Volltext: Balzers - vom Bauerndorf zur Industriegemeinde

Vor genau 50 Jahren, im November 1926, besuchten vier Schüler aus Balzers die 
Realschule in Vaduz. In den zwanziger und dreissiger Jahren gingen jeweils 
etwa 10 Balzner in die Realschule (alle Klassen zusammen). 
Im Schuljahr 1976/77 sind es beinahe hundert Kinder (Stand Mai 1976: 96 Schü- 
ler), die allein die Realschule in Balzers besuchen; da auch die Realschule in 
Vaduz (Viertklässler), das Institut St. Elisabeth in Schaan, das Liechtensteinische 
Gymnasium und weiterführende Schulen im Ausland von Jugendlichen unserer 
Gemeinde besucht werden, ist die Zunahme der Realschul- und Mittelschulabsol- 
venten offensichtlich. 
Die oben stehende Tabelle zeigt, dass die höheren weiterführenden Schulen im 
Zuge der Industrialisierung unseres Dorfes in den letzten 30 Jahren stetig an 
Attraktivität für die Balzner Jugendlichen gewonnen haben. Die Zahl der Acht- 
klässier bzw. der Oberschüler ist auf unter 30 % eines Jahrganges gesunken 
Dies zeigt deutlich, wie stark der berufliche Erfolg in der Industrie von einer guten 
Ausbildung abhängig geworden ist. Soziale Positionen sind in vermehrtem Masse 
erwerbbar geworden — damit ist eine gewisse Aufstiegsmöglichkeit durch die 
industriegesellschaft geschaffen worden. Diese Aufstiegsmöglichkeiten werden 
von der Balzner Bevölkerung aber zu wenig wahrgenommen, was im folgenden 
ıoch gezeigt werden soll. 
Betrachtet man die Zahlen für Knaben und Mädchen, so fällt auf, dass die Mäd- 
chen nicht nur im Gymnasium, sondern auch in der Realschule untervertreten 
sind. Während sich an der Realschule langsam ein Gleichgewicht bildet, scheint 
das Gymnasium und das Hochschulstudium auch heute noch vorwiegend den 
Knaben vorbehalten. «Wohl kann im Kindergarten und in der Primarschule kaum 
von einer Benachteiligung der Mädchen gesprochen werden, aber in den weiter- 
führenden Schulen schrumpft ihr Anteil mehr oder weniger zusammen. In jedem 
demokratischen Staat ist dieser Zustand unhaltbar geworden. Wer die Rechts- 
und Chancengleichheit propagiert, kann die heutigen Zustände nicht-mehr ver- 
teidigen. Wir wissen aus eigener Erfahrung, wie vielen hochintelligenten Mädchen 
aus einer ultrakonservativen Einstellung der Eltern heraus in unserem Land 
immer noch die Chance zu einer ihnen entsprechenden Bildung verschlossen 
bleibt.» (Leonhard Voat, 1970.} 
Seit 1937 gibt es in Liechtenstein ein Gymnasium. 1941 wurde dem damaligen 
Collegium Marianum durch den Landesschulrat das Maturitätsrecht zuerkannt. 
Seither haben dort 18 Schüler mit Wohnsitz in Balzers die Maturaprüfungen er- 
folgreich abgelegt. Das entspricht 31,5% der insgesamt 57 Schüler der Jahr- 
gänge 1936—1956, die in die erste Gymnasialklasse eingetreten sind. Beinahe 
70 % sind also vor dem Abschluss ausgetreten und haben die Schule gewechselt 
Schüler am 
Gymnasium
	        

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