Volltext: Geschichte des Fürstentums Liechtenstein

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gestellt werden. Den Vorstehern der Stadt Chiavenna schrieb 
der Kaiser und befahl ihnen, nach altem Herkommen, den 
Bischöfen gehorsam und gewärtig zu sein. Er gestattete ihnen 
zu Fürstenau Stock und Galgen und das Recht daselbst einen 
Wochenmarkt und zwei Jahrmärkte zu halten, und befahl allen 
Angehörigen des deutschen Reiches, die sich auf dem Gebiete 
des Gotteshauses niederlassen, dem Bischof nach Gewohnheit 
der anderen Gotteshausleute zu dienen; doch sollen sie für 
ihre Person und ihr Eigentum jeder Zeit freien Abzug ha 
ben. Dem Bischof Peter bestätigte Karl IV. die Privilegien 
aller seiner Vorfahren im Reiche und verlieh ihm das Recht 
„Hellermünz" zu schlagen; doch sollen diese Münzen in Schrot 
und Korn denen des Bischofs Marquard von Augsburg gleich 
sein. Er nahm den Bischof Peter mit Land und Leuten in 
seinen und des Reiches Schutz, versetzte ihm die Steuer der 
Stadt Lindau und befahl den Städten in Schwaben, dem Bi 
schof, wenn er darum bitte, zuhilfe zu kommen. Da der Bischof 
auch über das Kloster Disentis sein Aufsichtsrecht beanspruchte, 
wandte sich dasselbe an den Papst, der es in seinen unmittel 
baren Schutz nahm. Zur Tilgung der Schulden nahm der Bi 
schof Zuflucht zu Steuern, die er allen Gotteshausleuten, geist 
lichen und weltlichen auferlegte. Eine Reliquie der hl. Emerita 
ließ er in Silber fasten und stellte die erste Orgel in der Dom 
kirche aus, die er selbst ausgezeichnet spielte. Geistlichkeit, Mini 
sterialen und Abgesandte der Landschaften waren sehr unzu 
frieden über ihn, weil er fortwährend außer Landes war und 
die ganze weltliche Verwaltung des Bistums den österreichischen 
Herzogen überlassen hatte. Ein altes Urbar macht dem Bischof 
den Vorwurf, er habe viele Güter verpfändet, den Betrag 
für sich behalten und nach der Resignation fortgenommen. 
Ganz unrichtig scheint diese Behauptung nicht zu sein. Die 
Reihe der Verpfändungen, welche er machte, ist außerordentlich 
groß. Seine vielen Reisen und der sehr häufige und lange 
Aufenthalt am Hofe verschlangen große Summen. Am 29. 
Jänner 1367 kamen die Domherren, Dienstmänner und Ab 
geordnete der Landschaften und der Stadt Chur zusammen 
und beschlossen, so lange dieser Bischof regiere, keinen Pfleger 
in weltlichen Dingen anzunehmen, der nicht mit ihrem Willen 
gesetzt sei. Auch dürfe der Bischof ohne ihre Einwilligung nichts 
verkaufen oder versetzen. Bischof Petrus war ein Freund der 
Klöster. Er hatte für die bischöflichen Funktionen Weihbischöfe, 
doch nahm er auch selbst viele Pontifikalhandlungen vor. Im 
Jahre 1368 war er beim Papste in Avignon, wurde auf Vor 
schlag des Königs Bischof von Leitomischl in Böhmen, dann
	        

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