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1317 erklärte er, daß mit dem Tode Heinrich VII. die Gewalt
der von ihm ernannten Reichsstatthalter in Italien erloschen
sei; in Ermangelung eines Kaisers falle die kaiserliche Gewalt
an den heiligen Stuhl zurück, von dem sie ausgegangen sei,
und wer ohne Erlaubnis des Hl. Stuhles in solcher Eigen-
schaft amte, verletze die Rechte der Kirche. Trotzdem sandte
Ludwig den Grafen von Reifen mit einigen hundert Reitern
dem Galeazo Visconti in Mailand zu Hilfe, ermutigte die
papstfeindlichen Gibellinen und ernannte Reichsbeamte in Ita
lien. Da tat Papst Johann XXII. ihn in den Bann. Die deut
schen Stände, besonders die Städte, hielten treu zu Ludwig.
Im Jahre 1327 zog der König nach Italien. Die Gibellinen
strömten ihm zu. In Mailand setzte er sich die lombardische
Krone auf; dann zog er in Eilmärschen auf Rom zu; mit
4000 Reitern und einem Gefolge von gebannten Prälaten
und Irrlehrern kam er in die ewige Stadt und nahm Woh
nung im Vatikan. Im St. Petersdom ließ er sich gegen das
Verbot des Papstes krönen durch einen abtrünnigen Bischof,
setzte eigenmächtig Bischöfe seiner Partei ein und gedachte den
Kirchenstaat und Neapel für sich einzuziehen. Am 18. April
1328 erklärte er feierlich die Absetzung des Papstes Jo
hann XXII. und einige Tage darauf ließ er einen übel be
leumdeten Mönch zum Papst ausrufen, der sogleich neue Kar
dinäle ernannte und dem König nochmals die Kaiserkrone auf
setzte. Nun wendete sich aber sein Glück. Am 4. August mußte
er mit seinem Papste Rom verlassen; das Volk warf ihnen
Schimpfwörter und Steine nach. Rom trat zum Gehorsam
gegen Johann XXII. zurück. Auf einem Kongreß zu Pisa
sprach der König über diesen Papst das Todesurteil. Aber
es half ihm so wenig, daß sein Gegenpapst sein Vergehen bald
einsah und sich demütig dem wahren Papste in Avignon zu
Füßen warf und andere Anhänger des Baiern sich mit dem
Papste aussöhnten. Reichbeladen mit Schimpf kam Ludwig
zu Weihnachten in Trient an. Doch wurde er in Deutschland
gut aufgenommen, nachdem er sich mit dem Hause Habsburg
und deren Freunden ausgesöhnt hatte.
In Churrätien hatte der mächtige Freiherr Donat von
Vaz zu Ludwig dem Baier gehalten. Unter seinem Schutze
standen die eingewanderten Wallisergemeinden im Rheinwald
und zu Davos und mit den Waldstütten war er verbündet.
Dagegen war er der erbittertste Gegner des Bischofs Rudolf,
der die mächtigste Stütze Oesterreichs und des Papstes in un
seren Gegenden war. Der Bischof rief alle seine Freunde und
Dienstmannen zu den Waffen und sammelte ein zahlreiches