IX. Abschnitt.
Die Grafen von Werdenberg.
1. Gras Rudolf I. Kaiser Friedrich II.
Graf Rudolf, der ältere der beiden Söhne Hugos I. von
Montfort, ist der erste, der sich einen Grafen von Werdenberg-
Sargans nannte und auf der Burg zu Werdenberg seinen
Sitz nahm. Sein Leben fällt in eine äußerst unruhige und
stürmevolle Zeit; wir wissen aber nicht, welchen Anteil er an
den Ereignissen nahm, die das deutsche Reich so tief er
schütterten. Seine Gemahlin war Klementa von Kyburg, die
ihm zwei Söhne: Hugo I. und Hartmann I. gab. Letzterer
war der jüngere; er gründete die Linie zu Sargans, während
Hugo I. zu Werdenberg blieb.
Damals regierte im Reich Kaiser Friedrich II., Hein
richs VI. Sohn. Er wurde im Jahre 1220 zum Kaiser ge
krönt, ordnete sein Erbreich Sizilien und Apulien und berief
im Einverständnis mit dem Papste einen Reichstag nach Cre-
mona; aber er erfuhr abermals den Widerstand der lombar
dischen Städte, die ihren Bund erneuerten und den deutschen
Ständen die Pässe nach Italien verlegten, daß sie den Reichs
tag nicht besuchen konnten. Da sprach Friedrich die Acht über
sie aus und durch den Bischof von Hildesheim den Bannfluch,
legte dem Papst feine Beschwerden gegen die Lombarden
schriftlich vor und bat um dessen Vermittlung. Der Kaiser
fügte sich dem Ausspruch des Papstes in dieser Sache, ob
wohl er seinen Wünschen nicht entsprach. Rach vieljährigem
Zögern, leeren, nie ernstgemeinten Versprechungen infolge
dessen tausende von Menschenleben und ein fester Platz nach
dem anderen für die Christen im hl. Lande verloren gingen,
weshalb er sich den Bann des so betrogenen und für die Be
freiung des hl. Landes begeisterten Papstes zuzog, unternahm
er endlich im Jahre 1228 den Kreuzzug ins hl. Land. Durch
Vertrag gewann er Jerusalem und Nazareth und einige andere
Orte zurück und schloß einen Waffenstillstand auf 10 Jahre.
In der Kirche des hl. Grabes setzte er sich selbst die königliche