Volltext: Feldmarschall Johann Fürst von Liechtenstein und seine Regierungszeit im Fürstentum

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vielfach ganz unfähigen Ratgebern, die teils zur Fortsekung 
des Krieges, teils zum Abschluß des Friedens drängten, den 
zum Temporisieren neigenden Kaiser noch unschlüssiger machten 
und eine einheitliche, zielbewußte Leitung nicht auffommen 
ließen, dort Napoleon, ein militärisches Genie allerersten 
Ranges, ein Feldherr, der alles wunderbar überblickte, fest 
und unbeugsam in seinen Entschlüssen, rücksichtslos in deren 
Ausführung, von Truppen umgeben, denen er alles zumuten 
konnte. 
Daß unter solchen Umständen die Zahl der Friedens- 
freunde von Tag zu Tag zunahm, war nur zu begreiflich; es 
gelana dem Fürsten, welcher unterm 10. September 1809 
zum “*ldmarscha"l ernannt worden war und damit die höchste 
Stufe der militärischen Hierarchie erklommen hatte, schließlich 
auch dem Kaiser *:e Überzeugung beizubringen, daß bei dem 
damaligen Zustande der Armee vie Aussichten eines kriege- 
rischen Un rnehmens äußerst gering wären; so wurde denn 
der Fürst bei einem Kronrate, der am 25. September unter 
Vorsitz des Kaisers Franz stattfand, damit betraut, neuerliche 
FriedenSunterhandlungen mit Napoleon einzuleiten; die bis- 
herigen Verhandlungen zwischen Metternich und Champagny 
waren er22bnislos geblieben. Der Fürst, der wohl voraus- 
sah, daß ihm schwere Tage bevorstehen würden, wollte sich 
der ihm gestellten, ebenso verantwortungsvollen als undank- 
baren Aufgabe nur unterziehen, wenn ihm eine unbedingte 
Vollmacht zum Friedensabschlusse gegeben würde, die er end- 
lich auch -- allerdings nicht ohne Schwierigkeiten =- erhielt. 
Napoleons Zorderungen waren groß; zwar war er von 
seinem ursprüng... ien Begehren, nur auf Grund des von 
ihm in Österre. errungenen Besitzstandes abzuschließen, 
äbgegang. 1, immerym beharrte er auf der Abtretung eines 
Gebietes mit 3/2 Millionen Einwoynern und auf einer Kriegs- 
entschädigun. von 190 Millionen Gulden; alle Bemühungen 
des Fürsten, „tapoleon milder zu stimmen, mußten scheitern, 
weil diejer sich seiner Überlegenheit voll bewußt war. Kaiser 
Franz willigre endlich in die Gebiet8abtretungen ein, nur in 
die Zahlung der begehrten 100 Millionen wollte er sich nicht 
einlassen; die ohnehin trostlose Lage der Staatsfinanzen schien
	        

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