sigismund belehnte ihn damit. Aber schon mit den Enkeln