DIE LIECHTENSTEIN-GEMÄLDEGALERIE
D ie vorbildliche Förderung der schönen Künste gehörte seit jeher
zu den ausgesprochenen Traditionen des fürstlichen Hauses von Liech-
tenstein, deren Frucht die Liechtenstein-Gemäldegalerie, die wertvollste
Privatsammlung auf dem Kontinent, bildet. Kunstfreunde dieses reichen
und für die edelsten Blüten menschlicher Kulturarbeit begeisterten
Feudalgeschlechtes haben sie geschaffen. Bis in dieses Jahrhundert
wurde sie durch Neuerwerbungen vermehrt. Trotzdem hat sie ihr Ant-
litz einer großen Galerie des Barockzeitalters bewahrt. Bezeichnend
für dieses Antlitz ist vor allem die reiche Fülle an Werken bestimmter
Epochen und Schulen.?®
Die Fürsten von Liechtenstein hatten schon im Mittelalter künst-
lerische Kostbarkeiten gesammelt.?! Erstmals lassen sich Gemälde im
Besitze Hartmann II. von Liechtenstein (1544—1585) feststellen. Um-
fangreicher war jedoch der Bilderbesitz seines Sohnes Karl I. (1569—
(627), der als erstes Mitglied des Hauses Liechtenstein die erbliche
Fürstenwürde errang. Schon Ende des 16. Jahrhunderts hatte sein
Kunstbesitz die Aufmerksamkeit des sammelfreudigen Kaisers Ru-
dolf IT. erregt.
Karl Eusebius (1611—1684), Sohn Karl I. war ein besonderer Lieb-
haber der Malerei. Er ist es, der den Bilderbesitz durch planmäßige
Ankäufe vermehrte und durch die Erwerbung zahlreicher Gemälde
der niederländischen Maler der Galerie bis auf den heutigen Tag die
Richtung gab. Sein Kontakt zum Wiener Kunsthandel: ermöglichte
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