des Triumphgefühls über sein Gesicht. «Aha, Musch-
ter!» rief er und schwang siegesfroh meine grosse
Kopfbürste. Darauf war ich nicht gefaßt gewesen. Sein
Einfall war nicht übel, denn gewiß kann jedes einzelne
Ding als ein «Muschter» seiner Gattung betrachtet
werden. Glücklicherweise befanden sich die vermeint-
lichen Muster keineswegs mehr in musterhaftem Zu-
stande und ich unternahm es daher, ihm den Unter-
schied zwischen Muster und Muster klarzumachen.
Die Verhandlung dauerte ziemlich lange und während
derselben hatte der finstere eidgenössische Kollege,
der vom andem Rheinufer aus das Ganze mitange-
sehen, sich nach und nach über die Brücke herüber
gemacht. Die Verhandlung über meine Seife und Pan-
toffeln wurde dadurch eine internationale, an der sich
drei Mächte, Österreich, Liechtenstein und die Schweiz
beteiligten. Das Votum der letzteren entschied die
Sache zu meinen Gunsten; meine «Muschter» durften
ungehindert passieren.
Wie zwischen Buchs und Schaan, so verbindet auch
zwischen Sefelen und Vaduz eine Holzbrücke das Für-
stentum mit der Eidgenossenschaft. Seit etwa zehn
Jahren erst; früher geschah die Verbindung durch Schif-
fe. Zwischen beiden setzt die eiserne Gitterbrücke der
Eisenbahn mit Hilfe eines Mittelpfeilers über den Fluss.
Die Kosten der Holzbrücken wurden zu einem Drittel
von den schweizerischen, zu zwei Dritteln von den
liechtensteinischen Gemeinden bestritten; im Fürsten-
tum herrscht noch jetzt eine gewisse Gereiztheit
darüber, daß die Schweizer sich zu keinem christ-
licheren Verhältnis herbeilassen wollten. Überhaupt hat
der kleine Staat, obgleich ihm die Weisheit seines
Fürsten alle Ausgaben für Kriegswesen und andere un-
nötige Dinge vom Halse geschafft, nicht wenig für sei-
ne Existenz aufzuwenden. Lebt er doch in fortwähren-
dem Kriege mit dem Rhein, der, aus den Eisschluchten
des Rheinwaldthales hervorbrausend, trotz Seiner
Jugend schon in möächtiger Breite dem Bodensee
zueilt. Nur die starken steinemen Dämme, auf deren
Erhaltung ein grosser Teil der Jahreseinkünfte des Für-
stentums verwendet wird, hindern es, dass er binnen
wenigen Jahren den ganzen Staat in eine wüste
Schutt- und Geröllhalde verwandle. Die vielen Kies-
flächen, Lachen und Tümpel des Überschwemmungs-
zebiets, das man ihm wenigstens für seine dringend-
sten Tollheiten freiwillig überlassen hat, geben einen
Begriff davon, wie andernfalls das ganze Land qaus-
sehen müßte. Außer diesem einen Kriegszustand hat
aber das Fürstentum (bekanntlich oder nicht) auch
noch einen anderen. Im Jahre 1866 ging es mit Öster-
reich gegen Preußen und als der Friede geschlos-
sen wurde, dachte niemand an die kleine Macht,
welche da unten zwischen Vorarlberg und der
Schweiz eingekeilt, ordentlich unangreifbar ist. Die
Liechtensteiner sagten auch kein Wort, ihre geographi-
sche Lage erlaubt ihnen ja, mit den meisten Staaten
der Welt in ewigem Kriege zu leben. Die Mauem ihres
Landes sind Österreich und die Schweiz und die
schießt selbst Krupp nicht durch. Es ist daher auch gar
nicht zu wundern, daß Liechtentein den unbeendigten
Krieg gegen das siegreiche Preußen-Deutschland sehr
bequem erträgt. Früher, als es noch dem deutschen
Bunde angehörte und daher auf dauerhaften Frieden
rechnen konnte, hatte es eine Armee von hundert
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