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Verrichtungen bei diesem Attentate vorzunehmen, stürzte auf
dem Wege nach Meran vom Pferde und blieb tot. König Lud
wig hatte sich in frecher Weise über die Gesetze der Kirche
hinweggesetzt. An eine Versöhnung mit dem Oberhaupte der
Kirche war daher nicht mehr zu denken. Eigenmächtig ließ
Ludwig durch ein förmliches Gericht die Scheidung der Ehe
mit dem Prinzen von Böhmen aussprechen und trotz des Hin
dernisses der Blutsverwandtschaft die neue Vermählung feiern.
Ueberdies belehnte er seinen Sohn Ludwig nicht bloß mit
Tirol, sondern auch mit Kärnten. Auf solche Weise verletzte
der König die Kirche, welche allein über Gültigkeit von Ehen
zu entscheiden hat; er verletzte die Böhmen und die Herzoge
von Oesterreich, die ein Recht auf Kärnten hatten. Böhmen
und Oesterreich vereinigten sich nun gegen den König. Sie
suchten Helfer und wandten sich auch an die Grafen Hartmann
zu Vaduz und Rudolf von Feldkirch, und sie versprachen
ihnen, mit 24 Helmen und 200 Mann zu Fuß zu helfen. Doch
unterblieb der Zug.
Jene Ehescheidung aber und das voreilige Haschen nach
Tirol brachte dem König keine guten Früchte. Papst Kle
mens VI., der Nachfolger Benedikts XII., lud ihn zur per
sönlichen Unterwerfung nach Avignon und dachte bereits
daran, ihm einen Gegenkönig zu erwecken. Ludwig schickte
zwar eine Unterwerfungsschrist nach Avignon, aber sie ge
nügte dem Papste nicht. Derselbe belegte den Ludwig von
Brandenburg und seine vorgebliche Gemahlin Margaretha mit
dem Banne und die Grafschaft Tirol mit dem Interdikt. Im
Dintschgau hörte jeglicher Gottesdienst auf; auch der König
blieb mit den kirchlichen Zensuren belastet. Infolge dieser
Vorgänge verlor er in den weitesten Kreisen sein Ansehen
und sank immer mehr zu einem Schattenkönig herab. Die
Fürsten wurden überdies durch die Vermehrung seiner Haus
macht mißgestimmt. Der Papst mahnte nun zur Wahl eines an
dern Königs und die Mehrzahl der Kurfürsten entsprach die
sem Wunsche. Im Juli 1346 wählten sie den Sohn des Kö
nigs von Böhmen, Karl IV., zum König von Deutschland.
König Ludwig rüstete zum Kriege, starb aber schon im fol
genden Jahre plötzlich auf der Bärenjagd.
Der Bischof Ulrich von Chur war unentwegt auf der
päpstlichen Seite gestanden. Er hatte auch persönliche Gründe,
den Baiern feindlich gesinnt zu sein, denn der neue Graf von
Tirol gefährdete auch die Besitzungen des Bistums. Daher
verband sich der Bischof mit dem Herzog Albrecht von Oester
reich und mit dem neuen König Karl IV. AIs er aber mit