Volltext: Geschichte des Fürstentums Liechtenstein

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Throne (476) und nahm ihn selber in Besitz, nannte sich aber 
nur König von Italien. So gab die göttliche Vorsehung das 
abendländische Reich in die Gewalt der Deutschen und berief 
sie zu einer großen Bestimmung. 
Die Hauptsorge des neuen Königs ging dahin, sein Reich 
zu befestigen und seinen Deutschen Land und feste Wohnsitze 
anzuweisen. Jeder Römer mußte ein Drittel seiner liegenden 
Gründe ihnen abtreten; dafür schützten sie Land und Leute. 
Also lebten zwei Nationen neben einander in Italien, ver 
schieden an Sprache, Sitten und Gesetzen; denn der Deutsche 
behielt sein Volksrecht bei. 
Aber nur 17 Jahre dauerte Odoakers Herrschaft. Da 
brachen die O st g o t e n in Italien ein, und ihr König Theo 
dorich ermordete ihn (493) treulos. Run waren die Ostgoten 
die Gäste der Römer und traten in das Drittel der Leute des 
Odoaker ein. Theodorich war ein tüchtiger Regent und sein 
Name war hochgeehrt bei den Deutschen. Er verwendete sich 
für die Alemannen bei Klodwig dem Frankenkönig, der sie 
bei Zülpich geschlagen hatte, und nahm sie in seinen Schutz 
(496); ja er gestattete ihnen, sich in Rätien niederzulassen und 
gab ihnen daselbst Ländereien. So lebten hier neben den alten 
Landeinwohnern, die romanisch sprachen, die deutsch redenden 
Alemannen, die sich mit ihren stammverwandten Nachbarn, 
den Sueven (Schwaben) vereinigt hatten, weshalb sie dann 
bald Alemannen, bald Schwaben genannt wurden. 
Rätien wurde nun wieder geteilt in das tirolische Rätien 
(Rätia prima) und das churrätische (Rätia secunda). 
Theodorich war Arianer, doch übte er Duldung gegen 
die katholische Kirche; nur in einigen Fällen konnte er den 
Barbaren nicht verleugnen. Rätien freute sich seiner Fürsorge. 
Dem Kriegsobersten Servatus, welchen er dahin abschickte, 
trug er auf: die Grenzen der Provinz mit Mannschaft wohl 
zu schützen und gute Aufsicht zu halten. Fremden und Heiden 
soll er nur mit Vorsicht den Eintritt gestatten, und stets vor 
Augen halten, daß Römer seiner Obhut anvertraut seien; 
darum sollen seine Soldaten mit den Rättern, als Bürgern, 
auf friedlichem Fuße leben. Rätien sei ein Grenzwall für 
Italien und gleichsam ein Netz, *) in welchem der Feind leicht 
gefangen werden könne, der von dieser Seite in Italien ein 
zudringen wage. Dem Manarius, einem rätischen Manne, 
der bei ihm geklagt hatte, daß ihm die Breonen seine Sklaven 
*) Eine Anspielung auf den Namen Rätien, den er von dem 
lateinische Wort rets — Netz ableitete.
	        

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