Mann an Mann, mit Todesverachtung gegen die Elemente kämpfend.?®
Doch alles vergebens! Bei Schaan durchbrachen die wilden Fluten den
rechtsufrigen Damm auf einer Länge von 300 Metern und ergossen
sich in die Ortschaft und weiter in das liechtensteinische Unterland.
30 km? Kulturland wurde überschwemmt. Ein ungeheuerlicher
Schaden, wie ihn Liechtenstein noch nie kannte, wurde angerichtet.
Der größte Teil der Wassermassen nahm den Weg durch die Gemein-
den Schaan, Eschen, Mauren, Gamprin und Ruggell.
Das alles geschah gegen 7 Uhr abends. Dann senkte sich die schaurige
Nacht herab auf die gurgelnden Wasser, die in rasender Eile die Ort-
schaften und die in der Talsohle liegenden Häuser durchfluteten. Jam-
mernde Rufe durchgellten die Nacht; Menschen verstummten im
Wassergrabe.
Beinahe das gesamte Unterland sah einem See gleich, der sich bis zu
4 km ausdehnte. Tief standen die Häuser im Wasser. Menschen
winkten von den Dächern, um Hilfe bittend.
Rettungsmannschaften von nah und fern fanden sich an den Stätten
des Schreckens und des Unglücks ein. Soldaten aus der Schweiz und
Österreich kamen, um ihren in Not geratenen Nachbarn zu helfen.
Für all diese Retter galt das Lied vom „braven Mann“. Unter kundiger
Leitung, im Verein mit geübten Sonderkräften, gelang es ihnen, den
entfesselten Strom in sein altes Bett zu zwingen. Hilfsbereite Men-
schen aus 20 Ländern und aus vier Erdteilen waren nach Liechtenstein
gekommen zum Werke der Nächstenliebe, des Friedens und der
Freundschaft. Durch Wochen und Monate hindurch widmeten sie sich
dem Wiederaufbau. Groß war die finanzielle Hilfe des Landesfürsten
Johann IT. und groß die des Auslandes.
Ein Chronist, der die Überschwemmüngsgebiete besuchte, schrieb u. a.
folgende Zeilen:
„Welch schreiende Gegensätze zwischen dem st. gallischen und liech-
tensteinischen Rheintal! Hier Ruhe und Frieden in der Natur, dort
Aufruhr und Verderben. In den schweizerischen Auen prächtige Mais-
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