nach dem Süden. Einige davon machten an der Nordgrenze halt,
andere hingegen wurden in das Land vorgetragen und haben
innerhalb Liechtensteins eine Abstufung hervorgerufen, die zur ein-
gangs erwähnten Mannigfaltigkeit in den heutigen lautlichen Verhält-
nissen führte. Daraus erklärt sich die Tatsache, daß zwischen der
Mundart im südlichen Liechtenstein und jener im vorarlbergischen
Walgau in mancher Hinsicht eine deutliche Ähnlichkeit beobachtet
werden kann.?” Die Erklärung für diese Ähnlichkeit der beiden Mund-
arten liegt darin, daß früher auch im nördlichen Liechtenstein die
gleiche Mundart gesprochen wurde, wie heute im südlichen Teil des
Landes und im vorarlbergischen Walgau. Ursprünglich bestand
in ganz Liechtenstein eine einheitliche Aussprache und Übereinstim-
mung mit jener im vorarlbergischen Rheintal, wie im Ill- und Kloster-
tal. Durch das Eindringen der schweizerischen Entsprechung wurde
der Zusammenhang mit dem südlichen Liechtenstein und dem vorarl-
bergischen Rheintal unterbrochen.
Der Mundartenforscher Prof. L. Jutz aus Innsbruck stellte fest, daß
nördlich von Schaan eine deutliche Mundartgrenze quer durch Liech-
tenstein verläuft. Weitere Unterschiede zwischen den Mundarten im
Norden und Süden des Landes treffen in Schaan selbst aufeinander.
Diese Mundartgrenze steht in direktem Zusammenhang mit der ehe-
maligen Herrschaftsgrenze zwischen Vaduz und Schellenberg.
Auch die heutigen Grenzen des Fürstentums in Norden und Süden
haben sich als Mundartgrenzen erwiesen. Es bestehen zahlreiche und
wesentliche Unterschiede zwischen den Mundarten Liechtensteins und
jener der Bündner Herrschaft.
Die Mundart in Triesenberg ist, wie sich aus der Tatsache, daß der
Triesenberg eine Walsersiedlung ist, vermuten läßt, walserisch und
hebt sich scharf von den Mundarten des Tales ab. Sie zeigt den glei-
chen Charakter wie die Mundarten im deutschen Wallis, in den
schweizerischen Walsersiedlungen und den Vorarlberger Walserorten.
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